
© Rolf Behlert / Archiv
Romeo und Julia auf dem Prickingshof - Bauer Ewald sorgte für die Rückkehr der Störche
Prickingshof
Lange waren sie verschwunden, jetzt gehen wieder Störche auf den Wiesen und Äckern rund um den Prickingshof in Sythen auf Nahrungssuche. Für Bauer Ewald wäre ein Traum in Erfüllung gegangen.
Etwa 20 Weißstörche sind in diesem Frühjahr bereits aus ihrem Winterquartier nach Sythen zurückgekommen. Rund um den Prickingshof warten 17 Altnester auf die Vögel. In den Morgen- und Abendstunden können wir sie auf den umliegenden Acker- und Wiesenflächen bei der Nahrungssuche beobachten.
Die wachsende Kolonie ist einer Initiative von Bauer Ewald, dem im November 1994 verstorbenen Inhaber des Prickingshofes, zu verdanken. Er hatte sich in den Kopf gesetzt, freifliegende Störche in seinem Besinnungspark anzusiedeln und ließ sich dabei von rechtlichen Schwierigkeiten nicht abbringen. „Dat wullen wi eerst maal sehn“, sagte er zu seinen Kritikern, setzte sich mit Holschken in seinen Cadillac und fuhr zu verschiedenen Aufzuchtstationen im In- und Ausland.
Der Zoo in Rheine gab zehn Störche ab
Fast überall klopfte der Sythener, bekannt für seinen eigenwilligen Unternehmergeist, vergeblich an. Nur der Zoo in Rheine ließ sich von seiner Hartnäckigkeit erweichen und überließ ihm schließlich zehn Weißstörche für seine neue Storchenvoliere in seinem Sythener Besinnungspark. Allerdings war damit das eigentliche Ziel von freifliegenden Störchen am Prickingshof noch nicht erreicht.
Leider erlebte Ewald Döpper nicht mehr, dass sich dieser Wunsch doch noch erfüllen sollte. Dies geschah durch eine Storchenliebe zwischen einer freifliegenden Julia und einem Romeo in der Voliere des Prickingshofes. Der Sythener Naturfotograf Rolf Behlert kennt die ganze Geschichte, die im Gegensatz zu Shakespeares Tragödie ein gutes Ende nahm. Danach war Julia eine Störchin, die 2002 in Overdinkel in der Provinz Overijssel, Holland, noch flugunfähig in einem Horst mit drei Jungtieren beringt wurde.
Die attraktive Störchin mit der Kennzeichnung Arnheim 5821 ließ sich auf der Storchenvolieren in Sythen nieder und lernte dort ihren Romeo kennen. Von da an war es um sie geschehen. Sie baute sogar ein Nest auf dem großen Vogelkäfig, allein, die Liebenden konnten nicht zusammenkommen. Nach einigen Irrungen und Wirrungen, man weiß nicht genau, ob Menschenhand die Käfigtür einen Spaltbreit öffnete, kamen sich die Vögel schließlich doch so richtig nahe.

Der Sythener Naturfotograf Rolf Behlert kann auf rund 200.000 digitale Bilddateien zurückgreifen. © Silvia Wiethoff
Sie nisteten auf der Voliere im Prickingshof und zogen dort 2005 drei Junge groß. „Wahrscheinlich angelockt durch die Rufe der Volierenstörche baute sich, unterstützt durch Kunsthorste aus ausgedienten Telegrafenmasten, eine neue Storchenpopulation im Besinnungspark auf“, erklärt Rolf Behlert. Das Storchenweibchen Julia brütete ohne Unterbrechung von 2005 bis 2018 jährlich am Prickingshof - allerdings mit wechselnden Partnern.
Rolf Behlert hat rund 200.000 digitale Bilddateien gesammelt
„Es erreichte somit nachweislich ein stolzes Alter von 16 Jahren“, sagt der Hobbyfotograf, der mit seiner Kamera auf die Pirsch geht und über 200.000 digitale Bilddateien und rund 45.000 Dias („Flora, Fauna, Landschaften“) sein Eigen nennt. 2021 brüteten am Prickingshof auf dem Volierendach und in Kunstnestern sowie in mächtigen Eichen und Großsträuchern 17 Weißstorchpaare.
„Ihre Nahrungsgründe liegen auf Wiesen und Ackerflächen sowie an Gewässern im weiteren Umkreis des Anwesens“, erklärt Rolf Behlert. Ein Tümpel mit einer Wasseroberfläche von 500 Quadratmetern, der auf Veranlassung von Bauer Ewald 1983 angelegt wurde, sorgt für zusätzliche Attraktivität bei den Vögeln.
Insgesamt hätten im vergangenen Jahr 35 Storchenpaare im Kreis Recklinghausen ihre Jungen aufgezogen. Die Volierenhaltung am Prickingshof habe die Besiedlung des Kreises durch Weißstörche maßgeblich beeinflusst, so Rolf Behlert.
Jeder Mensch hat eine Geschichte zu erzählen und hinter jeder Zahl steckt eine ganze Welt. Das macht den Journalismus für mich so spannend. Mein Alltag im Lokalen ist voller Begegnungen und manchmal Überraschungen. Gibt es etwas Schöneres?
