Umweltkatastrophen nehmen zu: Dieses beeindruckende Naturschauspiel hat Fabian Kißkamp im April 2019 fotografiert.

© Fabian Kißkamp

Wer hilft in Haltern, wenn eine Katastrophe das Leben der Bürger bedroht?

rnKatastrophenplan

Bei Stürmen, Schneechaos, Fluten oder Waldbränden muss die Halterner Zivilbevölkerung geschützt werden. In einem Notfallszenario arbeiten die Stadt, das Innenministerium und der Bund zusammen.

Haltern

, 04.08.2021, 05:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Deutschlands föderalistischer Katastrophenschutz ist vielschichtig. Die Länder sind verantwortlich, die Kommunen müssen handeln. Der Bund hat im Katastrophenschutz nur eine Hilfs-Kompetenz. Aber wie sieht nun ein Katastrophenplan speziell für Haltern aus? Wer würde wann alarmiert werden, wenn eine Naturkatastrophe wie jüngst in NRW die Bevölkerung bedroht?

Bevölkerungsschutz wird bei Überschwemmungen gebildet

„Wenn den Kreis Recklinghausen Unwetterwarnungen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) erreichen, ist es das erste Bestreben, herauszufinden, was dies genau für das Kreisgebiet bedeutet“, erklärt die Pressesprecherin der Kreisverwaltung Recklinghausen, Lena Heimers.

Gibt es Hinweise auf Starkregen, wird der Fachdienst Bevölkerungsschutz alarmiert. Zu dem gehört auch die Kreisleitstelle. Als Nächstes wird mit den entsprechenden Wasserverbänden, wie der Gelsenwasser AG, Kontakt aufgenommen.

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Gleichzeitig muss der Kreis die aktuellen Pegelstände der Flüsse im Blick haben. Bei Starkregen oder Schneechaos kann es in Haltern jedoch nicht nur zu Überschwemmungen durch die Gewässer kommen. Wenn die Abwasserkanäle überlaufen, staut sich das Wasser an anderen Stellen in der Stadt. Diese Orte müssen vom Bevölkerungsschutz erkannt werden.

„Natürlich hängt eine Überschwemmung außerdem von städtebaulichen Bedingungen ab. Gibt es Senken, in denen sich das Wasser sammelt? Gibt es Hügel oder Berge, von denen aus Wasser in großen Mengen in bestimmte Gebiete abfließt?“, erklärt Lena Heimers die individuelle Analyse einer Gefahrensituation.

In Katastrophenfall: Organisationen greifen wie Zahnräder ineinander

Kommt es allerdings zum Katastrophenfall – bricht der Damm der Halterner Talsperre oder brennt die Westruper Heide – werden die Großeinsatzlagen im ersten Schritt von den Feuerwehren vor Ort koordiniert. Dazu bildet die Feuerwehr Haltern einen Einsatzstab. Wird der Katastrophenfall bestätigt, unterstützt der Kreis Recklinghausen.

„Das bedeutet nicht, dass alle Einsätze vor Ort durch den Kreis koordiniert werden, sondern dass der Kreis die übergeordnete Koordination übernimmt und gegebenenfalls Prioritäten vorgibt“, erklärt die Pressesprecherin.

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Der Stab der Kreiseinsatzleitung besteht also im Kern aus Feuerwehrleuten und Mitarbeitern des Fachdienstes Bevölkerungsschutz. „Bei Bedarf können weitere Personen hinzugezogen werden, zum Beispiel Fachberater oder auch weitere Verwaltungsmitarbeiter“, sagt Lena Heimers.

Muss zum Beispiel ein Altenheim evakuiert werden, würde die WTG-Behörde (Heimaufsicht) hinzugezogen werden. Außerdem schließen sich nun auch Kräfte von Hilfsorganisationen dem Krisenstab an.

In Wuppertal war es die Freiwillige Feuerwehr aus Haltern, die während der Flutkatastrophe ein Altersheim von Wassermassen befreite.

In Wuppertal war es die Freiwillige Feuerwehr aus Haltern, die während der Flutkatastrophe ein Altersheim von Wassermassen befreite. © Janis Czymoch

Das Deutsche Rote Kreuz (DRK), der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) oder die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) können wiederum je nach Ausmaß der Katastrophe weitere Einheiten aus anderen Städten oder Kreisen alarmieren.

Spitzt sich die Lage zu, übernimmt das NRW-Innenministerium

Wird das Ausmaß einer Flut so dramatisch, dass die Halterner Bevölkerung evakuiert werden muss, schaltet sich das Innenministerium von Nordrhein-Westfalen ein. Von der Landesregierung wird nun die Kontrolle über den Krisenstab des Kreises Recklinghausen übernommen.

Die Leitstelle hat dann nicht nur Zugriff auf die Feuerwehren und Hilfsorganisationen, sondern kann zusätzlich vom Bund Unterstützung anfordern.

Dadurch können Bundeswehrkräfte oder das Technische Hilfswerk (THW) eingesetzt werden. Ansonsten hat der Bund im Katastrophenschutz allerdings keine Kompetenz.

Regelmäßige Übungen vom Fachdienst Bevölkerungsschutz

Auch die Stadt Haltern am See hat seit 2017 einen Krisenstab für außergewöhnliche Ereignisse. In diesem Stab sind der Bürgermeister, das Büro des Bürgermeisters und alle Dezernenten. „Somit sind die Bereiche Ordnung, Organisation, Bau, Technik, Finanzen und die Feuerwehr in das Krisenmanagement involviert“, erklärt Lena Heimers.

Grundsätzlich sei das Vorgehen sehr individuell und abhängig vom jeweiligen Katastrophenfall. Um sicherzustellen, dass dies im Einsatzfall in Haltern reibungslos funktioniert, führt der Fachdienst Bevölkerungsschutz regelmäßig Übungen durch.

Und auch die Stadt Haltern organisierte 2019 eine Übung, um ein Starkregenszenario zu proben.

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