
© Dreckmann
Segler filmt 14 wilde Badegäste im Halterner Stausee
Mit Video
Es ist ein spektakuläres Bild: Eine Rotte von 14 Wildschweinen schwimmt durch den Halterner Stausee. Hegeringsleiter Reinhold Bergjürgen ist sicher: „Freiwillig haben sie das nicht gemacht.“
Willi Dreckmann, Vorsitzender vom Segelclub Prinzensteg, wird diesen Sonntag (25. April) so schnell nicht vergessen. Beim (Corona-konformen) Segeln im Rahmen der Ausbildung auf dem Halterner Stausee kreuzten ungewöhnliche Schwimmer seinen Weg: 14 Wildschweine machten die sportliche Tour zu einem echten Erlebnis.
„Aus der Ferne haben wir gerätselt und Witze gemacht über ungewöhnliche Badegäste im See“, erzählt Willi Dreckmann. Je näher die Sportler kamen, desto deutlicher wurde, dass sie gerade etwas Besonderes erlebten.

Wildschweine im Halterner Stausee: Dieses Bild am hellichten Tage ist äußerst selten. © Dreckmann
Wildschweine schwammen von der Landzunge am Tretbootverleih Meilenbrock Richtung Stausee-Insel, drehten dann aber ab und gingen am Karl-Homann-Weg an Land. Willi Dreckmann schätzt, dass sie mindestens einen Kilometer weit geschwommen sind. Die einmalige Begegnung hielt er in einem Handyvideo fest, das sich sodann rasend schnell im Netz verbreitete.
Wildschweine wurden möglicherweise gestört
„Mitten am Tag machen Wildschweine das nicht freiwillig“, sagt Hegeringsleiter Reinhold Bergjürgen. Er ist überzeugt, dass die Tiere in ihrem Einstand von Spaziergängern oder Hunden gestört wurden und deshalb die Flucht ergriffen. Das sei Stress für die Tiere: „Es ist so, als wenn ein Mensch plötzlich aus seinem Wohnzimmer vertrieben wird.“
Tagsüber verstecken sich Wildschweine gewöhnlich in dichtem Unterwuchs und ruhen dort in so genannten Kesseln. Erst in der Dunkelheit werden sie aktiv. Es sei denn, sie werden aufgescheucht. „Dass sie den Stausee tagsüber als Badewanne nutzen, ist realitätsfern“, erklärt Reinhold Bergjürgen. Auch wenn Wildschweine das Wasser lieben.

Die tierischen Schwimmer aus der Ferne vom Segelboot aus beobachtet. © Dreckmann
Er wie auch andere Waidmänner bedauern den hohen Druck in den Wäldern durch Erholungssuchende. Immer wieder beobachten sie, dass Spaziergänger oder Hunde die Wege verlassen und abseits durch die Wälder streunen. Das Wild finde keine Ruhe mehr. Jan Weber, der ein Revier in Lavesum betreut, spricht von einer Steigerung der Wildunfälle um 180 Prozent. Zu den Bildern vom See sagt er: „Was lustig aussieht, hat durchaus einen ernsten Hintergrund.“
Förster bittet um mehr Rücksichtnahme
Tobias Straßburger, Förster bei der Gelsenwasser AG, pflichtet ihm bei. Der hohe Besucherdruck in Halterns Wäldern seit Ausbruch der Corona-Pandemie belaste zunehmend die Tierwelt und nehme dem Wild die Rückzugsräume. „Schade, dass so viele Spaziergänger abseits der Wege laufen und Hundebesitzer oftmals ihre Vierbeiner nicht anleinen“, sagt er. Gerade jetzt zur Brut- und Setzzeit sei diese Rücksichtnahme überlebenswichtig. „Früher ereigneten sich Wildunfälle meistens in der Dämmerung, heute passieren sie mitten am Tag“, stellt der Förster fest. Das Wild suche sein Heil in der Flucht und die ende oftmals tödlich.
Haltern am See ist für mich Heimat. Hier lebe ich gern und hier arbeite ich gern: Als Redakteurin interessieren mich die Menschen mit ihren spannenden Lebensgeschichten sowie ebenso das gesellschaftliche und politische Geschehen, das nicht nur um Haltern kreist, sondern vielfach auch weltwärts gerichtet ist.
