
Chris Harmeling (M.), hier noch im Trikot des FC Oeding II, hat sich nun auch in der ersten Mannschaft zum Goalgetter entwickelt. © Sascha Keirat
Chris Harmeling: Vom Westfalenliga-Torwart zum A-Liga-Knipser
Fußball-Kreisliga A
Zur neuen Saison tauchte Chris Harmeling plötzlich im Kader des FC Oeding in der A-Liga auf. Am Sonntag schoss er seine Mannschaft dann direkt zum Sieg. Und das als gelernter Torwart.
Ein Blick zurück: Vor vier Jahren trat Chris Harmeling als Fußballer kürzer. „Wir haben gebaut, daher hatte ich natürlich nur noch wenig Zeit“, erklärt der Oedinger. Zur Saison 2021/22 schloss er sich dann der zweiten Mannschaft des FC an, um sich in den Untiefen der Kreisliga D aus Spaß an der Sache fitzuhalten. In diesem Sommer kam dann ein überraschender Anruf.
Eigentlich habe Chris Harmeling auch in dieser Spielzeit, nach dem knapp verpassten Aufstieg in die C-Liga, bei der Reserve bleiben und als Co-Trainer noch mehr Verantwortung übernehmen wollen. Zu Beginn der Vorbereitung klingelte dann aber das Smartphone, Jeroen van der Veen, Spielertrainer der Oedinger Ersten, war dran. „Er hat gefragt, ob ich in einem Testspiel aushelfen kann, weil er zu wenig Spieler hatte“, erzählt Harmeling.
Nach einer Trainingseinheit mit der Mannschaft saß er im Test gegen die SpVgg Vreden II auf der Bank, wurde eingewechselt und erzielte direkt das einzige Tor der Oedinger bei der 1:5-Niederlage. Und offenbar waren die Trainer van der Veen und Guido Rave angetan von den Eindrücken ihres ehemaligen Torhüters. Sie boten ihm einen Platz im Kader an. „Ich habe gerne bei der Zweiten gespielt, aber wenn die Erste anfragt, hat sie schon Priorität“, sagt Harmeling.
„Mit der Entwicklung nicht gerechnet“
So hat er im Alter von 32 Jahren noch mal eine Laufbahn als Knipser in der Kreisliga A gestartet. „Chris ist einfach ein Stürmertyp, den wir so noch nicht im Kader hatten“, sagte Guido Rave schon im Laufe der Vorbereitung. Und auch in die Saison ist Harmeling stark gestartet, stand in den bisherigen beiden Partien gegen den FC Epe II (4:1) und die Sportfreunde Graes jeweils in der Startelf. Am Sonntag schoss der Mann mit der Rückennummer 42 den FC mit seinen beiden Treffern gegen die Graeser zum 2:1-Sieg und damit an die Tabellenspitze.
„Für mich ist das auf jeden Fall eine überraschende Entwicklung, mit der ich vor ein paar Jahren sicherlich nicht gerechnet hätte“, sagt Harmeling. Denn ursprünglich lag sein Talent vor allem im Verhindern von Toren. So stand er von 2012 bis 2015 im Westfalenliga-Kader der SpVgg Vreden und absolvierte 65 Spiele für die Blau-Gelben. Es folgte 2015 die Rückkehr zum Heimatklub nach Oeding.

Chris Harmeling, hier 2012 im Derby gegen den SuS Stadtlohn als Torwart der SpVgg Vreden © Bernhard Matmann
Hier entwickelte Torwart Harmeling allmählich auch seinen Spaß am Toreschießen. Er durfte mehrfach die Strafstöße für die Mannschaft treten und sammelte damit viele Treffer – insgesamt stolze 19 in seiner Zeit als Torhüter.
2018 machte der Keeper, von Beruf Zimmermann, dann erst einmal Pause. Hochzeit und Hausbau standen im Vordergrund. Fitgehalten habe er sich zwar im Fitnessstudio oder auf dem Tennisplatz mit Freunden. Doch bei der Rückkehr zum FC Oeding, als Stürmer in der zweiten Mannschaft, habe er schon festgestellt, dass hier noch mal eine andere Fitness gefordert ist.
„Man braucht schon eine andere Kondition, das habe ich wohl gemerkt“, so Harmeling. Und auch an die Laufwege im Angriff habe er sich, speziell jetzt im Kreis der ersten Mannschaft, erst einmal gewöhnen müssen. „Meine Mitspieler unterstützen mich da aber sehr gut.“
Somit schlüpft der ehemalige Keeper wieder ein Stück weit in die Rolle des Lehrlings. „Und das, obwohl schon die ersten grauen Haare durchkommen.“
Anfang des Jahrtausends von der Nordseeküste ins Münsterland gezogen und hier sesshaft geworden. Als früher aktiver Fußball-, Tennis- und Basketballspieler sportlich universell interessiert und immer auf der Suche nach spannenden Geschichten.
