
© Jürgen Wolter
Die Inseln im Halterner Stausee sind wahre Naturparadiese
Stausee-Inseln
Kürzlich wurde eine Rotte Wildschweine, die zur Overrather Insel im Halterner Stausee schwamm, gefilmt. Die Wildschweine sind längst nicht die einzigen Bewohner auf den Stauseeinseln.
Rehe und Wildschweine, Reiher und Kormorane, Eisvogel und Flussregenpeifer. Die Inseln im Halterner Stausee sind für viele Tierarten zu Schutzzonen geworden, in denen sie ungestört leben können. Insgesamt gibt es sogar vier Inseln auf den Stauseen in Haltern und Hullern.

Die große Stauseeinsel liegt vor der Stadtmühlenbucht. © Blossey
Die größte ist die Overrather Insel, entstanden in den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts. Sie umfasst etwa 30 Hektar Fläche, berichtet Tobias Straßburger, als Förster bei der Gelsenwasser AG für die Waldflächen rund um die Stauseen zuständig. Das entspricht etwa 42 Fußballfeldern. Sie liegt der Stadtmühlenbucht vorgelagert. In der Bucht am Hohen Niemen befindet sich eine deutlich kleinere Vogelinsel, ein Brutparadies unter anderem für Graugänse.
Zwei künstliche Inseln im Hullerner See
„Es gibt außerdem zwei künstlich angelegte kleine Inseln auf dem Hullerner See, die mit Sand-Kies-Gemisch bedeckt wurden. Die Hoffnung war, dass sich dort Flussseeschwalben ansiedeln, das ist aber bisher noch nicht gelungen“, erläutert Rolf Behlert, der als Naturschützer und Naturfotograf ein exzellenter Kenner der Haltener Flora und Fauna ist.

Graureiher mit Küken in der Brutkolonie. © Rolf Behlert
Die beiden Inseln im Nordbecken des Stausees sind im Zuge der Ausbaggerungsarbeiten entstanden. Auf der Overrather Halbinsel befand sich vor dem Durchstich lange ein Ausflugslokal, der Overrather Hof. Teile der Ruinen sind heute noch auf der Insel zu sehen, die in den sechziger und siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts vom „Festland“ abgetrennt wurde. An der schmalsten Stelle ist sie rund 80 Meter vom Ufer entfernt.
Die Gelsenwasser AG hat auf der Insel eine Leitung verlegt, mit der der Schlick aus dem Mühlenbach, der jährlich im Winter aus der Stadtmühlenbucht ausgebaggert wird, über die Insel transportiert und an der Südseite aufgeschwemmt wird. „Dort ist eine Bucht mit Flachwasserzonen und Schilfgürteln entstanden“, so Magnus Meckelburg, der Leiter des Wasserwerks Haltern.

Ein Fischadler kreist über dem Halterner Stausee. © Rolf Behlert
Brutkolonie von Graureihern
„Mit dem schwankenden Wasserstand bilden sich hier kleine Inseln, die für rastende Zugvogelarten, wie etwa Flussufer- Bruch- und Waldwasserläufer und Möwen von Bedeutung sind“, so Rolf Behlert.
Rehwild, Wildschweine und auch Füchse haben sich auf der Insel angesiedelt. „Sie sind dort ungestört“, sagt Tobias Straßburger. „Da wegen der Schweinepest der Jagddruck auf Schwarzwild gerade erhöht worden ist, ist es nicht verwunderlich, wenn sie sich ins Wasser trauen, um auf die Insel zu schwimmen.“

Ein Gänsesägermännchen verteidigt sein Jagdrevier. © Rolf Behlert
Bis vor wenigen Jahren habe es außerdem eine der größten westfälischen Graureiherkolonien auf der Insel gegeben, berichtet Rolf Behlert. „Sie sind umgezogen in den Kiefernbestand in der Nähe der Tennisplätze. Vielleicht wurden sie von einem Waschbär auf der Insel gestört, vielleicht aber auch vom Seeadler, der sich inzwischen gelegentlich am Halterner Stausee sehen lässt.“
Der alte Baumbestand auf der Insel wäre ein idealer Brutplatz für den Seeadler. Bisher bleibt es bei gelegentlichen Sichtungen für den Großraum Haltern. An den durch Wellenschlag entstehenden Abbruchkanten im Uferbereich der Insel bieten sich außerdem Nistmöglichkeiten für den Eisvogel und Uferschwalben.

Ein Kormoran Jungvogel wird gefüttert. © Rolf Behlert
Rastplatz für Zugvögel
Auf der kleinen Vogelinsel am „Hohen Niemen“ nisten unter anderem Graugänse, die vor gut 40 Jahren am Stausee angesiedelt wurden. Die Flachwasserzonen um die Insel herum bieten ebenfalls durchziehenden Wattvögeln einen Lebensraum. Zahlreiche Entenarten nutzen den Stausee als Rastplatz während ihres Vogelzugs nach Süden oder Norden. „Im Bereich der Mittelstever konnten im Winter 2019/20 22 Gänsesäger beobachtet werden“ werden, berichtet Rolf Behlert.
Zum Vogelbestand des Stausees gehört außerdem die zweitgrößte Kormorankolonie Westfalens mit 163 besetzten Horsten im letzten Jahr. Sie nisten am Südbecken des Stausees, nutzen aber die gesamten Wasserflächen als ihr Jagdrevier.

Ortstermin an der Vogelinsel im Haltener Stausee, v.l.: Tobias Straßburger (Gelsenwasser), Naturfotograf Rolf Behlert, Magnus Meckelburg (Leiter Wasserwerk Haltern) und André Ziegert (Gelsenwasser). © Jürgen Wolter
Per Verordnung ist die Nutzung des Sees durch Segler und Paddler auf die Zeit zwischen dem 1. März und dem 15. November begrenzt. „Daran halten wir auch fest, um die Naturschutzbereiche am Stausee weiterhin zu schonen“, sagt Magnus Meckelburg.
Studium der Germanistik, Publizistik und Philosophie an der Ruhr Universität Bochum. Freie Autorentätigkeit für Buchverlage. Freier Journalist im nördlichen Ruhrgebiet für mehrere Zeitungshäuser. „Menschen und ihre Geschichten faszinieren mich nach wie vor. Sie aufzuschreiben und öffentlich zugänglich zu machen, ist und bleibt meine Leidenschaft.“
