
© Michael Schley
Lockerungspläne im Fußball: „Wir müssen dann auch ehrlich zu uns sein"
Corona-Krise
Kontaktlos wäre Fußballtraining im Freien aktuell schon möglich. Die Vorgaben sind aber enorm. Und so warten viele bis Ende Mai ab. In Heek startet man am heutigen Freitag einen Versuch.
Am 6. Mai sind mit den überraschend umfangreichen Lockerungsplänen in Nordrhein-Westfalen auch den Sportvereinen einige Türen geöffnet worden, auch den Fußballabteilungen. Echter Kontaktsport soll zwar erst in der vierten Stufe der Pläne nach dem 30. Mai möglich sein, doch kontaktlos können Freiluftsportarten wie eben auch Fußball schon jetzt durchgeführt werden.
Jeweils in Abstimmung mit den Städten und Gemeinden geht das Gros der Vereine in der Region die Herausforderung mit Bedacht und Geduld an.
Die Vorgaben sind neben der Abstandsregel enorm. So dürfen keine sanitären Anlagen geöffnet werden, es sind Anwesenheitslisten zu führen, umfassende Hygienerichtlinien sind aufzustellen, Zugangskonzepte zu erarbeiten, Verantwortliche zu benennen und vieles mehr.
Ziele und konkrete Pläne fehlen
Unter diesen Prämissen haben unter anderem die beiden „ranghöchsten“ Vereine im Altkreis Ahaus, die SpVgg Vreden und Eintracht Ahaus, weiter bis einschließlich 31. Mai den Trainingsbetrieb ausgeschlossen. „Wir begrüßen die Entwicklung“, teilt die Eintracht auf ihrer Homepage mit. Doch unter den aktuellen Auflagen sei ein „entsprechender Trainingsbetrieb unmöglich“. Man warte die neue Lockerungsstufe ab und stimme sich mit den zuständigen Entscheidungsträgern ab.
„Unter den bis Ende Mai gültigen Auflagen macht ein Training keinen Sinn. Ab Juni - sofern möglich - werden wir sicher die eine oder andere Einheit einlegen, so ganz wasserdicht ist der Saisonabbruch ja noch nicht. Vornehmlich wird der Spaßfaktor im Mittelpunkt stehen“, erklärt Frank Wegener, Coach der ersten Mannschaft. Das Problem bleibe – auch wenn man dann wieder ein wenig das Gefühl am Ball und für die Gemeinschaft erhalte: „Wir leben doch im luftleeren Raum, es gibt keine konkreten Pläne. Und ohne Ziel fällt die Motivation für Sportler schwer.“
Geduld beibehalten und Zeit nutzen
An ihren Hygienekonzepten arbeiten aktuell die beiden Stadtlohner Vereine SuS und DJK. Diese gilt es dann noch der Stadt vorzulegen. „Wir müssen abwarten, inwiefern unsere Trainer unter diesen Bedingungen unsere Angebote überhaupt wahrnehmen können und wollen“, berichtet Günter Boll, Fußballabteilungsleiter der DJK.
Frank Rohmann, Coach der A-Liga-Mannschaft, wiegelt schon ab: „Ganz ehrlich: Für mich ist das so weit weg, im Grunde Quatsch. Lasst uns doch alle die Geduld beibehalten und die Zeit positiv nutzen.“ Zum Beispiel für die Kaderplanung oder die Planung der Sommervorbereitung, die bei den meisten Vereinen komplett neu überarbeitet werden muss.
Heeks Erste agiert als „Versuchskaninchen"
Einen etwas anderen Weg geht man in der Dinkelgemeinde. Beim SV Heek startet am heutigen Freitagabend eine Art „Versuchsballon“. „Wir haben mit der Gemeinde Heek einen Hygiene- und Ordnungsplan aufgestellt, den wir am Freitag zunächst mit der ersten Mannschaft einmal in der Praxis testen wollen“, so Spielertrainer Rainer Hackenfort. Nach der Einheit könne man schon Aufschlüsse gewonnen haben, ob es Sinn macht oder auch nicht.
„Da müssen wir dann auch ehrlich zu uns selbst sein. Ich denke dabei vor allem an die Umsetzbarkeit im Jugendfußball“, so Hackenfort. Er spricht vor allem die Vereine mit enorm großen Nachwuchsabteilungen an: „Da geht es dann nicht zuletzt um die Kapazitäten.“ Und zudem stehen die Sommerferien bald vor der Tür. Dass diese Übungseinheit kein „qualitatives Training“ zulasse, ist Hackenfort bewusst: „Passspiel, Torschuss, ein wenig was an der Murmel machen. Das war es dann aber auch.“
Hygienekonzept in der Kürze der Zeit kaum umsetzbar
Die Zeit bis Ende Mai wird sich auch der SuS Legden geben. „Das werden wir auf der Vorstandssitzung am 26. Mai besprechen“, berichtet der Vorsitzende Christian Dieker. In der Kürze der Zeit sei ein derart umfangreiches Konzept kaum sinnvoll umsetzbar, man müsse auch schauen, was letztlich tatsächlich für NRW beschlossen werde.
Beim 1. FC Oldenburg bringt es der Vorstand in einem Rundschreiben auf den Punkt: „Vor allem steht die Gesundheit aller natürlich klar im Vordergrund, so dass wir Stand heute trotz des großen und nachvollziehbaren Wunsches, endlich wieder zusammen gegen den Ball treten zu können, den Trainingsbetrieb nach wie vor ruhen lassen.“
30. Mai nur eine Richt- und Zielgröße
Ob ab dem 30. Mai tatsächlich Kontaktsport möglich sein wird, dass hatte Andrea Milz, NRW-Staatssekretärin für Sport und Ehrenamt, kurz nach der Publikation der Laschet-Pläne relativiert. Der 30. Mai sei lediglich eine „Richt- und Zielgröße“, an die man sich „nicht festklammern“ dürfe. Neu bewertet würde die Lage eben am 30. Mai.