Erst musste sie umplanen, dann die traurige Nachricht überbringen: Bianca Becks-Maier, Einrichtungsleiterin der Caritas-Tagespflege in Ascheberg (hier auf einem Archivbild), musste Angehörige und Tagesgäste über die komplette Absage der Impfung informieren.

© Andrea Wellerdiek (A)

„Verärgert und verunsichert“: Impftermin in Tagespflege Ascheberg geplatzt

rnImpfungen in Pflegeeinrichtung

Ein Wechselbad der Gefühle erleben die Gäste und das Personal der Caritas-Tagespflege in Ascheberg. Erst wurde der Impftermin verschoben, nun abgesagt. Die Folge: Ärger, Sorgen, Unsicherheit.

von Andrea Wellerdiek

Ascheberg, Herbern

, 07.02.2021, 10:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Nach der Erleichterung folgt die Enttäuschung. Eigentlich sollten die Tagesgäste und die Mitarbeiterinnen der Caritas-Tagespflege in Coesfeld am Mittwoch (3. Februar) geimpft werden. Nachdem der erste Termin zunächst verschoben wurde, wurde nun allerdings dieser Impftermin durch einen Erlass des zuständigen Ministeriums komplett abgesagt. Sehr zum Ärger aller Beteiligten.

Die Angehörigen der Tagesgäste, darunter auch einige mit Demenz, müssen sich nun selbst um einen Termin im Impfzentrum kümmern. Und der wird deutlich später und eben nicht vor Ort stattfinden.

„Gerade für Demenzkranke wäre es besser gewesen, wenn sie in der gewohnten Umgebung geimpft worden wären. Die Angehörigen haben sich auf uns verlassen und jetzt stehen sie alleine da und müssen sich um einen Impftermin kümmern“, erklärt Bianca Becks-Maier, Einrichtungsleiterin der Caritas-Tagespflege in Ascheberg.

Impfung nun boykottieren?

Dass man nun der Chance beraubt wird, die Impfung in den Räumen der Tagespflege an der Appelhofstraße 6 durchzuführen, stößt auf großes Unverständnis und Ärger. „Einige Tagesgäste haben schon gesagt, dass sie die Impfung jetzt boykottieren wollen, so wütend und enttäuscht waren sie“, sagt Becks-Maier. An der Bereitschaft, sich impfen zu lassen, hat sich aber tatsächlich nichts geändert. Doch nun wird das Ganze im Impfzentrum in Dülmen stattfinden müssen.

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Das stellt einige Angehörige auch vor logistische Herausforderungen - etwa dann, wenn die Senioren auf einen Rollstuhl angewiesen sind. Den Tagesgästen, die an Demenz leiden, nimmt man die Sicherheit der gewohnten Umgebung für die Impfung. „Sie können das nur sehr schwer verstehen. Das Thema lässt sie eigentlich gar nicht mehr los. Das ist schon sehr bedrückend, wenn man sieht, was das mit den Gästen macht“, sagt Becks-Maier.

Pflegebedürftige bekommen nun deutlich späteren Impftermin

Aber auch in die gesamte Einrichtung hätte die Absage der Impfung viel Unruhe hinein gebracht. „Das hat uns ganz übel aufgestoßen. Alle waren sehr aufgebracht, enttäuscht, traurig und verunsichert“, erzählt die Einrichtungsleiterin. Den Angehörigen, die sich sehr dankbar über die Möglichkeit der Impfung in der Tagespflege gezeigt hatten, müssen nun Termine im Impfzentrum Dülmen vereinbaren.

Dabei hatten sie zuvor das Schreiben zur Termin-Vergabe ignoriert. Schließlich sind sie von der Impfung in der Tagespflege ausgegangen. Einige Tagesgäste hätten mittlerweile einen Termin bekommen - allerdings erst für Ende April. Andere wiederum seien in der Telefon-Hotline nicht durchgekommen, erzählt Becks-Maier.

Erst verschoben, dann aufgehoben

Zunächst war ein Impftermin für die rund 37 Personen - Tagesgäste und Personal - für den 31. Januar geplant. Doch dieser wurde wie in anderen Pflegeeinrichtungen verschoben. Am 3. Februar sollte es dann aber so weit sein. Alle hygienischen Sicherheitsvorkehrungen mit einem Einbahnstraßen-System in der Einrichtung sowie die nötigen Unterlagen wurden mit den Angehörigen vorbereitet. Verantwortliche aus der Gemeinschaftspraxis Dr. Fromme und Dr. Sonnek aus Ascheberg hatten ihrerseits alle Vorbereitungen getroffen.

In der Caritas-Tagespflege in der Appelhofstraße sollten in dieser Woche Impfungen gegen das Coronavirus stattfinden. Alle Vorbereitungen wurden bereits getroffen, ehe kurzfristig die endgültige Absage des Termins kam.

In der Caritas-Tagespflege in der Appelhofstraße sollten in dieser Woche Impfungen gegen das Coronavirus stattfinden. Alle Vorbereitungen wurden bereits getroffen, ehe kurzfristig die endgültige Absage des Termins kam. © Bianca Becks-Maier (A)

Kurz vor dem ersten Piks wenn man so will gab es dann die kurzfristige und endgültige Absage durch das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes NRW. Impfungen in der Tagespflege sollten grundsätzlich nicht stattfinden. Stattdessen wird es nur Impfungen in stationären Pflegeeinrichtungen geben, hieß es. Hintergrund sei die nur begrenzte Verfügbarkeit des Impfstoffes.

Obwohl sich der für die Tagespflege in Ascheberg zuständige Kreisverband der Caritas gegenüber Politikern deutlich zu dem Hin und Her geäußert hat, wird es - Stand jetzt - bei der Entscheidung bleiben. Dies sei „ein Schlag ins Gesicht und nur schwer zu verkraften“, teilt der Kreisverband mit.

Unterschied in der stationären oder ambulanten Pflege

„Das Irritierende an der Sache ist, dass hier nun Unterschiede gemacht werden. In unserer Tagespflege werden unsere Gäste gepflegt, versorgt und betreut. Dieses bietet den Pflegebedürftigen und den Angehörigen unter anderem die Möglichkeit, den Aufenthalt in einer stationären Altenhilfeeinrichtung zu verhindern oder hinauszuzögern. Doch genau der Aspekt, dass die Pflegebedürftigen abends im eigenen Bett schlafen, führt dazu, dass die Politik die Impfung in der Tagespflege nun versagt hat, anstatt sie auf die gleiche Stufe zu stellen“, erklärt Bianca Becks-Maier.

Hätte man diese Information von Anfang an gehabt, hätte man sich darauf einstellen können. Stattdessen gab es ein Hin und Her bei der Impfung und ein Wechselbad der Gefühle für Pflegebedürftige, Angehörige und Mitarbeiter. „Was nun passiert ist, führt alle Beteiligten an den Rand ihrer Kräfte. Und das in einer Zeit, die allen sowieso schon Unglaubliches abverlangt.“

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