
Markus Emmert ist Vorstandsmitglied des Bundesverbandes eMobilität e.V. in Berlin. © BEM/Chuttersnap/Unsplash
Plus von 491 Prozent: Zahl der E-Autos im Kreis Coesfeld drastisch gestiegen
E-Mobilität im Kreis Coesfeld
In den vergangenen beiden Jahren haben sich deutlich mehr Menschen im Kreis Coesfeld für ein E-Auto entschieden, als es in den Vorjahren der Fall war. Ein Experte schätzt die Entwicklung für uns ein.
Die Zahl der E-Autos im Kreis Coesfeld ist binnen zwei Jahren um 491,04 Prozent gestiegen. Das geht aus den aktuellen Zahlen des Statistischen Landesbetriebes IT.NRW hervor. Waren im Jahr 2020 noch 357 Elektroautos kreisweit gemeldet, waren es im Jahr 2022 insgesamt 2110. Auch die Zahl der Hybrid-Autos ist merklich gestiegen - von 1394 im Jahr 2020 auf 4023 im Jahr 2022. Die Zahl der Plug-In-Hybrid-Autos ist parallel dazu deutlich gestiegen - von 179 auf 1247 gemeldete Fahrzeuge.
Markus Emmert aus dem Vorstand des Bundesverbandes eMobilität e.V. aus Berlin zufolge gebe es für die gestiegene Nachfrage insgesamt mehrere Gründe: zum einen den Umweltbonus, dann aber auch die gestiegenen Spritkosten und das gestiegene Angebot an E-Autos.
Die Bundesregierung gewährt E-Auto-Käufern einen Zuschuss von bis zu 6000 Euro und bis zu 4500 Euro bei einem Hybridfahrzeug. Auch rückwirkend kann der Zuschuss für Autos, die ab dem 5. November 2019 zugelassen worden sind, beantragt werden. In der Pandemie hat das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) außerdem eine zusätzliche Fördermöglichkeit durch die sogenannten Innovationsprämie geschaffen. Und diese ist nun sogar bis Ende 2022 verlängert worden. In Kombination ist somit eine Fördersumme für E-Autos von bis zu 9000 Euro drin.
Münsterland ist in Sachen E-Mobilität noch ausbaufähig
In Sachen Angebot sagt Emmert: „Es gibt wesentlich mehr Angebote als in den Vorjahren. Unterschiedliche Modelle, die den Kundenbedürfnissen entgegenkommen.“ Einige Kunden, die stets einer Marke treu blieben, hätten auch gewartet, bis der eigene Hersteller ein E-Auto herausbringt.
Und im Angesicht der steigenden Spritpreise sei nicht immer der Anschaffungspreis der ausschlaggebende Punkt in Sachen Autokauf. Viel mehr zählten heute die Gesamtkosten. „Man rechnet das konkreter durch. In den meisten Fällen schneidet das E-Auto deutlich günstiger ab.“ Derzeit gehe der Trend in Sachen E-Autos allerdings eher in Richtung SUV. Wer dort derzeit nach einem Kleinwagen suche, finde kaum etwas. „Der Trend geht in Richtung SUV, er wird aber auch wieder zurück gehen.“
Das zuletzt diskutierte Aus der Verbrenner-Autos bis 2035 sieht Emmert hingegen nicht als treibenden Faktor in der gestiegenen E-Auto-Nachfrage. „Das ist vielleicht ein zusätzlicher Indikator, aber kein Auslöser als solcher.“ Besonders in Regionen mit hoher Kaufkraft sei zu beobachten, dass mehr Menschen sich für ein E-Auto entschieden, so Emmert. Zu diesen Regionen gehöre auch das Ruhrgebiet. Außerdem sei hier die Ladeinfrastruktur „ganz gut“ ausgebaut.
Das Münsterland hingegen sei, was E-Auto-Zulassungen und Ladeinfrastruktur angehe, etwas schwächer aufgestellt, befinde sich im Vergleich aber immer noch im oberen deutschen Mittelfeld. Es müsse fortlaufend evaluiert werden, wie viel Fahrzeuge auf den Markt kommen und wie man entsprechend die öffentliche und private Ladeinfrastruktur ausbaue. „Sonst haben wir immer das Henne-Ei-Problem“, so der Experte.
Dass vor allem im ländlichen Raum die Nachfrage nach E-Autos größer sei, sieht Emmert in dem vorhandenen Platz und seinen Möglichkeiten begründet: „Im urbanen Bereich will ich eher kein Auto. Im ländlichen Bereich gibt es nicht nur Parkraum und Lademöglichkeiten, meistens können die Menschen auch zu Hause laden, weil sie eine eigene Garage haben und eventuell noch selber Strom erzeugen“, so der Experte. „Da spricht alles pro Investieren in Richtung E-Auto.“
Doch nicht nur die Innovationsprämie während der Pandemie hat laut Emmert zu diesem Trend beigetragen, sondern auch die sogenannte ÖPNV-Flucht aus Angst, sich in öffentlichen Verkehrsmitteln mit dem Coronavirus anzustecken. Dadurch sei die Nachfrage zeitweise höher als das Angebot gewesen. „Uns war klar, dass irgendwann der Point of no Return erreicht wird, die Frage war nur wann.“
Gebürtige Münsterländerin, seit April 2018 Redakteurin bei den Ruhr Nachrichten, von 2016 bis 2018 Volontärin bei Lensing Media. Studierte Sprachwissenschaften, Politik und Journalistik an der TU Dortmund und Entwicklungspolitik an der Philipps-Universität Marburg. Zuletzt arbeitete sie beim Online-Magazin Digital Development Debates.
