SPD und UWG sauer auf Bürgermeister Risthaus

Nach Pressekonferenz zur Grundsteuer B

Sektkorken knallen nicht in Ascheberg, weil der Bürgermeister die geplante Anhebung der Grundsteuer B halbiert hat. Stattdessen schlagen bei der Opposition die Wellen der Empörung hoch – nicht über die Dämpfung der Steuererhöhung, sondern über die Art und Weise, wie der Bürgermeister sie mitgeteilt hat.

ASCHEBERG

, 28.01.2015, 19:01 Uhr / Lesedauer: 3 min
"Wir wissen ganz genau, wo noch Sparpotenzial ist", so Bürgermeister Dr. Bert Risthaus bei der Bürgerversammlung am Montagabend, "aber da tut es richtig weh zu sparen".

"Wir wissen ganz genau, wo noch Sparpotenzial ist", so Bürgermeister Dr. Bert Risthaus bei der Bürgerversammlung am Montagabend, "aber da tut es richtig weh zu sparen".

Sowohl die Vertreter der UWG als auch der SPD zeigten sich am Dienstagabend – einen Tag nach der Bürgerversammlung der Steuer-Gegner - in der Sitzung des Sozialausschusses verärgert darüber, dass Aschebergs erster Bürger Dr. Bert Risthaus wenige Stunden zuvor seine neue Steuerstrategie mit seinen Parteifreunden von der CDU-Spitze bekannt gegeben hatte. Andere Fraktionen waren zu der Pressekonferenz nicht eingeladen gewesen.

Bei der Wahl im vergangenen Jahr sei Risthaus als „Bürgermeister für alle“ angetreten, erinnerte Hans-Werner Schlottbohm am Dienstagabend. Daher hatten SPD und UWG den CDU-Mann unterstützt. Jetzt nur mit der größten Fraktion im Rat, die die absolute Mehrheit im Rat  hat, a die Öffentlichkeit zu treten,  sei enttäuschen. Das empfand Petra Haverkamp (SPD) genauso. Es blieb nicht bei den mündlichen Unmutsäußerungen im Ausschuss. Über Nacht haben SPD und UWG schriftliche Stellungnahmen verfasst. 

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UWG:"Kein Interesse an parteiübergreifenden Lösungen"

„Der schwierige Weg, auf dem wir nun dennoch gemeinsam Lösungen finden müssen, und von Seiten der UWG nach wie vor wollen, ist dadurch steiniger geworden“, schreibt Volker Müller-Middendorf, der Fraktionsvorsitzende der UWG. Er empfand den Vorstoß von Risthaus und der CDU-Spitze als Absage an den eingeschlagenen Weg, das Ascheberger Haushaltsproblem parteiübergreifend lösen zu wollen.

Fast die gleiche Formulierung wählte Johannes Waldmann, Vorsitzender der SPD: „Der bisherige Verlauf der Haushaltsberatungen zeigt, dass die CDU und Bürgermeister Dr. Risthaus kein Interesse an parteiübergreifenden Lösungen für den Gemeindehaushalt haben.“ Viel Vertrauen sei jetzt zerstört. 

Konkretes erst am Tag nach der Bürgerversammlung

Einigkeit hatte aber auch schon vor der umstrittenen Pressekonferenz am Dienstag gefehlt. Während die CDU als einzige Fraktion hinter dem Vorschlag des Bürgermeisters stand, die Grundsteuer B für bebaute Grundstücke um 42 Prozent zu erhöhen, hatten sich SPD, UWG, FDP und Grüne entschieden dagegen gewandt. Risthaus und mehrere CDU-Vertreter hatten an der Bürgerversammlung der Steuergegner am Montagabend teilgenommen und die Steuerpläne verteidigt.

Sie hatten auch angekündigt, dass sich der Steuer-Hebesatz eventuell noch zu Gunsten für die Steuerzahler verändern könne. Von den konkreten Vorschlägen, die sie 16 Stunden später auf einer Pressekonferenz vorstellten war aber noch nicht die Rede: Statt auf 590 Punkte soll die Grundsteuer B nun „nur“ von 413 auf 500 steigen, während der Gewerbesteuersatz von 415 auf 429 klettern soll. 

