
© Sascha Keirat (A)
Sporttrainer und Musiker: Corona trifft Boris Golubovic doppelt hart
Sport und Corona
Viele Berufsgruppen leiden unter der Corona-Krise. Existenzen sind bedroht. Gleich doppelt betroffen ist Boris Golubovic – er verdient sein Geld als Hauptamtlicher beim VfL Ahaus und Musiker.
„Ich darf im Moment gar nichts machen“, sagt Boris Golubovic ein wenig frustriert. Die Corona-Krise bremst den 54-Jährigen auf ganzer Linie aus. Eigentlich ist er es gewohnt, viel unterwegs, viel unter Menschen zu sein. Sowohl beruflich, als Hauptamtlicher beim VfL Ahaus, als auch in der Freizeit, zum Beispiel als Gitarrist der Bands „Nork“, „Little Nork“ und „The Balkan Beach Boom Blasters“ oder auch als Gitarrenlehrer.
Sportbetrieb ruht komplett
Das alles liegt seit Montag komplett brach. „Ende der letzen Woche ging alles ganz schnell“, erinnert sich Golubovic. Zunächst wurde der Spielbetrieb im Westdeutschen Basketball Verband ausgesetzt, Golubovic ist da als Trainer der Bezirksligamannschaft des VfL involviert.
Am Freitag kündigte dann auch der VfL als größter Ahauser Sportverein an, sein Sportzentrum auf unbestimmte Zeit zu schließen. Das bedeutet: ab sofort keine Kurse mehr in den Bereichen Fitness, Gesundheit und Kraftsport. Damit fällt auch für Boris Golubovic ein beachtlicher Teil seiner täglichen Arbeit weg. Zu guter Letzt kam dann auch noch das Aus für die Tennis-Abteilung hinzu, wo der Montenegriner mehrere Trainingsstunden die Woche gibt.
So gibt es für Golubovic derzeit wenig zu tun beim VfL. „Wir Hauptamtlichen konnten ein paar Kleinigkeiten erledigen, Dinge in unseren Sporträumen desinfizieren oder am Telefon sitzen und die Fragen unserer Mitglieder beantworten – davon gibt es im Moment reichlich.“ Dennoch seien das alles keine tagesfüllenden Aufgaben.
Und auch an den Abenden lässt es der 54-Jährige derzeit gezwungenermaßen ruhiger angehen. An Gitarrenunterricht ist nicht zu denken, genauso wenig an Auftritte mit seinen Bands. „Alle Konzerte, die für die nächsten Wochen geplant waren, sind abgesagt. Zum Beispiel hätten wir auch beim Jazzfest in Gronau spielen sollen“, erzählt Golubovic.
Hoffnung auf Solidarität
Für ihn fallen damit auch Einkünfte weg. Doch große Existenzangst spürt der Ahauser derzeit noch nicht. „Natürlich macht sich jeder im Moment Sorgen, aber ich hoffe einfach, dass das alles bald überstanden ist.“
Er sei sich sicher, dass der VfL Ahaus alles daransetzen werde, seine Mitarbeiter so gut es geht weiter zu bezahlen und hoffe, dass die Mitglieder vielleicht nicht auf jeden Euro pochen, den sie für einen ausgefallenen Kurs bereits gezahlt haben. Stichwort Solidarität. Und letztlich auch darauf, dass am Ende die Politik einspringt und finanzielle Verluste zumindest teilweise ausgleicht.
Bis dahin werde er das Beste aus der schwierigen Lage machen. „Ich poste zurzeit viele Videos bei Facebook, in denen ich Gitarre spiele. Ich glaube, das freut einige Leute, die jetzt den ganzen Tag zu Hause verbringen müssen. Außerdem überlege ich, ob der Gitarrenunterricht vielleicht auch über Skype möglich ist.“
Grundsätzlich halte Golubovic die ergriffenen Maßnahmen der Regierung - so sehr ihn selbst auch belasten - für absolut richtig. „Ich denke, dass mittlerweile jedem klar ist, worum es geht. Dass gerade junge Leute das Virus in sich tragen können, ohne es zu merken, und es dann an Ältere oder Kranke weitergeben. Die Gesundheit muss jetzt einfach an erster Stelle stehen. Alles andere kommt schon wieder in Ordnung.“
Anfang des Jahrtausends von der Nordseeküste ins Münsterland gezogen und hier sesshaft geworden. Als früher aktiver Fußball-, Tennis- und Basketballspieler sportlich universell interessiert und immer auf der Suche nach spannenden Geschichten.
