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KWK-Anlagen von 2G Energy: „Champagner“ der Energiewende
Wirtschaft in Heek
2G Energy aus Heek hat sich mittlerweile weltweit einen Namen gemacht. Die Kraft-Wärme-Kopplungs-(KWK-) Anlagen sind mit Blick auf die Energiewende ein Faustpfand. Das eröffnet viele Möglichkeiten.
Ein großer Teil der insgesamt verbrauchten Energie entfällt auf die Erzeugung von Wärme. Und gerade da ist es mit der Nutzung erneuerbarer Energien noch nicht so weit her.
„Strom ist einfach, das Thema Mobilität ist zumindest im Bereich des Pkw-Verkehrs eigentlich auch gelöst – aber der schwierigste und komplizierteste Bereich ist die Wärme“, stellt Reiner Priggen fest.
Treffen in Heek
Er ist Vorsitzender des Landesverbands Erneuerbare Energien (LEE NRW), der sich kürzlich zu einer Sitzung am Firmensitz von 2G Energy in Heek traf.
Den Besuch nutzten Priggen und 2G-Vorstandschef Christian Grotholt, um den aktuellen Stand der Entwicklung von Kraft-Wärme-Kopplungs-(KWK-)Anlagen vorzustellen, die mit Wasserstoff betrieben werden können.
Durch die aktuellen Sanktionsmaßnahmen gegen Russland hatte der lange vorher festgelegte Termin ungewollte Aktualität: Bislang wird der größte Teil der Wärme für Industrie und Wohnungen mit Öl und Erdgas erzeugt. Beides ist zuletzt nicht nur erheblich teurer geworden, beim Gas drohen langfristig sogar Engpässe.
Letztendlich beschleunigt das allerdings nur die bereits eingeleitete Energiewende weg von fossilen Brennstoffen. „Ich bin überzeugt, Wasserstoff wird der Energieträger der Zukunft sein“, machte der LEE-Vorsitzende seinen Standpunkt deutlich. Nicht für das Einfamilienhaus, aber für große Wohnkomplexe und Industriebetriebe.
Strom-Erzeugung und Heizen
Noch werden die meisten der bei 2G gebauten KWK-Anlagen mit Erd- oder Biogas betrieben. In ihnen wird Strom erzeugt, die bei der Kraftstoffverbrennung entstehende Wärme wird zum Heizen verwendet.
„Die KWK-Anlagen können Schwankungen ausgleichen, die beim Ausfall von Wind und Sonne entstehen“, beschreibt Christian Grotholt den Platz der Anlagen in der Energieversorgung.
Clou der neuen gasbetriebenen 2G-Anlagengeneration ist, dass die Motoren unproblematisch auf den Betrieb mit Wasserstoff umgestellt und dann komplette klimaneutral betrieben werden können.
Der Wasserstoff soll dort erzeugt werden, wo mehr Strom durch Windkraft oder Sonne erzeugt wird, als ins Netz eingespeist werden kann, etwa an den Offshore-Windparks der Nordsee. Über Pipelines kann er dann genau wie Erdgas zu den Abnehmern transportiert werden.
Pipeline anzapfen?
Eine solche Pipeline soll in zwei Jahren zwischen Lingen und Gelsenkirchen in Betrieb gehen – und längs der A 31 direkt an Heek vorbeiführen. Die könnte einfach angezapft werden – mit der entsprechenden Technik könnte die Gemeinde dann zum Beispiel als Standortfaktor ein komplett klimaneutrales Gewerbegebiet anbieten.
Bislang gelte Wasserstoff aufgrund seiner hohen Produktions- und Transportkosten noch als der „Champagner der Energiewende“, sagt Christian Grotholt. Ist sich aber sicher: „Langfristig wird regenerative Energie die günstigste Energie sein – die Sonne schreibt keine Rechnung.“
Gleichzeitig hofft er, dass das Tempo Richtung Energiewende in Deutschland Fahrt aufnimmt. „Wir sind nicht mehr der Musterschüler, für den wir uns gerne halten – andere Länder haben uns schon überholt.“
2G Energy liefert seine KWK-Anlagen unter anderem nach Japan, Australien und in die USA.