Damit hatte am Montagabend, 24. April, keiner der Anwesenden in der Ratssitzung gerechnet. Unter Punkt 12 ging es um „Mitteilungen der Verwaltung“. Bürgermeister Dieter Berkemeier erklärte den Ratsmitgliedern, dass die Türen von Rathaus und Bürgerservice vorerst geschlossen blieben. Wer rein wolle, müsse klingeln. Es werde ab sofort eine strenge Einlasskontrolle erfolgen, erläuterte er die Maßnahme und blickte dabei in die bestürzten Gesichter der Ratsleute.
Als Grund dafür nannte er wiederholte und sich häufende Drohungen gegen die Mitarbeiter der Gemeindeverwaltung durch psychisch erkrankte Leistungsempfänger. Vornehmlich betroffen seien die Beschäftigten im Fachbereich eins, Bürgerservice und Soziales. „Sie alle haben vielleicht in der Münsterland Zeitung von dem Vorfall am vergangenen Dienstag, 18. April, gelesen“, richtete er sein Wort direkt an die Ratsmitglieder.
Gegen 16 Uhr kam es an besagtem Dienstag zu einem Polizeieinsatz auf der Mühlenstiege. Ein in der dortigen Notunterkunft für Flüchtlinge und Obdachlose untergebrachter 32-jähriger Legdener hatte diesen ausgelöst. Er hatte gegenüber Mitarbeitern der Verwaltung eine Drohung ausgesprochen, aufgrund der diese die Polizei alarmierten.
Psychiatrische Einweisung
Bei Eintreffen der Einheiten in den Räumen der Gemeindeverwaltung konnte der Legdener jedoch nicht mehr angetroffen werden. Die Polizisten fuhren daher zur Unterkunft des Legdeners, wo sie ihn tatsächlich antrafen und ihn schlussendlich in eine psychiatrische Einrichtung einwiesen.
Auffällig waren bei diesem Fall die Parallelen zu einer erst im März stattgefundenen Gerichtsverhandlung. Auch bei dieser waren Bedrohungen und sogar ein angekündigter Amoklauf gegen die Mitarbeiter der Gemeindeverwaltung durch einen 32-jährigen Legdener Hauptbestandteil.
Der Bürgermeister ging in der Ratssitzung am Montag nicht auf Einzelfälle ein. Zum Schutz der Mitarbeiter habe man sich aber zu dieser drastischen Maßnahme entschlossen, erklärte er den Anwesenden.
Unterstützungsangebot
Herbert Feldhaus, CDU-Ratsherr, stellte daraufhin die Frage, ob die Mitglieder des Gemeinderates vielleicht noch irgendwas für die Mitarbeiter der Verwaltung tun können. Das verneinte der Bürgermeister. Die Beschäftigten seien bereits in einem Training, das von einem SEK-Beamten angeboten werde. Darin gehe es hauptsächlich um die Deeskalation und wie man in solchen akuten Situationen dennoch ruhig und besonnen reagieren könne.
Die Rückmeldung der Mitarbeiter dazu sei sehr positiv, so Berkemeier. Außerdem seien in den entsprechenden Büros Sirenen installiert, mit deren lautem Ton Leistungsempfänger bei unsachgemäßem Verhalten eingeschüchtert werden können, so Berkemeier.
Extreme Belastung
Für die Mitarbeiter sei die Situation aber extrem belastend, erläuterte Berkemeier weiter. Viele von ihnen würden in Legden wohnen und von den Leistungsempfängern in der Freizeit oder beim Einkaufen angesprochen. „So ein Verhalten können wir nicht tolerieren“, positionierte sich der Bürgermeister klar vor seinen Beschäftigten.

Die Gemeindeverwaltung versuche, die Einschränkung für die Legdener und Asbecker Bürgerinnen und Bürger so gering wie möglich zu halten, teilt Michelle Brümmer, Mitarbeiterin im Bürgermeisterbüro am Dienstag auf Nachfrage der Redaktion mit. „Niemand muss einen Termin vereinbaren oder vorher anrufen. Im Rahmen der Öffnungszeiten wird jeder eingelassen, er oder sie muss einfach nur klingeln“, erklärt sie.
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