Lisa* (*Name geändert) ist in der 20. Woche schwanger. Ob ihr Mann in der Corona-Krise überhaupt bei der Geburt dabei sein kann, ist für die Familie ungewiss.

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Schwanger in Corona-Krise: „Beim nächsten Treffen mit den Eltern ist man hochschwanger“

rnCorona-Krise in Herbern

Eigentlich hatte sich Lisa* (*Name geändert) ihre Schwangerschaft anders vorgestellt. Eine Erfahrung, die sie gemeinsam mit Freunden und Familie teilt. Dann breitete sich das Coronavirus aus.

Herbern

, 30.03.2020, 14:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Lisa* (*Name geändert) ist in der 20. Woche schwanger. Eigentlich nichts Außergewöhnliches. Wenn da nicht das Coronavirus wäre. Die junge Familie aus Herbern hatte sich darauf gefreut, Familie und Freunde an ihrer ersten Schwangerschaft teilhaben zu lassen. Doch daraus wird jetzt nichts. „Man hat keine Angst, sich anzustecken. Es ist eher die große Angst, was drumherum passiert“, sagt die 32-Jährige. Und die Ungewissheit.

„Ich weiß nicht, wie es ist, wenn ich zu einer Untersuchung muss und Erkältungssymptome habe“, sagt Lisa. Ihr Geburtsvorbereitungskurs wurde abgesagt, ebenso wie die Kreißsaalbesichtigung. Mit ihrer Hebamme kann sie derzeit nur am Telefon sprechen. „Es ist einfach schöner, wenn man Fragen face to face klären kann“, sagt Lisa.

Schwangerschaft in Corona-Krise: Alles liegt auf Eis

Auch ihr Schwangerschaftssportkurs liegt auf Eis. Nun hat sich die junge Frau bei einer Online-Sportplattform angemeldet. „Es ist besser als gar nichts, aber es ist schon besser, wenn ein Profi dir sagt, was du falsch machst oder besser machen könntest.“

Ärzte entwarnen

Kein höheres Risiko für Schwangere durch Corona

  • Dem Klinikum Dortmund zufolge gibt es derzeit keine Daten dazu, dass Schwangere durch eine Infektion mit dem Coronavirus schwerer erkranken als Nicht-Schwangere.
  • Dem Klinikum zufolge ist es wahrscheinlich, dass das Virus nicht über den Mutterkuchen auf das ungeborene Kind übertragen wird.
  • Bis zur 22. Schwangerschaftswoche empfiehlt das Klinikum den Kontakt zum Hausarzt, ab der 22. Woche das Krankenhaus.
  • Bei Blutungen oder Verlust von Fruchtwasser muss das Krankenhaus kontaktiert werden.

Anfang April hat Lisa einen Termin bei ihrer Frauenärztin. Da soll die junge Familie das Geschlecht ihres ersten Kindes erfahren. Weil Arzttermine in der Corona-Krise aber einzeln stattfinden, wird sie alleine im Behandlungszimmer sitzen. Alleine diesen entscheidenden Moment erleben, wenn ihre Frauenärztin mit dem Ultraschallgerät über den Bauch fährt und ihr sagt, ob die Familie einen Sohn oder eine Tochter bekommt. „Es ist schon traurig. Vor allem, wenn man das so neben der Arbeit macht“, sagt die 32-Jährige. Und dem Vater das Ergebnis dann im Anschluss am Telefon mitteilt.

Auch, dass die Familie derzeit keinen realen Kontakt zu Freunden und Familie hat, macht Lisa traurig. „Man ist ja auch stolz, dass man langsam einen Babybauch hat. Man will sich ja auch mal mit Freunden treffen und den Bauch präsentieren. Das nächste Mal, wenn man seine Eltern trifft, ist man hochschwanger.“

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Das Einkaufen von Babysachen gestalte sich momentan schwierig. Der Kinderwagen und die Trageschale seien noch im Geschäft bestellt worden und kommen in ein paar Wochen an. Alles andere muss die Familie nun gezwungenermaßen online bestellen. Sollte die Familie etwas aber nicht bekommen, dann seien im Zweifel immer noch Freunde und Familie da, die aushelfen können.

Ob der Vater bei der Geburt dabei sein kann, ist noch unklar

Im August soll das Kind von Lisa und ihrem Mann auf die Welt kommen. Wenn die Anordnungen zur Eindämmung des Virus dann noch bestehen, könnte es sein, dass Lisa ihr Kind alleine zur Welt bringen muss. Immer mehr Krankenhäuser sagen, dass der Partner nicht mit in den Kreißsaal soll. Selbst wenn man zwei oder drei Tage im Krankenhaus liege, sei es dem Vater in manchen Krankenhäusern nicht erlaubt, zu kommen. „Dann lernt der Papa sein Kind gar nicht kenne“, sagt Lisa. „Für mich wäre es schlimm, wenn mein Mann nach der Geburt nicht dabei sein kann. Auch weil man sich fragt, ob man das im ersten Moment emotional allein stemmen kann.“

Aber es gebe noch einige Krankenhäuser, wo zumindest eine Besuchsperson erlaubt sei. Darauf, dass diese Krankenhäuser diese Regelung beibehalten, vertraut das Ehepaar nun. „Grundsätzlich sind die Maßnahmen gegen das Virus verständlich. Aber es ist einfach eine doofe Situation.“

Vielleicht hat sich die Situation bis zum August wieder normalisiert. Darauf hoffen Lisa und ihr Mann nun. „Aber man weiß es eben nicht.“

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