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Verkehrskonzept für Altenhammstraße: Verwaltung findet umstrittenes Gutachten „nachvollziehbar“
Verkehrskonzept
Das Verkehrskonzept für die Altenhammstraße in Herbern sorgt für Diskussionen. Die Anwohner zweifeln das Gutachten an, das keinen Handlungsbedarf sieht. Dem widerspricht die Gemeindeverwaltung.
Die Anwohner der Altenhammstraße in Herbern sind verärgert. Das Verkehrskonzept, das ein externer Gutachter jüngst im Bau- und Planungsausschuss vorgestellt hat, sieht allein aufgrund der Verkehrsdichte keinen Handlungsbedarf für die Straße vor. Das sehen die Anwohner anders - vor allem, weil künftig mit noch mehr Verkehr auf der Altenhammstraße zu rechnen ist.
Ihre Kritik haben die Anwohner auch der Gemeindeverwaltung mit einem Schreiben erläutert. Und die hat sich nun zurückgemeldet. Klaus van Roje, Fachbereichsleiter Bauen und Wohnen, zeigt in seinem Schreiben Verständnis für die Anregungen der Anwohner, hält aber weiter an der Analyse des Gutachters fest.
Gutachten ist „inhaltlich schlüssig und nachvollziehbar“
Er bestätigt zwar die Ansicht der Anwohner, die Altenhammstraße sei in Hinblick auf ihre Beschaffenheit und ihrer historisch gewachsenen Struktur eine atypische Straße. Das Gutachten stellt sich für ihn hinsichtlich der Verkehrsdichte dennoch als „inhaltlich schlüssig und nachvollziehbar“ dar, wie van Roje erklärt.
Doch genau das stellen die Anwohner infrage. Die Altenhammstraße sollte ihrer Ansicht nach nicht als Wohnstraße eingeordnet werden. „Eine Belastung von in Spitzenzeiten ermittelten über 1900 Autos pro Tag ist definitiv zu viel für diese schmale Straße.“
Klassifizierung als Wohnstraße
“Da ist auch eine Querschnittrechnung, wie viel Autos im Durchschnitt pro Stunde über die Altenhamm- und Bergstraße fahren, überflüssig und irreführend“, heißt es seitens der Anwohner. Die Klassifizierung als Wohnstraße ist entscheidend für die Zukunft der Altenhammstraße.
Denn danach wird eingeordnet, ob die Verkehrsbelastung auf einer Straße zu hoch ist. Bei einer Wohnstraße geht man laut den Richtlinien für die Anlage von Stadtstraßen von maximal 400 Autos pro Stunde aus. Bei einem Wohnweg hingegen spricht man bei bereits mehr als 150 Autos pro Stunde von einer erhöhten Verkehrsbelastung.
Ist Altenhammstraße ein Wohnweg?
Weil der zuständige Gutachter Jean-Marc Stuhm aus dem Büro Stadtverkehr Hilden die Altenhammstraße als Wohnstraße klassifiziert, sieht er auch keinen Handlungsbedarf. Doch über genau diese Klassifizierung als Wohnstraße lässt sich streiten. Entscheidend ist hier etwa die Länge und Breite der Straße.
Die Altenhammstraße ist in Teilen schmaler als vier Meter breit. Deshalb fordern einige Bürger und Politiker, die Einordnung als Wohnweg. Dann könnte man aus der Altenhammstraße auch einen verkehrsberuhigten Bereich, in dem man maximal sieben Stundenkilometer fahren darf, machen.
Aber das hatte der Gutachter Stuhm nicht empfohlen, weil die Straße zu lang sei und sich wenige Autofahrer daran halten würden. Auch eine bauliche Veränderung wäre nötig. Davon müssten 90 Prozent der Kosten von den Anwohnern übernommen werden, erklärte van Roje bereits im Bau- und Planungsausschuss Ende Januar.
In den weiteren Planungen zum Verkehrskonzept für die Altenhammstraße sollen die Anwohner weiter mit eingebunden werden. Das betont van Roje noch einmal in seinem Schreiben an die Anwohner.
Diskussion mit Anwohnern
„Das bedeutet aber nicht, dass die Verwaltung den Dialog bzw. die Diskussion an dieser Stelle nicht weiter fortführen möchte. Wir möchten das nun vorliegende Gutachten als Grundlage dazu nutzen, gemeinsam mit Ihnen die Situation auf der Altenhammstraße in einem Workshop zu erörtern.“
Dabei können Anregungen, Zweifel und Nachfragen mit dem Gutachter diskutiert werden, heißt es weiter. Darüber hinaus verweist van Roje auf einen geplanten Erörterungstermin im März.
Dabei sollen die Anwohner mit der Polizei, Straßenverkehrskommission und den Schuleinrichtungen sich zu dem Thema austauschen. Die Anwohner befürchten allerdings, dass der Sinn des Workshops einzig der Analyse des Gutachtens, das sie ablehnen, dient.