Dr. Hannes Müller, Apotheker der Römer Apotheke, empfiehlt dringend, sich gegen Grippe impfen zu lassen.

Dr. Hannes Müller, Apotheker der Römer Apotheke, empfiehlt dringend, sich gegen Grippe impfen zu lassen. © Jürgen Wolter

Zwei Jahre spielte die Grippe keine Rolle - Kommt jetzt die große Welle?

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Durch die Corona-Schutzmaßnahmen war auch die Grippe (Influenza) deutlich zurückgedrängt worden. Gibt es 2022/23 eine neue Welle? Ärztin und Apotheker schätzen die Lage ein.

Haltern

, 07.09.2022, 17:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Zwei Jahre lang spielte die Grippe in Deutschland kaum eine Rolle. Durch die Corona-Schutzmaßnahmen waren auch die Grippeviren zurückgedrängt worden. Jetzt mehren sich allerdings die Anzeichen, dass sich das im kommenden Winter ändern könnte. Wir haben Halterner Ärzte und Apotheker nach ihrer Einschätzung gefragt.

In Australien ist sie längst da: Ein schwere Grippewelle hat das Land erfasst, in dem jetzt Winter war. „Australien ist aber nicht unbedingt der Gradmesser für Deutschland“, sagt Dr. Hannes Müller, Apotheker in der Römer Apotheke und Mitglied im geschäftsführenden Vorstand der Bundesapothekerkammer. „Allerdings deutet die Welle darauf hin, dass der Anstieg der Infektionen mit dem Wegfall von Corona-Schutzmaßnahmen einhergeht.“

„Mit einer Grippewelle ist in jedem Fall zu rechnen“

Zwei Jahre habe der menschliche Körper keine Abwehrkräfte gegen Grippeviren entwickelt, weil er mit ihnen kaum in Kontakt kam. „Deshalb kann man davon ausgehen, dass sehr wahrscheinlich eine Grippewelle auf uns zukommt“, so Dr. Hannes Müller.

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Das sieht auch Dr. Astrid Keller so, die Sprecherin der niedergelassenen Halterner Ärzte. „Mit einer Grippewelle ist in jedem Fall zu rechnen. Wir verzeichnen aktuell allgemein auch wieder mehr Atemwegsinfektionen, bei denen kein Covid-19-Virus vorliegt“, so Keller. „Es kommen also aufgrund der Lockerungen wieder alle anderen Erreger vor, zum Teil mit heftigen Verläufen. Daher gehe ich auch von mehr Influenza-Infektionen in der kommenden Saison aus.“

Die Ärzte empfehlen deshalb analog der STIKO-Empfehlung die Impfung mit einem tetravalenten (vier Komponenten)-Impfstoff. „Damit hat man keine 100 Prozent Schutz vor Infektion aber doch deutlich mildere Verläufe“, so Astrid Keller.

Die Krankenkassen übernähmen die Kosten der Impfung für alle. Besonders empfehlenswert sei sie für alle chronisch Kranken, Menschen über 60 Jahre, Schwangere, medizinisches Personal und Personen, die beruflich oder privat viele Kontakte mit anderen Menschen haben.

Dr. Astrid Keller, Sprecherin der Halterner Ärzte, rechnet mit einer Grippewelle ab Herbst.

Dr. Astrid Keller, Sprecherin der Halterner Ärzte, rechnet mit einer Grippewelle ab Herbst. © Irina Höfken (Archiv)

Impfungen sind ab Oktober möglich

Noch sind die Impfstoffe aber nicht ausgeliefert. Sowohl Astrid Keller als auch Hannes Müller nennen die Zeit zwischen Oktober und Dezember als idealen Impfzeitpunkt, da es zwei Wochen dauert, bis die Impfung ihre volle Wirkung entfaltet. „Der Schwerpunkt einer Grippewelle kommt meist ab Anfang des Jahres“, sagt Dr. Hannes Müller. Auch dann sei aber eine Grippeschutzimpfung immer noch sinnvoll.

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„In diesem Jahr ist die Vorhersage über Zeitpunkt und Verlauf natürlich immer noch unsicher, da zwei Jahre lang kaum Fälle aufgetreten sind. Möglicherweise ist der natürliche Schutz der Bevölkerung dadurch schlechter geworden, sodass Verläufe heftiger sein könnten“, sagt Dr. Keller. „Bereits letzten Herbst haben wir Covid-Impfungen und Grippeimpfungen gleichzeitig verimpft und damit gute Erfahrungen gemacht. Die Impfungen können ohne Probleme simultan verabreicht werden.“

Gleichzeitig gegen Covid und Grippe impfen

Das empfiehlt auch Hannes Müller: „Man keine beide Impfungen zusammen vornehmen, eine in den rechten, eine in den linken Arm“, sagt er. Der Apotheker weist außerdem darauf hin, dass die Grippeimpfstoffe, die Jahr für Jahr neu zusammengestellt werden, in zwei Stärken vorliegen. „Es gibt einen Normalimpfstoff und einen mit höherer Dosierung. Der zweite ist vor allem für Personen über 60 Jahre gedacht, weil bei ihnen die körpereigene Abwehr nicht mehr so ausgeprägt ist.“

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Die EU gehe davon aus, dass vor allem ältere Menschen ausreichend geschützt sind, wenn eine Impfquote von 75 Prozent erreicht ist, so Hannes Müller. „Leider haben wir in den letzten Jahren aber meist nur rund 30 Prozent erreicht. Ich kann deshalb nur empfehlen, sich gegen Grippeviren impfen zu lassen.“

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