
James Reichelt, Timo Piwecki und Klaus Reichelt (v.l.) ärgern sich über die Fahrraddiebstähle an der Realschule. © Jürgen Wolter
Teures Mountainbike gestohlen: Kein Einzelfall am Halterner Schulzentrum
Fahrradklau
Erst waren es Beschädigungen, jetzt kommen Diebstähle dazu: Schüler der Alexander-Lebenstein-Realschule bangen um ihre Fahrräder.
Als James Reichelt, Schüler der Jahrgangsstufe 8 an der Halterner Realschule, vor einer Woche sein Fahrrad nach dem Unterricht aufschließen wollte, um nach Hause zu fahren, suchte er vergeblich: Das Rad, ein gerade mal halbjähriges Mountainbike, war weg. Und das ist nicht der einzige Fall von Fahrraddiebstahl am Halterner Schulzentrum.
„Das Problem ist nicht neu“, sagt James‘ Vater Klaus Reichelt. In den vergangenen Jahren habe es immer wieder Beschädigungen an Rädern gegeben, die auf dem Schulgelände abgestellt sind. Das sei bereits vor der Corona-Pandemie losgegangen. Die Schüler hätten ihre Lehrer informiert, passiert sei aber nichts.
Diebstähle gehen professionell über die Bühne
Die Fahrradständer an der Realschule befinden sich gegenüber des Schuleingangs am anderen Ende des Schulhofes. Das Gelände ist allerdings offen und im Prinzip von der Schulseite einsehbar.
„Die Diebstähle können ja nur während des Unterrichts passieren“, sagt Klaus Reichelt. An dem Tag, als James‘ Fahrrad gestohlen wurde, war er von 7.35 Uhr bis 13.10 Uhr an der Schule. In der selben Woche sei einem Mitschüler ebenfalls das Rad gestohlen worden.
„Vermutlich geht das alles ganz schnell. Möglicherweise werden die Fahrräder vorher ausspioniert und dann ganz professionell abtransportiert“, sagt Klaus Reichelt. Er vermutet, dass sie weiterverlauft werden.
Während unseres Gesprächs vor Ort fällt uns ein weiterer Vater auf, der das Gebüsch rund um die Fahrradständer durchsucht. Wie sich im Gespräch herausstellt, ist seiner Tochter am selben Tag ebenfalls das Fahrrad gestohlen worden. Auch Timo Piwecki findet, genau wie Klaus Reichelt, dass etwas unternommen werden muss.
Videoüberwachung ist nicht möglich
Eine Videoüberwachung würden beide für eine geeignete Maßnahme halten. „Die hat ja auch eine abschreckende Wirkung“, findet Klaus Reichelt. Es gibt zwar Videokameras auf dem Gebäude der Realschule, die sind aber nicht auf die Fahrradständer, sondern auf den Gebäudeeingang und auf die Mensa gerichtet. Den Bereich der Fahrradständer erfassen sie nicht.
Diese Maßnahme würde aber nichts nutzen. Darüber informiert Frank Cremer, der Schulleiter der Alexander-Lebenstein-Realschule. „Aus Datenschutzgründen dürfen die Kameras erst nach 16 Uhr eingeschaltet werden“, sagt er. „Während des Schulbetriebs ist eine Videoüberwachung gesetzlich nicht gestattet.“

Fahrraddiebstähle häufen sich an der Realschule. © picture alliance/dpa/dpa-tmn
Klaus Reichelt hat nach dem Diebstahl Anzeige bei der Polizei in Haltern erstattet. Er schlägt vor, dass Ordnungsamt oder Polizei gelegentlich Präsenz auf dem Gelände zeigen, und ein Auge auf das Umfeld haben. Auch der Hausmeister könne ja mal ab und zu auf das Gelände schauen. „Wie auch immer, es kann jedenfalls so nicht weitergehen“, findet er.
Schulaufsichten und Hausmeister achten aufs Gelände
Dem Kollegium und der Schulleitung ist das Problem bekannt. „In den letzten zwei Wochen hat es hier am Schulzentrum und im Bahnhofsumfeld gehäuft Fälle von Fahrraddiebstahl gegeben“, sagt Frank Cremer. „Das ist für die Kinder natürlich schlimm, wenn plötzlich das Fahrrad weg ist. Deshalb wirft unser Hausmeister jetzt öfter einen Blick aufs Gelände, außerdem haben es unsere Kolleginnen und Kollegen bei ihren Schulaufsichten im Blick.“
Auch Ulrich Wessel, dem Schulleiter des Gymnasiums, sind die Fälle bekannt. „Es gibt offensichtlich zurzeit wieder eine Welle von Diebstählen“, sagt er. „Ich kann den Schülern nur raten, möglichst mit älteren Fahrrädern zum Unterricht zu kommen.“
Der Polizei ist die Häufung der Diebstähle bekannt, „Nach den Ferien hat es bis jetzt sechs Anzeigen aus dem Umfeld des Schulzentrums gegeben“, sagt Polizeisprecherin Annette Achenbach. Sie rät, die Räder intensiv zu sichern und die Rahmennummer zu notieren, damit das Rad zumindest wieder zugeordnet werden kann, falls es irgendwo aufgefunden wird.
Klaus Reichelts Sohn James hat zwar ein neues Rad, damit fährt er aber nicht mehr zur Schule. Dafür nimmt er lieber eine „alte Möhre“. Wirklich cool findet er das zwar nicht: „Aber immer noch besser, als wieder bestohlen zu werden.“
Studium der Germanistik, Publizistik und Philosophie an der Ruhr Universität Bochum. Freie Autorentätigkeit für Buchverlage. Freier Journalist im nördlichen Ruhrgebiet für mehrere Zeitungshäuser. „Menschen und ihre Geschichten faszinieren mich nach wie vor. Sie aufzuschreiben und öffentlich zugänglich zu machen, ist und bleibt meine Leidenschaft.“
