
© Jörg Heckenkamp
Experte warnt: In Ascheberg werden künftig viele günstige Wohnungen teurer
Zukunft des Wohnungsmarktes
Aschebergs Bevölkerung steigt. Der Bau neuer Wohnungen und Häuser hält aber damit nicht Schritt. Folge: Preis-Steigerungen bei Errichtung und Mieten. Ein Faktor ist besonders bedenklich.
Uwe Schramm, Vorstandsvorsitzender der Wohnbau Westmünsterland, hielt einen rund dreiviertelstündigen Vortrag über aktuelle Vorhaben, den Bezug zur Gemeinde Ascheberg sowie sozialen bzw. bezahlbaren Wohnbau, basierend auf der sogenannten Pestel-Studie. Die Wohnbau besitzt knapp 5000 Einheiten in dieser Region, mit der Fokussierung auf preiswerten Wohnungsbau. Denn die Hälfte des Bestandes ist öffentlich gefördert.
Im Kreis Coesfeld wuchs 1995 bis 2017 die Bevölkerung um 9,2 Prozent. „Das wird so oder ähnlich weitergehen“, vermutet Schramm. In Ascheberg gab es 2017 rund 6300 Haushalte, die dürften bis 2035 auf 6500 bis 7300 Haushalte steigen. Zwei Faktoren müssten besonders beachtet werden: Wie entwickeln sich die Single-Haushalte, wie entwickelt sich die Migration (Kriegsflüchtlinge)?
Die Mieten stiegen von 2012 bis 2017, den Zeitraum, den die Pestel-Studie betrachtet, im Schnitt von 5,10 auf 5,99 Euro pro Quadratmeter in Ascheberg. Das bedeutet eine Steigerung von 17,5 Prozent. Auch dieser Trend dürfte sich fortsetzen. Was benötigt Ascheberg? Künftig rund 70 Wohnungen pro Jahr, sagt Schramm. Die vergangenen Jahre lag die Neubauquote im Schnitt bei 61 Wohnungen. „Wenn man die Bedarfe befriedigen will, braucht man die Zahl von rund 70 neuen Wohnungen pro Jahr“, sagt Schramm.
Besonders Bedenklich für Ascheberg: Bis 2035 würden rund 70 Prozent der preiswerten, öffentlich geförderten Wohnungen aus der Preisbindung rausfallen. Das werde die Mieten nach oben treiben. In Ascheberg liegt die Miete für öffentlich geförderte Wohnungen bei 5,90 Euro pro Quadratmeter.
Die Wohnbau besitzt in Ascheberg 47 Wohnungen, davon 30 öffentlich gefördert. Der Bau neuer Wohnungen wird Schramms Meinung nach immer stärker zum Standortfaktor für Firmenansiedlungen.
„Wir haben in Sachen öffentlich geförderter Wohnungsbau Nachholbedarf“, sagte Bürgermeister und Ausschuss-Vorsitzender Thomas Stohldreier im Anschluss an den Vortrag. In der Debatte ging es anschließend unter anderem um Grundstückspreise und das Engagement in der Gemeinde Ascheberg. Weitere Fragen bezogen sich auf den Einsatz erneuerbaren Energien wie Photovoltaik.
Schramm sagte, dass alle Projekte seines Unternehmens derzeit nach KfW-Standard 55 gebaut würden. Man müsste aber verschiedenste Anforderungen miteinander in Einklang bringen, wie preiswerten Wohnraum, Barrierefreiheit und auch einen guten Energiestandard.
Wohnbau kann sich Neubauprojekte in Herbern kaum vorstellen
Auf die Frage, ob die Wohnbau sich auch Projekte in Herbern vorstellen könnte, verneinte Schramm diese. „Wir gehen nicht so gerne in periphere Satelliten-Standorte.“ Christian Ley von der SPD wollte Schramm dazu bekehren, noch mal über den Bau von öffentlich geförderten Wohnungen in Herbern nachzudenken.
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