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Bürgerversammlung zur Grundsteuer-B-Erhöhung in Ascheberg

Die geplante 43-prozentige Erhöhung der Grundsteuer B bringt viele Ascheberger auf die Palme. Diese Pläne sorgten für große Diskussionen mit Bürgermeister Dr. Bert Risthaus.
27.01.2015
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"Wenn die Steuererhöhung nicht kommt, fährt die Karre an die Wand", hatte Dietmar Panske (CDU) gesagt. Er und seine Mitstreiter von der CDU verteidigten dies Haltung am Montagabend - vergnügungssteuerpflichtig war das offensichtlich nicht.© Foto: Tina Nitsche
Die Diskussion war lebhaft.© Foto: Tina Nitsche
Dicht gedrängt standen die Gäste in der Festhalle. Zu feiern gab es allerdings nichts.© Foto: Tina Nitsche
Das Thema Steuererhöhung hat viele Besucher in die Festscheune gelockt.© Foto: Tina Nitsche
Bürgermeister Dr. Risthaus hatte einen teil seines Verwaltungsteams mitgebracht. Auf die Frage von Josef Daldrup, wieviel genau von den Mehreinnahmen durch die Steuererhöhung im Haushalt verbleiben werde, könnten die Mitarbeiter so schnell aber keine Antwort finden.© Foto: Tina Nitsche
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Ein vergnüglicher Abend war das nicht.© Foto: Tina Nitsche
Angelika Wösthoff: "Alle drei Ortsteile haben Anspruch auf Sport, Kultur und Versammlung. Was ich nicht habe, kann ich aber auch nicht ausgeben."© Foto: Tina Nitsche
Anton Füchtling: "Als Landwirt weiß ich, dass man den Maschinenpark immer erneuern muss, um ordentlich arbeiten zu können. Unser Bauhof ist gut in Schuss. Das kann ich nur bewundern. Eine Zusammenlegung mit anderen Bauhöfen lehne ich ab. Das würde vielleicht Geld einsparen, aber das würden wir bereuen."© Foto: Tina Nitsche
Barnara Kehrmann (UWG): "Die Möglichkeit besteht, mit einem vorläufigen Haushalt zu arbeiten und dann möglichst viele ins Boot zu holen: Bürgerhaushalte sind eine gute Lösung, wie Münster und Steinfurt zeigen."© Foto: Tina Nitsche
Markus Berkenfeld vom Bund der Steuerzahler: "Durch eine Zusammenlegung der kommunalen Bauhöfe der Region ließe sich einiges einsparen."© Foto: Tina Nitsche
"Wir wissen ganz genau, wo noch Sparpotenzial ist", so Bürgermeister Dr. Bert Risthaus bei der Bürgerversammlung am Montagabend, "aber da tut es richtig weh zu sparen".© Foto: Tina Nitsche
Josef Daldrup: "Jetzt die Steuern zu erhöhen, nimmt den ganzen Spardruck raus. Und gerade in der Verwaltung gibt es Sparpotenzial."© Foto: Tina Nitsche
Daniela Klaas: "Ich bin Mutter von zwei kleinen Kindern. Wie durch den U-3-Ausbau so viele Kosten entstanden sind, verstehe ich nicht. Das konnte mit an diesem Abend auch keiner erklären."© Foto: Tina Nitsche
Herri Otte: „Ich mach‘ mal den Anfang beim Sparen: Auf die 150 Euro, die die Gemeinde unserer Band jährlich gibt, sind wir bereit zu verzichten.“© Foto: Tina Nitsche
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Karl Daldrup: „Ich sage ganz klar Bürgerentscheid. Denn ich bin der Meinung, dass Gemeinde und Verwaltung auch ihren Beitrag zur Kostenersparnis leisten sollen.“© Foto: Tina Nitsche
Martin Fallenberg: „Ein Bürgerentscheid bringt nichts, denn um eine Steuererhöung werden wir nicht herumkommen. Schön wäre es allerdings, wenn man bei politischen Entscheidungen vorher mal informiert werden würde, welche Kosten anfallen. Dann wären wir schon ein ganzes Stück weiter und man hätte vernünftige Diskussionsgrundlagen.“© Foto: Tina Nitsche
Rainer Sorg: „Ich spreche mich für den Bürgerentscheid aus. So gibt es leider keine Option zu dem was die Politiker hier vorschlagen. Deshalb wäre es besser, die Bürger entscheiden bzw. würden bei den Entscheidungen mit einbezogen.“© Foto: Tina Nitsche
Ralf Lohe: "Das Thema hat uns Unternehmer aufgerüttelt, vor allem wegen unserer Mitarbeiter."© Foto: Tina Nitsche
Bekam viel Gegenwind: Bürgermeister Dr. Bert Risthaus© Foto: Tina Nitsche
Rüdiger Kaiser: "Mich bringt der Vorstoß des Bürgermeisters richtig in Rage. Neue Unternehmen werden einen Bogen um Ascheberg machen, anstatt sich hier anzusiedeln."© Foto: Tina Nitsche
"Welche Unternehmen wollen sich denn hier noch ansiedeln, wenn wir an der Steuerschraube drehen", fragte Stefan Kalläne (stehend).© Foto: Tina Nitsche
Stefan Wittenbrink: "Wir diskutieren hier schon seit über zwei Stunden und habe immer noch keine Einsparvorschläge gehört."© Foto: Tina Nitsche
Thomas Harten von der Handwerkskammer: "Nehmen Sie sich Zeit für den Diskussionsprozess, suchen Sie den Konsens."© Foto: Tina Nitsche
Volker Müller-Middendorf (UWG): "Wir werden uns auch über die Höhe der Fraktionszuwendungen unterhalten müssen und über die Größe der Ausschüsse und des Rates."© Foto: Tina Nitsche
Werner Heitmann: „Ich würde für die Steuererhöhung plädieren. Allerdings muss die ja nicht gleich in der Höhe von 43 Prozent angesetzt werden. Denn ich sehe das so, egal was wir machen, es geht eh auf Kosten der Bürger.“© Foto: Tina Nitsche
Wilfried Müller: "Ist die Bürgerhalle Herbern wirklich nötig? Da finden vielleicht drei bis fünf Veranstaltungen im Jahr statt. Das rechtfertigt nicht eine Millioneninvestition." Josef Reher aus Herbern widersprach entschieden.© Foto: Tina Nitsche
Wolfgang Puck: „Ich bin für den Bürgerentscheid. Denn wenn noch Möglichkeiten bestehen, Kosten runterzuschrauben, dann sollten wir das tun.“© Foto: Tina Nitsche
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Risthaus und die CDU hatten diese Vorschläge als „Einstieg in die allgemeine Diskussion“, verstanden, wie es der Bürgermeister formuliert hatte. Die anderen Fraktionen, aber auch einzelne Bürger, seien eingeladen, gemeinsam nach Lösungen für die Haushaltsmisere zu suchen. Der Vorwurf von UWG und SPD, nicht an einem gemeinsamen Gespräch interessiert zu sein, treffe also nicht zu. „Um den Diskussionsprozess zu ermöglichen habe ich Ratssitzung um einen Monat verschoben auf den 24. März“, so Risthaus. 

