Sorgt in Herbern und Umgebung für Aufsehen. Karl Jehle mit seinem Licht- und Musik-Fahrrad.

© Thomas Peek

Herberns Lichterparade auf zwei Rädern: An „Diskallico“ geht kein Blick vorbei

rnLeucht-Fahrrad im Video

Strahlemann Karl Jehle und sein „Spaßrad“ sind bunt, laut und schrill. Auf seinen Rundfahrten durch Herbern und Umgebung erntet seine rollende Disco viele ungläubige, aber meist begeisterte Gesichter.

Herbern

, 23.10.2021, 10:30 Uhr / Lesedauer: 3 min

Wenn die Dämmerung einsetzt und sich ein von rhythmischen Melodien untermalter greller Blitz durch die Straßen von Herbern und Umgebung schlängelt, dann kann es nur eines sein: Die rollende Disco von Karl „Kalli“ Jehle, kurzum: Diskallico! „Ich fahre immer Rad, außer wenn es glatt ist oder es regnet“ erklärt der 58-Jährige, welcher erst vor wenigen Jahren den Spaß am Radfahren gefunden hat, nun aber umso intensiver in die Pedale tritt.

Jehle sieht seine neue Leidenschaft des Radfahrens in Verbindung mit seinem zweirädrigen Disco-Projekt als Therapie gegen sein chronisches Erschöpfungssyndrom sowie gegen seinen Tinnitus. Dabei fährt er besonders gerne in der Dämmerung und bei Dunkelheit.

„Fahren ist abends ganz anders. Die Sinne werden dabei gefördert“ meint Jehle, welcher allerdings auch erkannt hat: „Abends ist es fürchterlich dunkel und mit gesetzlicher Beleuchtung ist Fahrradfahren lebensgefährlich“. Um in der Dunkelheit besser gesehen zu werden, hat er sich im Februar dieses Jahres für zusätzliches Licht am Rad, eine LED Projektions-Jacke sowie eine Beleuchtung am Helm entschieden. Für ein wenig Unterhaltung während der Fahrt nahm er dazu noch ein kleines Kofferradio mit.

Doch das alles reichte schon bald nicht mehr aus. Im Mai verbaute er eine 80 W Bluetooth Box in den Rahmen. Zudem wurden die ersten RGB LED Strips installiert, die natürlich Sound gesteuert sind. Da Projekt Diskallico war geboren.

Filmen und fotografieren ausdrücklich erlaubt, sagt „Diskallico“. Die Bezeichnung leitet sich von Disko und dem Spitznamen Kalli ab.

Filmen und fotografieren ausdrücklich erlaubt, sagt „Diskallico“. Die Bezeichnung leitet sich von Disko und dem Spitznamen Kalli ab. © Thomas Peek

„Die ersten Runden in voller Ausrüstung bin ich noch mit verdecktem Gesicht durch Herbern gefahren, um zunächst die Reaktionen zu testen. Ich habe gleich die positive Stimmung aller Zuschauer bemerkt. Alle tanzten sofort zur Musik, klatschten Beifall und waren sofort in Party Stimmung“, so der Zweiradbegeisterte.

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Kontinuierlich entwickelte er seine Ausrüstung weiter. Mittlerweile sind 25 verschiedene Licht-Elemente allein am Rad verbaut, dazu gehören auch zwei große Displays mit Diskallico-Schriftzug, ein Set LED-Einstiegsleuchten mit Schattenwurf auf den Boden und zwei große Frontstrahler. Neben Hose, Jacke und Helm verfügen mittlerweile sogar die Schuhe über LED-Lichter.

Diskallico: „Filmen und fotografieren erwünscht“

Wenn Karl Jehle dann auf den Straßen in Aktion ist, kann ihm eines Gewiss sein: Staunende Blicke und zahlreiche Handykameras, welche auf ihn und sein Rad gerichtet sind. „Es ist ausdrücklich erwünscht von mir und dem Spaßrad Fotos und Videos zu machen und diese auch ohne mich zu fragen zu verbreiten. So kommen wir am schnellsten nach vorne und haben viele begeisterte Mitfahrer“, so der unübersehbare Herberner.

Neugierige Passanten, welche von Jehle entdeckt werden, werden ausnahmslos herzlich gegrüßt und oftmals sogar mit einem lockeren Spruch begegnet. Es bedeutet ihm viel, wenn sich andere an seinem „Spaßrad“ erfreuen.

Karl Jehle alias „Diskallico“ sucht noch Gleichgesinnte.

Karl Jehle alias „Diskallico“ sucht noch Gleichgesinnte. © Thomas Peek

Karl Jehle stellte sich die Frage, ob es noch mehr solcher „Verrückten“ Tüftler geben würde. Er fand die Antwort im Internet. Lediglich zwei Gleichgesinnte konnte er in Deutschland ausfindig zu machen. Zum einen im Allgäu, zum anderen im nahen Hiltrup.

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Ein Treffen gab es bisher allerdings noch nicht. Laut seinen Recherchen liegt die Hochburg in den USA mit Schwerpunkt auf Hawaii. Dort treffen sich laut Jehles Nachforschungen im wöchentlichen Rhythmus hunderte Gleichgesinnte, um gemeinsam in den Abendstunden die Küste entlang in den Sonnenuntergang zu fahren.

„Diskallico“ sucht noch Gleichgesinnte

„Es muss doch auch möglich sein diese Energie und Freude in Deutschland zu teilen“, so Jehle. Dazu hat er sich ein klares Ziel gesetzt: „Ich möchte hier in der Gegend eine Gruppe von gleichgesinnten gründen und gerne freitags oder samstags, je nachdem wie das Wetter mitspielt, eine Tour durch die umliegenden Orte machen und weitere Menschen für das Radfahren mit schöner Musik begeistern. Ich freue mich über jeden der mitmachen möchte, diesen Spaß teilen und einfach mal raus will während dieser Zeit“.

Eine entsprechende Facebook-Gruppe hat er bereits gegründet und gemeinsame Touren mit anderen Begeisterten gab es bereits. Karl Jehle freut sich sehr über jeden weiteren Interessenten. Zu erreichen ist der mit Sicherheit schrillste Radfahrer der Gemeinde über die Facebook-Gruppe „Diskallico Light Parade“ oder unter der WhatsApp Nummer 0157 74610711.

Kalli rüstet sein Rad weiter auf

Die Herbst- und Wintermonate sollten nicht ungenutzt bleiben, denn es stehen weitere Projekte an. Neben der Anschaffung von LED-Handschuhen und der Umarbeitung des Helms soll es in den nächsten Monaten auch noch einen Zugang geben: Geplant ist ein mit LEDs verzierter Anhänger mit eigenständigem Soundsystem, welches mittels Autobatterie betrieben werden soll. „Bisher nutze ich als Stromquelle mehrere Power-Bänke, doch die reichen mittlerweile nicht mehr aus“ so Jehle.

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Pläne für das kommende Jahr hat der Herberner auch schon. „Nachbarn haben mich gefragt, ob ich nicht Lust hätte bei der für Mai 2022 geplanten Eröffnung des Radweges zwischen Mersch und Herbern mitzuwirken“. Bis dahin werden wir „Kalli“ und sein Disco-Rad wohl noch oft in Aktion sehen können, meist Freitags- oder samstagsabends. Zu überhören oder zu übersehen sein wird er jedenfalls nicht.