Markus Jasper (v.l.), Theo Staub, Jürgen Lammers und Hans Mayer vom Trägerverein Landesburg in der alten Burgschänke, in der bedeutende historische Funde gemacht wurden.

Markus Jasper (v.l.), Theo Staub, Jürgen Lammers und Hans Mayer vom Trägerverein Landesburg in der alten Burgschänke, in deren Keller bedeutende historische Funde gemacht wurden. © Till Goerke

Abriss und Neubau: Tage der alten Burgschänke sind gezählt

rnArchäologische Funde

In der Burgschänke wurden bedeutsame archäologische Funde gemacht. Das wirbelte die Pläne längst durcheinander. Doch jetzt gibt es sogar eine 180-Grad-Wende. Sorgen bereiten noch die Kosten.

Heek

, 29.09.2022, 17:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Es fühlt sich wie ein Schritt in eine völlig andere Welt an. Eine, die längst vergangen, aber voller Erinnerungen ist. Es ist kühl, feucht und riecht ein wenig muffig. Betrachtet man die archäologischen Funde in der Burgschänke, wird die jahrhundertealte Geschichte greifbar.

Ein großer Schritt durch die alte Holztür und man steht inmitten der Schänke. Über Holzbretter gelangt man in die Nebenräume. Über eine steile Treppe in den Keller. Es ist eng und dunkel. Erst bei genauerem Hinsehen wird deutlich, dass man sich auf historischem Boden bewegt.

800 Jahre Geschichte

800 Jahre Nienborger Geschichte finden sich hier durch die Reste der Burgmauer und des Turmfundamentes. Die Alte Burgschänke wurde Anfang des 20. Jahrhunderts einfach darüber gebaut. Doch jetzt sind die Tage der Schänke gezählt. Das teilt der Trägerverein Landesburg Nienborg mit.

Der Abriss ist beschlossen. Ebenso ein Neubau. So die Finanzierung funktioniert. Aus einem sind längst zwei Projekte geworden, betont der Vorsitzende des Trägervereins, Markus Jasper, im Gespräch mit der Redaktion vor Ort.

Betritt man die Burgschänke, ist es wie ein Schritt in eine andere Welt.

Betritt man die Burgschänke, ist es wie ein Schritt in eine andere Welt. © Till Goerke

Grundidee war es vor einigen Monaten einmal, die beiden Kellerräume der ehemaligen Burgschänke, die schon jahrelang leer stehen, zu erschließen und die Räumlichkeiten auf Vordermann zu bringen. Ebenso das Burgtor.

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Dann kamen die archäologischen Funde zutage. Alles musste neu gedacht werden. Nein, es wurde mit viel Enthusiasmus und Leidenschaft neu geplant. Raum für Vereine schaffen und die Burganlage als Zeugnis heimatlicher Geschichte aufwerten – besser gesagt den Keller.

Abriss unausweichlich

Und warum jetzt die Entscheidung, die Burgschänke abzureißen? Kostengründe und Statik geben den Ausschlag. Ein Neubau ist schlicht günstiger als eine komplette Sanierung der alten Bausubstanz. Auch vor dem Hintergrund des energetischen Standards. Die laufenden Kosten werden so gedrückt.

Das Burgtor mit dem Turmzimmer (r.) bleibt erhalten. Darum dürften die Abrissarbeiten der Burgschänke (l.) kniffelig werden.

Das Burgtor mit dem Turmzimmer (r.) bleibt erhalten. Darum dürften die Abrissarbeiten der Burgschänke (l.) kniffelig werden. © Till Goerke

Bevor der Aufschrei groß ist: Der überirdische Abriss ist laut Trägerverein mit den Förderstellen und dem Denkmalamt abgeklärt. Der Weg ist frei. Wichtig: Der Keller mit den historischen Funden soll natürlich erhalten bleiben und zugleich „erlebbar“ gemacht werden.

Aktuell ist ein Fachbüro damit beauftragt, ein entsprechendes pädagogisches Konzept zu entwickeln. Die Funde sollen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Die grobe Idee: Neues mit Altem verbinden durch den Einsatz von Beamern und spezieller Lichttechnik.

So könnte der Neubau einmal aussehen. Noch ist nicht geklärt, aus welchem Material die Außenfassade sein könnte. Es ist am Ende eine Frage der Kosten.

