Nach nächtlichem Regen Land unter in Legden
Überschwemmungen
Die schweren Regenfälle haben auch in Legden und Asbeck für Überschwemmungen gesorgt. Höfe in der Bauerschaft Isingort hatte am Freitagmorgen plötzlich Seeblick. Der Asbecker Mühlenbach hat sich am Stauwehr zu einem Teich ausgebreitet. Es wurden Sandsäcke gefüllt. An der Düstermühle wurde das Wehr gezogen. Im Altenwohnhaus St. Josef stand das Wasser 80 cm hoch in den Räumen im Erdgeschoss.
Die Szenerie erinnert an 2010: Überflutete Wiesen und Hofanlagen, ein reißender Mühlenbach und vollgelaufene Keller. Am Altenwohnhaus St. Josef bahnte sich gestern Morgen das Wasser nach den schweren Regenfällen der Nacht den Weg ins Erdgeschoss: 80 Zentimeter hoch stand es dort in den Wohnungen. Den Sachschaden schätzt Wohnhausleiter Wilhelm Winter auf mehrere 10 000 Euro.
Die 78-jährige Dame ereilt der Schrecken morgens um 7.30 Uhr. Sie habe am Becken gestanden, um sich zu waschen, als mit einem Knall die Terrassentür aufsprang. „Sie stand im Nu bis zur Hüfte im Wasser“, erzählt Wilhelm Winter. Der Wasserdruck war so hoch, dass die Frau über die Terrasse geborgen werden musste, weil sich die Wohnungstür nicht öffnen ließ.
Der Leiter des Altenwohnhauses St. Josef begegnet der Katastrophe mit Fatalismus. „Wir sind beim Entwässern“, sagt er am Nachmittag. Noch immer läuft Wasser von umliegenden Wiesen ins Haus. Alle packen mit an, um zu pumpen und zu retten, was zu retten ist. Aus der Nachbarschaft sind zahlreiche helfende Hände vor Ort. Und doch ist vieles für immer verloren: Erinnerungen, persönliche Dokumente, Möbelstücke. Auch die Technik- und Versorgungsräume des Hauses sind betroffen.
3000 Sandsäcke gefüllt
Da ist die Feuerwehr bereits mit anderen Baustellen beschäftigt. „Wir brauchen jetzt noch 3000 Sandsäcke“, erklärt Klaus Uppenkamp, „weil alles vollgesogen ist.“ Also wird geschaufelt. Wer Zeit und eine Schaufel zur Hand hat, packt mit an: Bauhofmitarbeiter, Feuerwehrleute und in Asbeck auch einige Flüchtlinge. Den Sand holen die Männer dort von einer nahegelegenen Baustelle. „Da müssen wir schnell sein“, sagt Uppenkamp. Da könne man wenig Rücksicht nehmen. Uppenkamp: „Der nächste Regen kommt bestimmt.“
Seit fünf Uhr früh ist die Wehr mit 55 Leuten aus Legden und Asbeck im Einsatz. „Wir mussten einigen Bürgern sagen, dass sie warten müssen“, erklärt Uppenkamp. Viele hätten Wasser im Keller gemeldet. Aber das Altenwohnhaus ging vor. Im ehemaligen Schwesternhaus, das dem Mühlenbach am nächsten liegt, lief das Wasser nicht nur in die Keller. „Zwei Mieter sind betroffen“, erklärt Wohnhausleiter Winter. „Die sind ziemlich fertig.“ Eine dritte Wohnung im Keller stand gerade leer, als sie volllief. Die Situation sei ähnlich schlimm wie vor sechs Jahren. Der Schaden auch: „einige 10 000 Euro“, schätzt er.
Feuerwehr im Dauereinsatz
Unterdessen fahren die Feuerwehrleute die Wohnstraßen ab. „Wir sind nach und nach dabei, die Meldungen abzuarbeiten“, so Uppenkamp. Viele hätten sich aber selbst geholfen. „Die Bevölkerung war sehr kooperativ“, lobt er das Verständnis der Bürger. „Wir können ohnehin nur bis auf fünf Zentimeter abpumpen, weil das technisch nicht anders möglich ist.“
„Der Mühlenteich in Asbeck und der Mühlenbach in Legden sind an vielen Stellen über die Ufer getreten“, bestätigt am Nachmittag Bürgermeister Friedhelm Kleweken. Auch die Sekundarschule hatte Wasser im Keller. Inzwischen habe sich die Situation entspannt. Um für Entlastung zu sorgen, hatten die Verantwortlichen am Morgen das Dinkelwehr an der Düstermühle gezogen. „Das haben wir in Absprache mit der Gemeinde Heek gemacht“, erläutert Uppenkamp die Zusammenarbeit mit der flussabwärts gelegenen Nachbargemeinde.
Um 11 Uhr hatte dort der Krisenstab getagt, nachdem der Landrat den Katastrophenalarm ausgelöst hatte. „Erwartungsvolles Beobachten“, umschreibt ein Heeker Gemeindemitarbeiter die Situation. „Die Dinkel ist voll“, sagt Bürgermeister Franz-Josef Weilinghoff, der den Fluss mit dem Rad abgefahren ist. „Aber im Moment sieht es ganz gut aus.“
Unser Live-Ticker am Freitag:
14.45 Uhr: Die Pegelstände an Mühlenbach und Dinkel sind rückläufig, aber laut Feuerwehr gibt es noch massive Probleme mit rücklaufendem Wasser aus Feldern und Wiesen. Im Altenwohnhaus St. Josef hatte am Morgen 80 Zentimeter hoch das Wasser gestanden. Auch einige Bewohnerzimmer waren betroffen. Dort pumpte die Feuerwehr das Wasser ab, die seit etwa fünf Uhr früh mit 55 Leuten im Einsatz war. Die zunächst angeforderte Verstärkung musste nicht zum Einsatz kommen. Aktuell werden vorsorglich 3000 neue Sandsäcke gefüllt, um für die angekündigten weiteren, schweren Regenfälle gewappnet zu sein.
Viele Bürger, deren Keller vollgelaufen waren, mussten sich in Geduld üben, weil die Feuerwehr zunächst am Altenwohnhaus und an der Sekundarschule im Einsatz war. "Die Bevölkerung war sehr kooperativ", sagte Feuerwehrleiter Klaus Uppenkamp. Nach und nach würden nun auch diese Fälle abgearbeitet, viele hätten sich aber in der Zwischenzeit schon selbst geholfen.
13.25 Uhr: Wiesen, auf denen sonst Kühe grasen, sind durch die nächtlichen Gewitter völlig überschwemmt worden. Auch innerorts bekamen die Legdener die Starkregenfälle zu spüren. Die Läufe von Dinkel und Mühlenbach schwollen stark an und traten sogar über die Ufer. So ist der Seitenweg am Mühlenbach nicht mehr begehbar. In der Bauerschaft Wehr sind ebenfalls Wiesen und Felder überflutet. An der Düstermühle wurden inzwischen die Wehre gezogen, damit das überschüssige Wasser ablaufen kann.
Das Stiftsdorf Asbeck hat die Wassermassen auch zu spüren bekommen. Freiwillige Feuerwehr und weitere Helfer füllen seit dem Vormittag Sandsäcke ab und bauen damit Dämme, um Schlimmeres zu verhindern.