
© Aileen Kurkowiak
Überschwemmungen an der Schneiderstraße: Baudezernent weist Kritik zurück
Schneiderstraße
Warum hat ausgerechnet die neu ausgebaute Schneiderstraße so unter den Überschwemmungen gelitten? Und fehlt da nicht auch ein Stück Radweg? Der Technische Beigeordnete hat Antworten.
Bottrop habe „die einmalige Chance verpasst, eine Lücke im Radwegnetz komplett zu schließen“, beklagt der AfD-Fraktionsvorsitzende Patrick Engels beim Blick auf die frisch eröffnete Grafenwälder Hauptverkehrsader. Baudezernent Klaus Müller weist die Kritik zurück. Im Gespräch mit unserer Redaktion erklärt er: „Wir haben keineswegs einen Teil vergessen. Vielmehr ist das Gegenteil der Fall: Wir haben mehr gemacht.“
Bei der Fahrradspur auf der Schneiderstraße handele es sich um einen Angebotsstreifen, der in jenen Bereichen entstand, wo der Platz es ermöglichte. Normalerweise gilt in einer Tempo-30-Zone, dass Fahrräder und motorisierte Fahrzeuge auf einer gemeinsamen Fahrbahn fahren. „Deshalb trennt den Radweg keine durchgezogene Linie von der Fahrbahn. Es handelt sich hier um ein Angebot für die Radfahrer, das wahrgenommen werden kann, aber nicht muss. Wir haben es gut gemeint und wollten den Radfahrern zumindest für den Großteil der Schneiderstraße eine sichere Alternative bieten.“
Der neue Radweg endet vor der Grundschule Grafenwald. Unmittelbar hinter der Kreuzung an der Schule führt der bereits vorhandene Radweg weiter. Dort halten die Schulbusse und Eltern, die ihre Kinder von der Schule abholen. „Dadurch ist die Straße an dieser speziellen Stelle nicht breit genug für eine Weiterführung des Angebotsstreifens“, so Müller.
Außergewöhnlicher Starkregen ist kein Maßstab
Als am vorigen Sonntag große Teile des Ruhrgebiets von heftigem Starkregen heimgesucht wurden, gab es an der Schneiderstraße trotz der neu gebauten Kanalisation heftige Überschwemmungen. „Es handelte sich um einen außergewöhnlich starken Regen, der nicht als regulärer Maßstab gelten kann“, führt Müller aus und verweist auf die Zahlen der Emschergenossenschaft, die zeigen, dass es eine solche Niederschlagsmenge wie rund um die Schneiderstraße seit mehr als 30 Jahren nicht mehr gegeben habe.
Mit dem Neubau der Straße wurde der bereits vorhandene Mischwasserkanal in einen Schmutz- und einen Niederschlagskanal getrennt. Dabei sei es wichtig, so Müller, zwischen einer Überflutung und einem Überstau zu unterscheiden. Ein Überstau, wie er am Sonntag auf der Schneiderstraße zu erleben war, wird durchschnittlich einmal alle drei Jahre in Kauf genommen. Dabei staut sich das Wasser in der Kanalisation und tritt auf die Straße aus. Schäden entstehen dabei jedoch nicht. Von einer Überflutung spricht man erst, wenn Keller anfangen vollzulaufen oder Gegenstände über die Straßen schwimmen. Eine Überflutung richtet Schaden an und wird deshalb nur alle 20 Jahre in Kauf genommen.
Private Rückstausicherungen sollen überprüft werden
„Das war am Sonntag nicht der Fall“, betont Müller. Die meisten Privatgebäude sind noch an den Mischwasserkanal angeschlossen. „Bei älteren Gebäuden kommt es oftmals vor, dass die Rückstausicherung entweder nicht richtig funktioniert oder gar nicht erst vorhanden ist. Dann kann es dazu kommen, dass der Überstau verschlimmert wird und zu Überflutungen der Keller führt.“ Es sei nicht davon auszugehen, dass sich eine so extreme Wettersituation wie am vergangenen Sonntag in Zukunft regelmäßig wiederholt. Außerdem sollen innerhalb der nächsten zwei Jahre die Privatgebäude an den neuen Regenkanal angeschlossen werden. Klaus Müller: „Dabei werden wir auch die Rückstausicherungen der einzelnen Privatgebäude überprüfen.“
Aufgewachsen in Kirchhellen, gibt es für mich nichts Schöneres, als über meine Heimat zu schreiben, über Dinge, die Menschen bewegen und hinter die Kulissen zu blicken; ganz nach dem Motto: „Mittendrin, statt nur dabei!“