So könnte der Neubau einmal aussehen. Noch ist nicht geklärt, aus welchem Material die Außenfassade sein könnte. Es ist am Ende eine Frage der Kosten. © WP Architekten

An Ideen mangelt es dem Trägerverein nicht. Hört man den Verantwortlichen aufmerksam zu, wie sie über das Doppelprojekt sprechen, merkt man sofort, dass hier mal etwas für Nienborg Großes entstehen kann. Auch und gerade weil es einen Neubau beinhaltet.

Neubau soll etwas größer werden

Dieser soll übrigens ein paar Meter größer ausfallen als die bisherige Burgschänke, sich aber optisch passend eingliedern. Das Burgtor mit dem Turmzimmer bleibt erhalten. Die Abrissarbeiten dürften also eine kniffelige Nummer werden.

Wie die Fassadengestaltung am Ende aussieht, sprich ob Sandstein zum Einsatz kommt, wird eine Frage der Kosten sein. Genau diese sind ohnehin das, was dem Trägerverein noch ein wenig Bauschmerzen bereitet. Wenngleich, das betont Markus Jasper, Licht am Ende des Tunnels zu sehen sei.

Der Gang in den Keller der Burgschänke, der erhalten bleiben soll, ist steil. Der Keller mit den historischen Funden soll für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

Der Gang in den Keller der Burgschänke, der erhalten bleiben soll, ist steil. Der Keller mit den historischen Funden soll für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. © Till Goerke

Ursprünglich geplante Kosten für die Umgestaltung: 2,15 Millionen Euro – mit 1,45 Millionen Euro Fördergeldern des Landes. Zuvor hatte der Rat Anfang 2020 beschlossen, dass die Gemeinde die Burgschänke und das Burgtor für 40 Jahre von der Besitzerfamilie pachtet. Mit Verlängerungsoptionen.

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Doch die Kosten laufen dem Trägerverein im Moment noch davon. „Das kalkulierte Budget wird nicht ausreichen“, sagt Jürgen Lammers, Geschäftsführer des Trägervereins. Genaue Zahlen kann er noch nicht präsentieren, aber: Dass es sechsstellig mehr werden wird, davon ist auszugehen.

Komplexes Vorhaben

Es ist eben ein komplexes Vorhaben. Sieben Mal wurde die Planung überarbeitet. Viele Behörden und Ämter müssen eingebunden werden. Zudem sind die Kosten für zahlreiche Baustoffe in den vergangenen Monaten durch die Decke geschossen. Und auch die Konzeptumsetzung an sich ist aufwendig.

Aber: Trotz all der nicht einfachen Umstände muss noch eine Menge Geld her. So viel ist klar. Darum ist der Trägerverein derzeit auch akribisch dabei, weitere Fördermöglichkeiten abzuklopfen und nach Möglichkeit auch einzustielen. Aktuell natürlich alles unter Vorbehalt.

Die Planungen sind schon weit vorangeschritten. Der Keller mit den historischen Funden soll erlebbar gemacht werden, im Erd- ober Obergeschoss werden die örtlichen Vereine Platz für Veranstaltungen haben. Einen Aufzug soll es im Neubau ebenfalls geben.

Die Planungen sind schon weit vorangeschritten. Der Keller mit den historischen Funden soll erlebbar gemacht werden, im Erd- oder Obergeschoss werden die örtlichen Vereine Platz für Veranstaltungen haben. Einen Aufzug soll es im Neubau ebenfalls geben. © Gemeinde Heek

„Es kann noch alles passieren, es ist noch nichts in trockenen Tüchern, aber wir sind auf einem guten Weg“, fasst Markus Jasper den gegenwärtigen Stand zusammen. Nur eines ist schon mal ganz sicher: Der Abriss ist unausweichlich. „Ohne diesen geht es einfach nicht“, betont Jasper.

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Bis Weihnachten 2022, so die Zielsetzung des Trägervereins, sollen alle Zahlen auf dem Tisch liegen und alle Planungen so weit sein, dass theoretisch ein Bauantrag beim Kreis Borken gestellt werden könnte. Könnte deshalb, weil eben noch nicht klar ist, ob die Finanzierung auch tatsächlich gelingt.