Nachfahren werfen beeindruckenden Blick in die Vergangenheit

Bomberabsturz 1943

"It’s impressive" - "Es ist beeindruckend", sagt Annette Hardy und blickt sich auf dem kleinen Grünland im Legdener Gebiet Wehr um. Dort, an dem Denkmal, das an die abgeschossenen Piloten in den alliierten Flugzeugen erinnert, ist die Gedenktafel auch ihrem Vater gewidmet. Dem damals 22-jährigen Chetwin (Chet) Hamre Poppelwell. Dem Vater, den die heute 72-Jährige allerdings nie kennengelernt hat.

LEGDEN

von von Susanne Menzel

, 25.07.2016, 17:13 Uhr / Lesedauer: 2 min

Am 17. August 1943 hatte Chet seiner Frau in England da Ja-Wort gegeben, kurze Zeit später wurde er in den Krieg geschickt. In der kanadischen Halifax "WL-T" der 434. Staffel befand er sich am 29. September 1943 im Anflug auf Bochum, als die Maschine durch die Bordwaffen eines deutschen Nachtjägers über dem Münsterland abgeschossen wurde.

Zwei Besatzungsmitglieder konnten mit dem Fallschirm abspringen, sie überlebten. Fünf Soldaten allerdings starben in den Flammen. Darunter Chet Poppelwell.

Stele errichtet

Im vergangenen Jahr hatte der Legdener Heimatverein im Gedenken an diese Opfer eine kleine Stele samt Tafel in der Wehr errichtet. "Das einzige Mahnmal in Deutschland, das an die alliierten Opfer erinnert", weiß Heimatvereinsvorsitzender Gerd Heuser. Zur Einweihung waren seinerzeit zahlreiche Hinterbliebene aus England und Kanada angereist.

Annette Hardy schaffte es nicht, ihr Mann war damals gesundheitlich zu dieser Reise nicht in der Lage. Nun allerdings konnte er sie begleiten. Samt Sohn, Tochter, Schwiegerkindern und Enkeln. Heuser und Martin Kösters, der seit vielen Jahren über die Details während des Zweiten Weltkriegs rund um Legden forscht, hatten Annette Hardy und ihre Familie noch einmal nachträglich eingeladen.

Zur Absturzstelle

Die Engländerin ist sichtlich gerührt, als sie per Bus zunächst zum Wasserschloss Haus Egelborg gefahren wird. Dort, in einer vorgelagerten Scheune, waren während des Krieges Flugabwehrgeschosse gelagert. In der Nähe wurde später auch ein Motor der abgeschossenen Halifax gefunden. Gemeinsam mit ihren Kindern und Enkelkindern unternimmt sie einen kleinen Spaziergang, lässt sich von Martin Kösters und Gerd Heuser immer wieder Einzelheiten schildern, die die beiden gemeinsam auch mit niederländischen Geschichtsforschern herausgefunden haben.

Kurze Zeit später geht es weiter zur Gedenkstätte, einem "Zeichen für Frieden und Aussöhnung". Gerührt lässt sich Annette Hardy die Inschrift übersetzen und trägt sich in das Log-Buch wenige Meter daneben ein. Hinter einem Maisfeld verborgen, liegt die eigentliche Absturzstelle der Halifax. Die Heimatfreunde haben sie mit der englischen Flagge gekennzeichnet.

Erster Besuch

Still steht die 72-Jährige auf dem Feld. In Gedanken weit weg. "Hier ist es also, wo mein Vater starb", flüstert sie auf Englisch. Zum ersten Mal besucht sie diesen Ort. "Die Landwirte haben damals das Flugzeugwrack eigenhändig an die Seite geschafft, weil sie ernten wollten. Nicht wissend, dass sich an Bord noch scharfe Bomben befanden", berichtet ihr Gerd Heuser.

Ein paar Minuten steht Annette Hardy schweigend auf dem Feld. Ihre Gedanken reichen über 70 Jahre zurück. An einen Vater, den sie nie kennenlernen durfte, der aber durch das Engagement der Legdener Heimatfreunde trotzdem unvergessen bleibt.

Erinnerungsstück

Als Abschluss der Reise in die Vergangenheit gab der Heimatverein der Tochter von Chetwin Hamre Poppelwell noch etwas ganz Besonderes mit auf den Heimweg: Als Erinnerungsstück darf die Annette Hardy den Tourenzähler aus der abgeschossenen Maschine mit nach Hause nehmen.