Bevor ein Ofen in Betrieb genommen werden darf, muss ein Schornsteinfeger diesen abnehmen. Vielerorts wird derzeit von einer Renaissance des Heizens mit Holz gesprochen. Doch auch diese Alternative hat Tücken.

Bevor ein Ofen in Betrieb genommen werden darf, muss ein Schornsteinfeger diesen abnehmen. Vielerorts wird derzeit von einer Renaissance des Heizens mit Holz gesprochen. Doch auch diese Alternative hat Tücken. © picture alliance/dpa

Weg vom Gas, hin zum Ofen? – „Menschen schauen mehr nach rechts und links“

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Viele Menschen denken aktuell an Alternativen zum Heizen mit Gas. Eine Option ist der Ofen. Ein Mehr an Anfragen spürt auch der Schornsteinfeger Ulrich Wanschura. Aber keinen Aktionismus.

Heek

, 05.10.2022, 17:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Die Berichte häufen sich: Wegen der steigenden Gaspreise kaufen derzeit viele Menschen wieder Öfen. Oder sie reaktivieren vorhandene.

Diese Erfahrung machen aktuell auch die Schornsteinfeger, die letztlich die Abnahme dieser Öfen und Kamine vornehmen. In Zeiten von zunehmender Sorge suchten viele Menschen Sicherheit. Von Aktionismus könne in der Region aber keine Rede sein, meint zum Beispiel der Schornsteinfegermeister Ulrich Wanschura.

Ein großer Haken an der Sache: Wer sich zuhause am eigenen Feuer wärmen will, macht gleichsam die Erfahrung, dass der Brennholzmarkt vielfach geradezu leergefegt und der Preis auch für Pellets enorm in die Höhe geklettert ist.

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Angesichts der Gaskrise denken derzeit viele Menschen darüber nach, einen Ofen für feste Brennstoffe zu kaufen oder einen alten Ofen wieder in Betrieb zu nehmen. Laut einer jüngst veröffentlichten repräsentativen Yougov-Umfrage im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur haben 13 Prozent der Deutschen einen Ofen angeschafft, sechs Prozent planen dies.

Ulrich Wanschura spürt im Arbeitsalltag, dass die Menschen für dieses Thema sensibilisierter sind: „Viele schauen heute mehr nach links und rechts“, erklärt der Bezirksschornsteinfegermeister.

Holz ist gleichsam knapp und teuer

Die Anfragen häuften sich durchaus. Der Heeker schränkt allerdings ein: „Ein Ofen macht als Alternative dann Sinn, wenn es wirklich kein Gas mehr gibt.“ Und dass dieser Fall eintreten wird, daran glaubt er nicht. Er erinnert auch noch mal daran, dass Holz aktuell knapp und teuer ist. Wer noch ein Ofen-Exemplar in petto habe, der gehe grundsätzlich gelassener mit der Situation um.

Ist eine Inbetriebnahme angedacht, dann sollten die Nutzer verantwortungsbewusst vorgehen. Damit alte Öfen wieder zum Einsatz kommen können, braucht es Wartung und Prüfung vor Ort durch den Fachmann.

Dabei wird unter anderem geschaut, ob der Schornstein frei ist. Stichwort Kohlenmonoxidvergiftung. Auch ein Problem ist das Heizen mit zu viel oder auch nassem Holz. Sogenannte Rußbrände in den Schornsteinen können die Folge sein. Nicht zuletzt ist eine Abnahme durch den Fachmann wichtig für den Versicherungsschutz.

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Man ist sogar gesetzlich verpflichtet, schon vorab den bevollmächtigten Bezirksschornsteinfeger zu konsultieren. Dieser prüft zum einen den Immissionsschutz. Zum anderen geht es um den Brandschutz.

Nach der Vorabstimmung mit dem Schornsteinfeger kann der Ofen eingebaut werden. Anschließend muss der Bezirksschornsteinfeger die Feuerstätte eben noch abnehmen. Erst danach darf man heizen.

Experten raten von Experimenten ab

Noch mal zu den Kosten der Alternative: Die Preise für Brennholz und Pellets sind innerhalb eines Jahres fast auf das Doppelte gestiegen. Ein Zenit scheint aber erreicht: Da viele ihre Lager nun gefüllt hätten, gehen die Preise allmählich wieder zurück.

Der Brennholzpreis bei seriösen Händlern liege im Schnitt derzeit bei etwa 150 Euro pro Schüttraummeter, sagte Gerd Müller, der Leiter der Geschäftsstelle des Bundesverbands Brennholzhandel – wobei es große regionale Unterschiede gebe. „Ich gehe nicht davon aus, dass das exorbitant weiter steigt.“ Holz bleibe jedoch weiter Mangelware.

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Von Experimenten raten die Fachleute dringend ab. Zum Bespiel von der Idee, Grills, Campingkocher oder gar Heizstrahler im Haus aufzustellen. „Plötzlich kommt alles in Frage, was in irgendeiner Form Wärme abgibt. Wir erkennen hier einen gefährlichen Trend“, sagt Andreas Walburg vom Bundesverband des Schornsteinfegerhandwerks laut Mitteilung. Ulrich Wanschura denkt auch an Elektrolüfter, die die Stromnetze in Häusern überlasteten. Und bekanntlich Stromfresser sind.

Früher war es übrigens üblich, dass Häuser fürs Heizen eine Art Notfallversorgung hatten. Daran erinnern sich nun vor allem ältere Menschen. Sie fühlen sich sicherer, wenn ein Ofen parat steht.

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