Zurzeit sieht es im Wasag-Moor zwischen Sythen und Lavesum wenig spektakulär aus. Gräser in Herbstfarben bestimmen das Bild, an einem Weg haben Wildschweine die feuchte Erde aufgewühlt. Der morbide Eindruck täuscht. Die besondere Halterner Landschaft hier ist so lebendig wie lange nicht mehr und sie hat eine Funktion, die für uns alle wichtig ist und direkt in Verbindung mit den Klimazielen der Deutschen Bundesregierung steht.
Moore sind nämlich nicht nur Lebensraum für seltene Tiere und Pflanzen, von denen viele bereits auf der Roten Liste für bedrohte Arten stehen. Moore speichern mehr CO2 als andere Landschaftsformen und leisten damit einen wichtigen Beitrag für den Klimaschutz.
Intakte Moore aber machen nur noch 0,2 Prozent der Landfläche in Deutschland aus (etwa 75.000 ha). Trotzdem speichern diese besonderen Landschaften mehr CO2 als alle unsere Wälder zusammen.
Wie viel CO2 im Sythener Wasag-Moor gespeichert ist, das nicht als zusammenhängende Fläche ausgebildet ist, sondern aus 16 einzelnen Bereichen besteht, könne man nicht sagen, erklärt dazu Walter Fleuster. Der 73-jährige ehemalige Halterner Biologielehrer begleitet den Renaturierungsprozess der alten Kulturlandschaft auf Halterner Stadtgebiet seit vielen Jahren und weiß um den Schatz, der dank des Einsatzes vieler ehrenamtlicher Helfer entstanden ist.

Mitglieder des Natur- und Vogelschutzvereins Haltern sowie des Heimatvereins Sythen sorgten dafür, dass die trocken gefallenen Flächen wieder vernässt und in den Zustand Moorlandschaft zurückversetzt wurden. Unter anderem wurden Kiefern, die für den Bergbau gepflanzt worden waren und die für den Wasserentzug und die Sauerstoffanreicherung im Boden verantwortlich waren, wieder entfernt. Maßgeblich habe der Sythener Rolf Behlert mit seiner Planung diesen Prozess vorangetrieben, berichtet Walter Fleuster. Das ist nun schon 18 Jahre her.
Heidemoore sind ein Schatz
Heute ist eine einzigartige Tier- und Pflanzenwelt in die klein-flächigen Heidemoore zurückgekehrt. Walter Fleuster spricht hier von „Überlebensinseln“. Zu den erstaunlichsten Erkenntnissen nach der Renaturierung gehörte, dass manche Pflanzensamen über Jahrzehnte im Boden schlummerten und quasi wie Dornröschen auf ihr Wiedererwachen warteten. So geben sich Sonnentau oder Wollgras mit der Kleinen Binsenjungfer in der Nähe des Silbersee II heute wieder ein Stelldichein.


Die Moorflächen speichern nicht nur das CO2, das sie in früheren Zeiten aus der Umwelt aufgenommen haben, sie sind so aktiv, dass sie der Atmosphäre auch neue CO2-Mengen entziehen können. Sie sind also ein Motor für den Klimaschutz und werden deshalb heute neu geschätzt. So hat die Bundesregierung gerade die Nationale Moorschutzstrategie beschlossen, um die spezielle Landschaft zu schützen.
Moore sind selten geworden
„90 Prozent der Moore in Deutschland sind mittlerweile entwässert und verursachen jährlich etwa 53 Millionen Tonnen CO2-Emissionen“, sagt Walter Fleuster. Dieser Wert sei höher als der jährliche CO2-Ausstoß des Flugverkehrs. Die Retter des Wasag-Moores haben also nicht nur lohnenswert für den Arten-, sondern auch für den Klimaschutz geschuftet.

Heute will der Kreis Recklinghausen, seit 2019 neuer Eigentümer des ehemaligen Wasag-Geländes, die Moorlandschaft in Sythen weiter optimieren. Ähnliche Aktivitäten gibt es wohl auch im Weißen Venn auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz in Lavesum, wo ein zum Teil abgetorftes Hochmoor anzutreffen ist. Die Moore in Haltern waren wie die baumlose Heidelandschaft, aus der das Stadtgebiet zu bis zu 60 Prozent bestand, in Vergessenheit geraten. Aber sie erleben eine Renaissance, weil die alte Kulturlandschaft für unser Überleben wichtig ist.
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