
Die Botschaft der Anlieger am Bolzplatz in der Kettelerstraße ist eindeutig. © Goerke
Wohnpark statt Bolzplatz: Anlieger laufen gegen Planung Sturm
Wohnen in Heek
Wer in Heek im Alter größentechnisch angepassten Wohnraum sucht, wird aktuell kaum fündig. Ein Wohnpark könnte da die Lösung sein. Doch das Projekt hat nicht nur Befürworter.
Büsche und Bäume säumen den Bolzplatz in der Kettelerstraße/Ecke Letterhausstraße. Vor den Toren ist die Rasenfläche Erde gewichen. Klassische Gebrauchsspuren. Doch für wie lange noch? Die Fläche ist gegen den Willen der Anlieger für ein besonderes Wohnprojekt auserkoren.
Das Banner, das am Maschendrahtzaun des Platzes hängt, ist unmissverständlich: „Kein Spielraum für Wohnraum“. Auch eine Liste mit über 100 Unterschriften der Anlieger ist im Rathaus eingegangen. Die örtlichen Fraktionen haben bereits vor Ort den Anwohnern Rede und Antwort gestanden.
Rat fällt Entscheidung
An die Presse haben sich die Anlieger bisher nicht gewandt. Sie sollen das, so heißt es, als nicht zielführend erachten. Dafür aber wohnten sie dem jüngsten Bauausschuss und der jüngsten Ratssitzung bei. Für Heeker Verhältnisse sehr zahlreich. Bis auf den letzten Platz war der Saal gefüllt.
Der Grund: Im Rat fiel die finale Entscheidung darüber, ob der entsprechende Bebauungsplan, in dem auch der Bolzplatz liegt, geändert wird oder nicht. Und mit Gegenstimmen des Dinkelbündnisses gaben der Änderung CDU, SPD und die FDP grünes Licht.

2021 entschied die Lokalpolitik noch einstimmig, dass der Standort für den Wohnpark (von Bäumen umrandete Fläche auf dem Bild) ideal sei. Mittlerweile sieht das Dinkelbündnis dies anders. © Geodatenatlas Kreis Borken
Damit wäre die planungsrechtliche Grundlage geschaffen, den Bolzplatz dem Wohnpark-Projekt 55+ weichen zu lassen. Wenig verwunderlich verließen nach dieser Entscheidung die Anlieger hörbar entrüstet den Sitzungssaal.
Doch was genau verbirgt sich hinter dem Projekt, an dem Verwaltung und Lokalpolitik schon seit vielen, vielen Monaten tüfteln? Schon Anfang 2021 gab es für den Standort einstimmig grünes Licht aus der Lokalpolitik. Das Dinkelbündnis hat seine Meinung dazu mittlerweile allerdings revidiert.
Barrierefreie Seniorenwohnungen
Auf dem rund 2500 Quadratmeter großen Grundstück im Besitz der Gemeinde sollen nach derzeitigem Planungsstand zwölf barrierefreie Seniorenwohnungen mit einer Größe von jeweils 64 bis 78 Quadratmetern entstehen – in besagtem Wohnpark.
Wie dieser mal im Detail aussehen könnte, ist noch offen. Zwar hat die Verwaltung längst ein Planungsbüro ins Boot geholt und erste Ideen-Skizzen existieren bereits, aber mehr auch noch nicht. Zunächst galt es, den Bebauungsplan zu ändern, was jetzt erfolgt ist.
Wie praktisch in jeder Kommune fehlt nämlich auch in Heek Wohnraum. Geeignete Flächen für Wohnbebauung sind durch die Naturschutzgebiete an der Dinkel einerseits und die Autobahn 31 anderseits nicht unbegrenzt verfügbar. Darum ist es der politische Wille, maßvoll nachzuverdichten.
Bürgermeister Franz-Josef Weilinghoff bezeichnet das Wohnpark-Projekt gegenüber der Redaktion als „sehr wichtiges Projekt für die Wohnbaupolitik in der Gemeinde“. Man brauche in Heek dringend mehr Wohnraum. Das Projekt könne eine wegweisende Geschichte in dieser Angelegenheit werden.
Klare Konzeption
Erklärung: Es wäre die passende Ergänzung zum Heeker Programm „Jung kauft Alt“. Darüber können sich (junge) Familien nach dem Kauf von Häusern im Altbestand die energetische Sanierung fördern lassen.
Damit aber ältere Menschen überhaupt diese Häuser zum Verkauf anbieten, braucht es entsprechend altersgerechten Wohnraum als Alternative in der Gemeinde. Genau darauf zielt der Wohnpark in seiner Konzeption ab.

Diese Ideenskizze des Wohnparks existiert bereits. Ob es mal so kommt wie dargestellt, ist offen. © Gemeinde Heek
Und damit mit den Wohnungen kein Gemauschel betrieben werden kann, sieht die Planung vor, dass die zwölf geplanten Wohnungen nur von Bürgern aus der Gemeinde Heek bewohnt werden dürfen. Selbstnutzung statt Renditeobjekt.
Erste Interessensbekundungen für die angedachten Wohnungen sollen der Verwaltung bereits vorliegen. Wichtig: Der Bolzplatz soll nicht ersatzlos gestrichen werden. Ein alternativer Standort soll ermittelt werden.
Keine Probleme mit Artenschutz
Auch ein Artenschutzgutachten hat die Gemeinde bereits eingeholt. Da für den geplanten Wohnpark wohl auch einige Bäume (Platanen) gefällt werden müssen – Neuanpflanzungen sind geplant – wurden die Bäume im belaubten und unbelaubten Zustand untersucht.
Ergebnis im Wortlaut: „Es wurden keine Vogelnester oder potenzielle Quartiere an den Bäumen nachgewiesen“. Das betrifft sowohl Vögel als auch Fledermäuse. Die durchfliegen das Gebiet lediglich. Somit ist aus Sicht der Gutachterin eine Fällung der Bäume zwischen Oktober und Februar zulässig.

Der Bolzplatz soll umgesiedelt werden. Bäume, die gefällt werden müssen für den Wohnpark, sollen durch Neuanpflanzungen aufgewogen werden. © Markus Gehring
Wichtig: Übergangen wurden die Anlieger von der Verwaltung nicht. Im Juli und August dieses Jahres lagen die Pläne aus. Diese Offenlage nach dem Baugesetzbuch gehört bei derartigen Projekten dazu. Eingegangene Beschwerden wurden laut Verwaltung, so es ging, in die Planung integriert.
Wie das Projekt umgesetzt wird, ist noch offen. Investorenmodell so wie beim Kita-Neubau in Nienborg? Oder doch lieber ein Genossenschaftsmodell? Denkbar ist noch vieles. Ob die Anlieger jetzt nach der vollzogenen Änderung des B-Plans den Rechtsweg einschlagen, wird sich zudem zeigen müssen. Offen steht er ihnen in jedem Fall.
Liebt als gebürtiger Münsterländer die Menschen und Geschichten vor Ort. Gerne auch mit einem Blick hinter die Kulissen. Arbeitsmotto: Für eine spannende Story ist kein Weg zu weit.
