Mit Spritzen, die einer Schneekanone ähneln, sprüht Straßen.NRW winzige Fadenwürmer, auch auch Biozide in die befallenen Baumkronen.

© Clemens Lenzen

Strategie gegen Eichenprozessionsspinner: Stadt Haltern hofft auf Erfolg

rnEichenprozessionsspinner

Der Eichenprozessionsspinner breitet sich weiter aus. Die Stadt und der Landesbetrieb Straßen.NRW haben den Kampf gegen die giftige Schmetterlingsraupe in Haltern intensiviert.

Haltern

, 10.05.2021, 05:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Der Eichenprozessionsspinner (EPS) hat sich inzwischen massiv über das ganze Land verbreitet. Das hat Straßen.NRW jetzt auf Anfrage mitgeteilt. Die Straßenmeistereien des Landesbetriebs nehmen seit Ende vergangenen Monats wieder den Kampf gegen die gesundheitsgefährdenden Raupen dieser Schmetterlingsart auf. Deren Ausbreitung soll verhindert werden, denn im Raupenstadium kann der Eichenprozessionsspinner beim Menschen unter anderem allergische Reaktionen auslösen. Auch in Haltern sind die Mitarbeiter von Straßen.NRW unterwegs. Die Stadt hat ebenfalls Vorkehrungen gegen die Schmetterlingsraupe getroffen.

Einsatz beginnt am 10. Mai um 18 Uhr

Am Montag (10. Mai) rücken die Fahrzeuge von Straßen.NRW ab 18 Uhr erstmals zum Einsatz in Haltern aus. Es gibt einen guten Grund für die recht späte Uhrzeit: Denn zunächst einmal sollen Fadenwürmer den giftigen Raupen zusetzen. „Solange der Eichenprozessionsspinner sich im ersten bis dritten Larvenstadium befindet, arbeiten die sogenannten Nematoden recht erfolgreich“, weiß Ahmed Karroum. Er ist der neue Leiter der Straßen.NRW-Regionalniederlassung Ruhr in Bochum.

Da die winzigen Fadenwürmer lichtempfindlich seien und im Sonnenlicht schnell austrocknen könnten, würden sie abends oder nachts in die Bäume gespritzt, so Karroum weiter. Die Fahrzeuge sind dann unter anderem auf Weseler Straße, Schleusenweg, Münsterstraße und Dorstener Straße sowie am Halterner Stausee unterwegs. Diese Landesstraßen fallen in den Zuständigkeitsbereich von Straßen.NRW.

Winzige Fadenwürmer werden in Baumkronen gespritzt

Die Fahrzeuge sind mit Hochleistungspumpen und einem etwa 40 Kilo schweren Spritzkopf ausgerüstet. Ein acht Meter langer Teleskoparm sprüht die Nematoden direkt in die betroffenen Baumkronen.

Ein Eichenprozessionsspinner-Nest: Mit verschiedenen Maßnahmen wird gegen die giftigen Schmetterlingsraupen vorgegangen.

Ein Eichenprozessionsspinner-Nest: Mit verschiedenen Maßnahmen wird gegen die giftigen Schmetterlingsraupen vorgegangen. © Benjamin Glöckner

Doch auch an dem umstrittenen Biozid, das bereits im vergangenen Jahr eingesetzt worden war, hält der Landesbetrieb fest. Eine mit einem Bakterium versetzte Flüssigkeit (Wirkstoff: Bacillus thuringiensis) werde auf die Blätter aufgebracht und von den jungen Raupen über die Nahrung aufgenommen. Erst im Darm der Raupe entfalte es seine Wirkung. Die Raupen würden so absterben. Für Menschen sei das Mittel nicht schädlich, erklärt Straßen.NRW. Damit es sich gleichmäßig auf den Bäumen verteilen kann, müsse die Sprühaktion bei trockenem und windstillem Wetter durchgeführt werden. Für folgende Straßen ist der Biozid-Einsatz bereits geplant: Neuer Kamp (K22), Lavesumer Straße/Merfelder Straße (K44) und Marler Straße (K47).

Umstrittene Biozid-Wirkungsweise

Die Stadt Haltern hatte sich bereits 2020 gegen den Biozideinsatz auf städtischen Flächen ausgesprochen. Der BUND kritisiert, dass Biozide gegen den Eichenprozessionsspinner, aber auch gegen andere Raupen und Schmetterlingsarten wirken, auch auf Vögel und Fledermäuse.

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Straßen.NRW wird die Tiere samt ihren Nestern aber auch wie gewohnt absaugen. „Auch bei Meldungen von Bürgern und Stadt rücken wir aus“, verspricht der Leiter der Regionalniederlassung.

Stadt hat 47 Fallen installiert

Unterdessen hat sich die Stadt Haltern in diesem Jahr frühzeitig auf den EPS eingerichtet. Die vorhandenen 42 EPS-Fallen seien bereits Ende März überprüft und neu bestückt worden. Fünf neue Fallen kamen außerdem hinzu. „Letztes Jahr waren wir mit dem Anbringen der Fallen Ende Juni ein wenig spät“, sagt Sprecherin Sophie Hoffmeier. Dementsprechend seien auch nicht so viele Raupen wie erhofft in die Falle gegangen. In diesem Jahr verspreche sich die Stadt größere Erfolge.

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Zusätzlich wurden rund 100 Meisen-Nistkästen im Stadtgebiet angebracht. Der positive Grundansatz, die fiese Schmetterlings-Giftraupe durch die verstärkte Ansiedlung und Vermehrung ihres natürlichen Feindes, der Meise, zu dezimieren, solle beibehalten werden, hatte die Stadt bereits im März erklärt. Straßen.NRW hat entlang der Bundes- und Landesstraßen zwischen Haltern und Bottrop ebenfalls rund 300 Nistkästen für Blau- und Kohlmeisen installiert.

Der Eichenprozessionsspinner

  • Die Raupenhaare, die der Eichenprozessionsspinner ab dem dritten Larvenstadium entwickelt, enthalten das Eiweißgift Thaumetopoein. Sie stellen für Menschen deshalb eine Gesundheitsgefahr dar.
  • Bei Hautkontakt lösen die Brennhaare allergische Reaktionen aus, die zu Haut- und Augenreizungen, Schwindel, Fieber und in Einzelfällen sogar zu allergischen Schocks führen können. Beim Einatmen der Härchen können zudem Atembeschwerden wie Bronchitis und Asthma auftreten.
  • Die Schmetterlingsart tritt seit einiger Zeit immer häufiger auf. Die Tiere bilden ihre gesponnenen Nester vorwiegend in Eichenbäumen.
  • Da die Schmetterlinge nachtaktiv sind und vom Licht angelockt werden, muss vor allem mit Befall an Eichen in der Nähe von Lichtquellen gerechnet werden.