
© Markus Gehring
Asbestfläche: Noch bis zu 3000 Tonnen belastetes Material im Boden
In der Bleiche
Der Asbesthaufen ist Ende 2021 verschwunden. Hunderte Tonnen belastetes Material wurden abtransportiert. Doch noch immer könnten bis zu 3000 Tonnen im Boden lagern. Eine Gefahrensituation?
Auf den ersten Blick erinnert in der Bleiche nichts mehr an den Gefahrenstoff Asbest. Der Bauschutthaufen ist Ende 2021 verschwunden. Der Schutzzaun ist demontiert. Doch im Untergrund schlummert der Gefahrenstoff noch immer tonnenweise.
Doch zunächst die guten Nachrichten. „Solange das Material nicht bewegt wird und so wie jetzt im Boden liegt, geht davon keine Gefahr aus“, stellte der Gutachter Thomas Helmes des beauftragten Ingenieurbüros aus Gronau in der jüngsten Sitzung des Bauausschusses klar.
Von der Fläche geht keine Gefahr aus
Die Verwaltung hatte selbiges zuvor auch stets betont. Mit Blick auf die Gesundheit aller, die die Fläche passieren oder in der Nähe wohnen ist die Bestätigung des Gutachters jetzt natürlich eine gute Nachricht.
Gefährlich werde Asbest, wenn die Fasern eingeatmet würden. Da die belasteten Faserzementplatten auf dem 10.000-Quadratmeter-Areal mittlerweile unter einer Mutterboden- und Vliesschicht liegen, sei diese Gefahr gebannt.
Ebenfalls erfreulich: Laut Gutachter stellt der Gefahrenstoff auf der Fläche keine Gefahr für das Grundwasser dar. Stichwort Verunreinigung. Asbest sei kein wassergefährdender Stoff. Allerdings gibt es auch ein dickes „Aber“.
Denn Asbest sei beständig gegen Säure, Feuer und andere Einflüsse. Dementsprechend zersetze sich das Material auch nicht. „Es findet beim Asbest keinerlei Abbau statt“, stellte Helmes klar.
Wohnbebauung in weiter Ferne
Sollte die Fläche also einmal in das Interessensfeld einer Wohnbebauung rücken, müsste das gesamte Areal aufwendig und damit kostspielig saniert werden. Etwas, das sich dann auch auf den Quadratmeterpreis auswirken dürfte.
„Wenn alles ausgebaggert, alles belastete Material abtransportiert und die dann erfolgten Analysen ergeben würden, dass die Fläche „sauber“ ist, wäre auch wieder eine Nutzung möglich“, zeigte der Gutachter auf.

In den Zementplatten befindet sich der Gefahrenstoff Asbest. Dieses Foto ist während der Entsorgung im November 2021 entstanden. © Gemeinde Heek
Doch genau auf diesen Schritt hatte die Lokalpolitik Ende 2021 mittels Dringlichkeitsbeschluss verzichtet. Vorerst. Wegen der Kosten.
Kurz nach Beginn der Arbeiten im November 2021 stellte sich nämlich heraus, dass sich auch in der Befestigung im hinteren Teil des Areals asbestbelastete Materialien befinden. Weiteres Material lagert wohl im Boden.
Entsorgung kostet bisher 600.000 Euro
Einer Schätzung der Verwaltung nach könnten noch 2000 bis 3000 Tonnen asbestbelasteter Bauschutt im Boden sein. Bei einem Entsorgungspreis von 200 Euro je Tonne könnten so schnell 600.000 Euro zusammenkommen.
Allerdings kostete schon die bisher „zwingend notwendige Entsorgung“ 600.000 Euro. Kalkuliert wurde mit 200.000 Euro. Die Mehrkosten von 400.000 Euro mussten außerplanmäßig zur Verfügung gestellt werden.

Die Fläche im Überblick: Der rote Kreis links kennzeichnet den Bauschutthaufen. In allen roten Bereichen wurde Asbestmaterial entsorgt. Die blaue Umrandung zeigt die asbestbelastete Wegebefestigung, die entsorgt wurde. © Gemeinde Heek
Problem: Anhand von Stichproben ist es laut Gutachter auch nicht zu klären, wie viel genau im Boden lagert. Vieles zeige sich eben erst bei den Abgrabungsarbeiten. Das erhöht das Kostenrisiko.
Ein Risiko, das die Lokalpolitik nicht eingehen wollte. Der Bauschutt bleibt im Boden. Somit wird die Fläche nun also beim Kreis Borken im Altlastenkataster geführt. In Vergessenheit gerät das Ganze so nicht.
Nur eine eingeschränkte Nutzung möglich
Und: Eine Nutzung der rekultivierten Fläche ist auch nur eingeschränkt möglich. Einfach mal Bäume pflanzen – etwa eine Streuobstwiese – ist laut Gutachter keine gute Idee.
Denn die Wurzeln könnten die eingezogene Vliesschicht im Boden beschädigen. Von daher plant die Verwaltung auf der Fläche mit einer Blühwiese, um wenigstens etwas ökologischen Nutzen herzustellen.

So sah die Fläche in der Bleiche noch im September 2021 aus. Die Entsorgung des asbesthaltigen Bauschutts kostet die Gemeinde bisher 600.000 Euro. © Till Goerke
Bis heute ist nicht geklärt, durch wen der belastete Bauschutt in den Boden gelangte. Schon der Vorbesitzer hatte den darauf stehenden Stall nur gekauft. Ob dessen Vorbesitzer oder aber Dritte den Schutt einlagerten, ist unklar. Und das wird es wohl auch für immer bleiben.

Auf der belasteten Fläche soll erstmal eine Blühfläche angelegt werden. © Markus Gehring
Die Verwaltung vermutet nach der Auswertung älterer Luftbilder aber, dass der Schutt Ende der 1970er- oder Anfang der 80er-Jahre dort abgekippt worden sein könnte. Und danach einfach mit Boden und Schottermaterialien abgedeckt wurde.
2019 kam das Dilemma ans Licht
Bereits 2014 hatte die Gemeinde den ehemaligen Kälbermaststall auf dieser Fläche gekauft, denn die Geruchsemission stand der Entwicklung des Baugebiets Strothbach im Weg.
Der Stall inklusive Güllehochbehälter mussten für die Realisierung zwingend weichen. 2019 erfolgte darum der Abriss. Dabei tauchte das belastete Material auf. Allerdings nicht in dem Rahmen wie jetzt vermutet.
Langfristig ruht die Hoffnung darauf, dass durch den Gesetzgeber andere Behandlungsmethoden und Entsorgungsmöglichkeiten geschaffen werden. Im Idealfall dann auch kostengünstiger als die bisherigen Varianten.
Liebt als gebürtiger Münsterländer die Menschen und Geschichten vor Ort. Gerne auch mit einem Blick hinter die Kulissen. Arbeitsmotto: Für eine spannende Story ist kein Weg zu weit.
