
© Till Goerke
Nach Lockdown: Hotel am Markt kämpft mit akuter Personal-Not
Wirtschaft in Heek
Die neue Coronaschutzverordnung gibt Gastronomen Planungssicherheit. Doch die Betreiber vom Hotel am Markt haben dennoch Sorgen wegen Corona. Das bekommen auch potenzielle Gäste zu spüren.
Obwohl die Inzidenz im Kreis bei über 100 liegt (Stand 31. August) und die vierte Welle der Pandemie laut RKI rollt, dürfen Hotel- und Gastronomiebetriebe geöffnet bleiben. Das ist in der neuen Coronaschutzverordnung verankert. Und doch kämpft das Betreiberehepaar vom Hotel am Markt und dem Restaurant M3 mit Corona-Folgen.
Der Hotelbetrieb läuft, die Terrasse ist bei schönem Wetter geöffnet und auch die Innenräume des M3 stehen den Gästen wieder offen. Eine monatelange Durststrecke – auch in finanzieller Hinsicht – ist für das Betreiberehepaar Silke und Thomas Lanvermann Geschichte.
Endlich wieder Planungssicherheit
„Wir sind froh, wieder für unsere Gäste so richtig da sein zu können“, sagt Silke Lanvermann mit hörbarer Erleichterung in der Stimme. Die neue Coronaschutz-Verordnung gebe endlich Planungssicherheit. Eine erneute Schließung des Betriebes wegen hoher Infektionszahlen droht nicht mehr.
Dafür drückt der Schuh an anderer Stelle. „Leider“, so Silke Lanvermann, „fehlt uns Personal.“ Während sie im Computer Reservierungen überprüft, präzisiert sie: „Wir suchen händeringend Verstärkung.“

Silke Lanvermann hat alle Hände voll zu tun, worüber sie sehr froh ist, wie sie sagt. Doch längst nicht alle Wünsche der Gästen können bei der momentan Personallage erfüllt werden. © Till Goerke
Doch das ist momentan Wunschdenken. Und alleine steht das Betreiberehepaar mit dem Problem auch nicht da. Im Gegenteil. Viele Gastronomen klagen über Personalnot. Viele Angestellte und Aushilfen haben sich während der monatelangen Schließung der Betriebe einen anderen Job gesucht.
Auch das Hotel am Markt hat Personal verloren. „Ich kann jeden verstehen, der gegangen ist. Jeder muss schauen, das Geld reinkommt“, ist Silke Lanvermann nicht mal enttäuscht über die Entscheidungen des Ex-Personals. Vielmehr besorgt sie, dass keine schnelle Besserung in Sicht ist.
Arbeitszeiten sind das Problem
„Unser Hauptproblem in der Gastronomie sind die Arbeitszeiten“, weiß sie. Lange Abende und Wochenendarbeit seien nicht gerade attraktiv. Etwas, das diverse Wirtschaftsexperten bestätigen. In anderen Bereichen sei mit weniger „sozialunfreundlichen“ Bedingungen gleiches oder besseres Geld zu verdienen. Darum wolle jetzt auch kaum wer zurück in die Gastronomie.
Aber gerade wegen der Arbeitszeiten, so Silke Lanvermann, sei mehr Personal so wichtig. Damit könne man die Arbeitszeiten besser verteilen. Nicht jeder müsste jedes Wochenende arbeiten. „Es würde unser vorhandenes Personal entlasten.“ Zwei Festangestellte, ein Azubi und mehrere Aushilfen zählen derzeit zum Team.

Servicepersonal für das Restaurant M3 ist wegen Corona knapp geworden. © Till Goerke
Fakt ist, dass die Lage momentan verzwickt ist. „Jetzt dürfen wir wieder alles unter Einhaltung von 3G, aber können nicht alles so machen, wie wir es gerne für unsere Gäste tun würden“, bringt es Silke Lanvermann auf den Punkt. Und das heißt konkret was?
Personell nicht alles zu stemmen
Mittagstisch à la carte? Nur am Sonntag. Frühstück für Jedermann? Nicht immer. „Neben dem Frühstücksservice für unsere Hotelgäste können wir leider nicht alle externen Anfragen annehmen“, berichtet die Betreiberin. Auch nicht alle Events wie zum Bespiel Firmungen könnten angenommen werden. Für abgewiesene Festgesellschaft heißt das also: Ausweichen oder zuhause feiern.

Auf der Terrasse des M3 können viele Gäste Platz finden. Besonders am Wochenende und bei schönem Wetter ist diese gefragt. © Till Goerke
„Wir würden ja gerne, aber wir können es derzeit personell einfach nicht stemmen.“ Problem: Nicht immer stoße das bei (potenziellen) Gästen auf Verständnis. Gleiches gilt für die Kontrolle von 3G am Eingang. „Wir müssen uns aber nun mal an die Vorgaben halten“, so Silke Lanvermann.

Im Hotel am Markt und im M3 gilt die 3G-Regel und jeder Gast im Restraunt muss sich nach wie vor einchecken – zum Beispiel über die Luca-App. © Till Goerke
Wie groß die Personalnot wirklich ist, zeigte sich am zurückliegenden Wochenende. Kurzfristig hatten sich zwei Aushilfen krankgemeldet. Ersatz? Fehlanzeige. Also mussten der Sohn und die Schwiegertochter der Lanvermanns sowie eine Nachbarin im Service einspringen. Alles, aber keine Dauerlösung.
Liebt als gebürtiger Münsterländer die Menschen und Geschichten vor Ort. Gerne auch mit einem Blick hinter die Kulissen. Arbeitsmotto: Für eine spannende Story ist kein Weg zu weit.
