Vorbild Holland: So verändern Vereine aus der Region Tennis für Kinder

© Sascha Keirat

Vorbild Holland: So verändern Vereine aus der Region Tennis für Kinder

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Weil der Spielbetrieb des Verbands nicht ganz ihren Vorstellungen entspricht, haben mehrere Vereine aus der Region ein eigenes Modell für Kindertennis entworfen. Die Idee stammt aus Holland.

Heek

, 09.07.2019, 05:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

In einer Ecke des Tennisplatzes sind zwei Tonnen aufgestellt. Eine gelbe und eine weiße. Drei Kinder stürmen darauf zu und werfen jeweils einen Ball in eine der beiden Tonnen. Jeder dieser Behälter ist einer Mannschaft zugeordnet. Das Team, dessen Tonne am Ende mehr Filzkugeln beinhaltet, hat gewonnen. Nicht die Erfolge des Einzelnen, sondern die der Mannschaft zählen. Das ist ein wesentliches Merkmal der Kleinfeldrunde für Kinder, die mehrere Vereine aus der Region in dieser Saison ins Leben gerufen haben. Mittlerweile beteiligen sich sieben Klubs aus Ahaus, Heek, Stadtlohn und Vreden daran.

„Viele sind überfordert“

Am Anfang dieser Idee stand das Problem, dass die offiziellen Meisterschaftsspiele des Westfälischen Verbands für viele Vereine offenbar nur schwer durchzuführen waren. Das erklärt Thomas Homann vom VfL Ahaus, der die Kleinfeldrunde mit Vertretern anderer Vereine initiiert hat. „Im offiziellen Spielbetrieb geht es nicht nur um die Spiele an sich, sondern auch um Geschicklichkeitsaufgaben, die bewältigt werden müssen.“ Diese werden ebenfalls gewertet und fließen in das Endergebnis der Spiele mit ein.

„Viele Vereine sind damit überfordert oder scheuen den Aufwand und haben deshalb keine Mannschaft für den Spielbetrieb gemeldet“, so Thomas Homann. „Deshalb haben wir uns überlegt, für die Kinder ein neues, zusätzliches Angebot neben dem Training zu schaffen. Diese Art von Turnieren habe ich das erste Mal in Holland gesehen.“

Auch Union Wessum beteiligt sich an der neuen Spielrunde.

Auch Union Wessum beteiligt sich an der neuen Spielrunde. © Sascha Keirat

Von diesem Angebot – es ist das dritte Turnier dieser Art – machen an diesem Sonntagvormittag auf der Anlage des Heeker TC 35 Kinder im Alter von fünf bis zehn Jahren Gebrauch. Nachdem sie in zwei Gruppen aufgeteilt worden sind, spielen parallel jeweils ein Kind aus der einen und eines aus der anderen auf den Kleinfeldern in einem Tiebreak gegeneinander. „Es spielen auch Jungs gegen Mädchen, wir achten aber darauf, dass die jeweiligen Gegner ungefähr auf dem gleichen Spielniveau sind“, so Thomas Homann. Wer gewonnen hat, darf einen Ball in die Tonne seines Teams werfen. So kann ein Kind auch all seine Spiele verlieren und später trotzdem zur Siegermannschaft gehören. Leistungsdruck soll so vermieden werden.

Der Westfälische Verband sieht die Idee im Ahauser Raum „mit einem lachenden und einem weinenden Auge“, wie Jugendbildungsreferent Torsten Vogel sagt. „Grundsätzlich ist es natürlich immer schön, wenn sich Vereine zusammentun und etwas für die Kinder machen. Wenn der Hauptgrund dafür aber ist, dass sie mit dem offiziellen Spielbetrieb nicht zufrieden sind, ist das allerdings schade und nicht in unserem Sinne.“

„Immer wieder Diskussionsstoff“

Die motorischen Übungen, die in der Altersklasse U8 mit in die Ligawertung einfließen, bestehen aus einer Wurf-, Sprint, Prell- und Slalomstaffel. „Diese Elemente gehören unserer Meinung nach zu einer ganzheitlichen Tennisausbildung dazu“, so Torsten Vogel. Er räumt aber ein, dass dieses Modell immer wieder für Diskussionsstoff zwischen Funktionären und Trainern sorge, weil der Aufwand eben höher sei, als wenn einfach nur gespielt werde. Thomas Homann erklärt dazu, dass die Motorik bei vielen hiesigen Vereinen im normalen Training geschult werde.

In Ahaus und Umgebung erfreut sich die neue Spielidee offenbar wachsender Begeisterung. „Anfangs waren es etwa 16 Kinder, jetzt sind es 35, und mit den Sportfreunden Graes ist noch ein neuer Verein dazugekommen“, so Thomas Homann. Schon vorher waren die Ahauser Klubs VfL und Grün-Weiß sowie Union Wessum, BW Stadtlohn und RW Vreden dabei. Jeder Verein soll ein Turnier pro Saison ausrichten. Homann: „Wir sind mal gespannt, wie sich das Ganze noch entwickelt.“

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