Kirchhellen hat jetzt eine Feuerwehrfrau
Viele Veränderungen in der freiwilligen Feuerwehr
Von Bränden zu Verkehrsunfällen – die Einsätze der freiwilligen Feuerwehr haben sich im Laufe der Jahre verändert. Und nicht nur das ist neu. Alte und junge Feuerwehrleute erinnern sich.

Lara Schlüter ist die erste Frau in der Kirchhellener Feuerwehr. Nobert Deffte (M.) und Georg Diericks (r.) finden das gut. © Nina Louwen
Lange Jahre gab es in der freiwilligen Feuerwehr in Kirchhellen nur Feuerwehrmänner. Seit Herbst letzten Jahres ist das anders. Mit der 22-jährigen Lara Schlüter gibt es nun die erste Feuerwehrfrau im Dorf. Im Moment macht sie noch ihren Grundlehrgang in Bottrop, bald wird sie dann auch offiziell eine Feuerwehrfrau sein. Probleme, weil sie eine Frau ist, hatte sie jedoch nicht. „Ich wurde von allen total lieb aufgenommen und fühle mich echt wohl hier.“ Zwar muss sie manchmal ein wenig improvisieren, das findet sie aber nicht so schlimm. „Eigentlich haben wir in dem alten Gerätehaus keine getrennten Umkleiden. Das klappt aber irgendwie.“
Für ihre Kollegen ist es interessant, nun ein weibliches Mitglied zu haben. „Bisher kannten wir Feuerwehrfrauen nur aus anderen Orten“, erzählt Georg Diericks, der seit 25 Jahren bei der Ortswehr ist. „Ich finde es echt mutig, dass sie alleine als Frau bei uns angefangen hat.“ Und das, obwohl Schlüter eigentlich „spät dran“ ist.
Sinnvolle Beschäftigung
„Normalerweise kommen die meisten mit 18 oder 19 Jahren zu uns, nachdem sie vorher bei der Jugendfeuerwehr waren.“ Er selbst sei aber auch erst mit 21 Jahren zur Feuerwehr gekommen. „Ich habe damals nach einer sinnvollen Beschäftigung gesucht.“ Besonders toll findet er auch heute noch die Kameradschaft und die Verbindung zwischen Jung und Alt.
Junge Feuerwehrmänner oder eben Feuerwehrfrauen wie Lara, können viel von erfahrenen Kameraden lernen. Einer davon Nobert Deffte. Der 61-jährige ist bereits seit 43 Jahren dabei und gehört schon zur Ehrenabteilung. In seinen mehr als 40 Jahren als Ehrenamtlicher hat er viele verschiedene Erfahrungen gesammelt. Zur Feuerwehr kam er 1974. Damals hatte er die Wahl: entweder Bundeswehr oder zehn Jahre Mitarbeit in einer Hilfsorganisation. Er entschied sich für die Feuerwehr. „Ich fand es von Anfang an faszinierend, dass man damals in Kirchhellen auch richtige Einsätze hatte.“
Die Art dieser Einsätze hat sich in den vergangenen Jahren aber ein wenig verändert. „Heute müssen wir an anderen Stellen helfen“, stellt Deffte fest. Früher sei man eher zu Brandunfällen gerufen worden. Heute gebe es mehr Verkehrs- oder Tierunfälle. Die Ausrüstung sei besser geworden und auch die Art und Weise der Alarmierung habe sich auch deutlich verbessert.
„Wir haben eine sogenannte stille Alarmierung“, erklärt Diericks. Diese laufe durch kleine Funkgeräte ab, die den Feuerwehrleuten schon einige Informationen vorab anzeigen. Früher war das anders. „Da hat das ganze Dorf Bescheid gewusst, dass es einen Einsatz gibt“, erinnert sich Georg Diericks.
Toter beim ersten Einsatz
Für Lara Schlüter ist es interessant, all diese Geschichten zu hören. „Die Unterschiede sind schon echt krass.“ Sie ist froh, noch keinen „schlimmen Einsatz“ gehabt zu haben. Anders war es bei Norbert Deffte. „Ich hatte meinen ersten Einsatz direkt nach 14 Tagen.“ Er erinnert sich genau: „Es war ein Brand mit einem Toten, der total verkohlt und entstellt war. Kein schöner erster Einsatz.“
Schlüters erster Einsatz war nicht ganz so schlimm. „Ich musste beim Sturm Friederike das erste Mal mithelfen. Da sind wir zu verschiedenen Einsatzstellen gefahren.“ Wie es sein wird, einen Toten zu sehen, kann sie sich noch nicht vorstellen. „Ich hoffe auch, dass das nicht allzu schnell kommt.“ Georg Diericks beruhigt: „Normalerweise führen wir erfahrenen Kameraden die Neuen behutsam ran. Wir sind ja ein Team und müssen dafür sorgen, dass es uns auch gut geht.“