Risthaus: "Wir wissen genau, wo wir noch streichen könnten"

Bis dahin wird das Gespräch mit dem Bund der Steuerzahler voraussichtlich noch nicht stattgefunden haben. „Ich habe die Einladung zur Beratung angenommen“, so Risthaus. Doch die Schutzorganisation für Steuerzahler habe erst in einem Vierteljahr Zeit für Ascheberg. „Da uns das Thema aber auch später begleiten wird, ist der späte Termin kein Problem“. Die Skepsis ist ihm anzumerken, dass es dem Bund der Steuerzahler gelinge, im Ascheberger Haushalt noch unentdecktes Sparpotenzial zu finden.

„Wir wissen genau, wo wir noch streichen könnten“, so Risthaus, „aber da tut es weh“: bei der Kultur- Jugend- und Sportförderung. Davon rieten er und die CDU aber dringend ab. „Sonst bekommen wir eine Gemeinde, wie ich sie nicht haben möchte“ – ohne Musikschule, ohne Schulstandort Davensberg, ohne Sportförderung und Schulsozialarbeit sowie ohne Heimathäuser in den drei Ortsteilen. „Nur über  fünf Prozent unseres Haushalts können wir bestimmen, der Rest ist fremdbestimmt“, sagte Risthaus. Diese fünf Prozent freiwillige Leistungen machten aber gerade die Lebensqualität aus, meint er. Bevor dort der Rotstift angesetzt wird, dreht er lieber an der Steuerschraube. 

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Eine Annäherung der Positionen wird schwierig werden. Während die SPD vorgeschlagen hatte, auf die Ausgleichsrücklage von derzeit 3,5 Millionen Euro zurückzugreifen, um den Etat in diesem Jahr auszugleichen und bis zum nächsten Jahr andere Lösungen zu suchen, lehnen Risthaus und die CDU das kategorisch ab: „Dann werden wir handlungsunfähig“, prophezeit der Bürgermeister. Den sobald der kommunale Notgroschen aufgezehrt sei, drohe das Haushaltssicherungskonzept. Dann könne die Gemeinde gar nicht mehr eigenständig über seine Ein- und Ausgabe bestimmen. 

 

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