Freie Bahn für Flüchtlingsunterkunft Gemeinde und Kirche erzielen Einigung

Gemeinde und Kirche erzielen Einigung: Weg für Flüchtlingsunterkunft frei
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Es war ein monatelanges Tauziehen zwischen Gemeinde und der Kirchengemeinde Heilig Kreuz Heek. Jetzt wurde eine Einigung über die Fläche hinter dem K+K-Markt in Nienborg erzielt. Jene Fläche, auf der eine Flüchtlingsunterkunft für bis zu 45 Personen gebaut werden soll. Nur eine Frage bleibt.

Ende Dezember 2022 wurden die zwei Standorte – je einer pro Ortsteil – auf Anfrage der Redaktion von der Verwaltung öffentlich gemacht. Im Ortsteil Heek war die auserkorene Fläche kein Problem. Sie gehört der Gemeinde. In der Stroot, wo noch eine alte Lagerhalle steht, soll die Unterkunft gebaut werden. Der Auftrag für den Hallenabriss ist bereits vergeben.

Bistum noch nicht involviert

In Nienborg war die Situation eine gänzlich andere. Zwar gab es für die Fläche hinter dem K+K-Markt das politische „Go“, doch die Fläche gehört(e) der Kirchengemeinde. So standen entsprechend intensive Verhandlungen an. Jetzt, rund sechs Monate später, wurde eine Einigung erzielt.

Das bestätigt Bürgermeister Franz-Josef Weilinghoff auf Nachfrage ebenso wie Thomas Löhring als stellvertretender Vorsitzender des Kirchenvorstandes. Nur die Absegnung des Bistums Münster steht noch aus. Dieses ist nach wie vor, das ergibt eine Anfrage, noch nicht am Prozess beteiligt.

Flurbereinigungsverfahren

Denn der ausgehandelte Flächentausch muss zunächst über die Verwaltung mit einem Flurbereinigungsverfahren auf den Weg gebracht werden. Dieses steht jetzt an. Über dieses werden vereinfacht gesagt, die Besitzverhältnisse neu geordnet. Das dies das gängige Verfahren sei, bestätigt die Zentralrendantur Ahaus-Vreden der Redaktion.

Das Tauschgeschäft sieht vor, dass die Gemeinde die gewünschte Fläche hinter dem K+K-Markt bekommt. Die Kirchengemeinde erhält dafür eine Fläche im Außenbereich. Ohne Ausgleichszahlung, wie der Bürgermeister betont. Grundlage ist die Wertberechnung der Flächen inklusive Größe.

Diese Halle im Ortsteil Heek (Gewerbegebiet Stroot) soll abgerissen werden, um die zweite Flüchtlingsunterkunft bauen zu können.
Diese Halle im Ortsteil Heek (Gewerbegebiet Stroot) soll abgerissen werden, um die zweite Flüchtlingsunterkunft bauen zu können. © Markus Gehring

Ackerflächen werden mit 15 Euro je Quadratmeter, Grünflächen mit 6 bis 8 Euro und innerörtliche Flächen auf Basis der Bodenricht- und Schätzwerte in ihrem Wert beziffert. Kämmerer Heinz-Gerd Lenfers führt auf dieser Basis eine Vergleichsrechnung durch, die die Verwaltungsspitze absegnet und mit in die Verhandlungen nimmt. „Das funktioniert gut“, so der Bürgermeister.

Plan der Gemeinde ist es, auch nur die Hälfte der Fläche in Nienborg baulich für die Flüchtlingsunterkuft zu nutzen. In der Vereinbarung sind auch noch viele weitere Details festgehalten. Unter anderem ausreichend Abstand zum angrenzenden Friedhof.

Sollte in den kommenden Jahren aber doch die gesamte Fläche baulich genutzt werden, wird ein finanzieller Ausgleich an die Kirchengemeinde fällig. Bleibt dieser Fall jedoch aus, geht die freie Fläche nach 25 Jahren zurück in den Besitz der Kirche.

Anlieger hetzen gegen Bau

Dass die erzielte Einigung nicht für Begeisterung bei den Anliegern sorgen wird, liegt nahe. Hatten sie doch mit einem Brief gegen den Bau der Unterkunft gehetzt. Der Verfasser will die gesamte Nachbarschaft hinter sich wissen. Das Schreiben liegt der Redaktion vor. In diesem wird Flüchtlingen unter anderem pauschal Mord und Vergewaltigung unterstellt.

Ob die Anlieger der Verwaltung bei ihrem Vorhaben weiter versuchen, Steine in den Weg zu legen, wird sich zeigen müssen. Der Klageweg, unabhängig von den Erfolgsaussichten, steht zunächst mal jedem offen.

Dinge, mit denen sich die Gemeinde derzeit aber (noch) nicht beschäftigen muss. Vielmehr muss jetzt das Flurbereinigungsverfahren zügig über die Bühne gehen, damit das Bistum alles final absegnen kann und die Arbeiten für den Bau ausgeschrieben werden können.

Denn Wohnraum für Geflüchtete wird dringend benötigt. Die Gemeinde nimmt „regelmäßig“ per Zuweisung durch die Bezirksregierung Flüchtlinge auf und rechnet auch im weiteren Jahresverlauf mit Zuweisungen, wie Doris Reufer (Leiterin Fachbereich III) auf Anfrage mitteilt.

Derzeit leben 236 Flüchtlinge in der Gemeinde. 167 davon in kommunalen Unterkünften, 26 bei Gastgeberfamilien und 43 Personen in selbst angemieteten Wohnungen. Ob der Zeitplan, dass eine neue Unterkunft bis zum Herbst steht, eingehalten werden kann, ist aktuell aber fraglich.

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