
© Jan Hüttemann (A)
Schweine- und Milchbauern bangen um die Weiterverarbeitung ihrer Produkte
Landwirtschaft in Corona-Krise
Während Spargelbauern händeringend Erntehelfer suchen, bereiten die Vermarktungswege zur Schlachterei und Molkerei den Schweine- und Milchbauern in Herbern Sorgen. Es geht auch um das Wohl der Tiere.
Die Entwicklung in der Corona-Krise beschäftigt auch die Landwirte aus Herbern. Auch für die Bauern könnte es wirtschaftliche Auswirkungen haben. Zwar gibt es in Herbern keine Spargel- oder Erdbeerbauern, die händeringend nach Erntehelfern suchen. Dennoch blicken auch die heimischen Landwirte mit Sorge in die Zukunft. Denn die Landwirte, die Viehbetrieb haben, sind stark von äußeren Faktoren abhängig.
„Die Sorge, die wir haben, ist, dass unsere Produkte vielleicht nicht mehr weiterverarbeitet werden können“, sagt Gerhard Reimann (50), Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Ortsvereins Herbern. Dabei geht es vor allem um die Zukunft der Molkereien und Schlachthöfe, die die heimischen Landwirte beliefern.
Existenz der Herberner Landwirte von Vermarktung abhängig
„Wenn die Betriebe geschlossen bleiben müssen, weil die Mitarbeiter nicht zur Verfügung stehen aufgrund des Coronavirus, dann haben auch wir Landwirte ein Problem“, erklärt Reimann. Denn wenn der Vermarktungsweg wegbricht, dann ist auch die Existenz der Landwirte gefährdet.
„Wir haben im Prinzip verderbliche Lebensmittel im Stall. Die Tiere müssen irgendwann geschlachtet werden“, sagt Reimann. Wenn die Schweine nicht zu den Schlachthöfen gebracht werden könnten, sei auch eine Hausschlachtung keine Alternative. Zum einen bedarf es einer Genehmigung, zum anderen könne man die Menge - etwa 500 Schweine - nicht stemmen.
Viele Mitarbeiter in Schlachtbetrieben kommen aus Osteuropa
Aktuell sei die Nachfrage nach Milch oder Schweinen und Rindern aber gut. Und auch die Vermarktungswege sind laut Reimann aktuell nicht in Gefahr. Die Schweinebauern liefern vor allem große Schlachtbetriebe wie Tönnies und Westfleisch an.
Viele der Mitarbeiter in diesen Betrieben kommen aber aus Osteuropa, die aufgrund der Corona-Krise derzeit nicht nach Deutschland einreisen dürfen. Die Entwicklung bei den zu beliefernden Schlachthöfen verfolgen die Landwirte in Herbern also genau.

Gerhard Reimann, hier auf einem Archivbild, berichtet über die Sorgen der Landwirte in Herbern aufgrund der Corona-Krise. © Arthur Kurzhals (A)
Keine Lagerungsmöglichkeiten für die Milch
Auch für die Milchbauern ist es essentiell, dass die Lieferung an die Molkereien bestehen bleibt. Und das nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen. „Die Kühe produzieren natürlich weiterhin Milch. Aber die Landwirte sind gewohnt, dass die Milch alle zwei bis drei Tage abgeholt wird. Wenn das nicht der Fall ist, dann haben sie gar nicht die Möglichkeit, die Milch lange bei sich zu lagern“, erklärt Reimann.
Insgesamt seien die Landwirte aus Herbern aber bislang noch „mit einem blauen Auge davongekommen“ in Zeiten der Corona-Krise. Abgesehen von einigen Preisschwankungen, die die Branche regelmäßig beschäftigen.