Bisher gibt es in Deutschland nur wenige Schwimmbäder, die es allen Geschlechtern erlauben, ohne Oberbekleidung zu baden. In Berlin, Göttingen und Siegen ist es Frauen und nicht-binären Personen erlaubt, auf Oberbekleidung zu verzichten.
Weitere NRW-Städte ziehen nach und wollen sich mit einer Lockerung der Badevorschrift für die Gleichberechtigung im Schwimmbad einsetzen.
Denn was für Männer selbstverständlich ist, soll künftig auch für Frauen und nicht-binäre Personen gelten. So genießt in Köln ab dem 1. April 2023 nicht nur die männliche Brust die Freiheit im Wasser, sondern alle gleichermaßen.
In der Seestadt steht die Diskussion bislang kaum zur Debatte, aber ein explizites Verbot gilt in Haltern auch nicht.
Liberaler Umgang in Haltern
„Wir sind ein Familienbad und wollen, dass sich alle Badegäste bei uns wohlfühlen. Wenn das Baden und Sonnen ohne Oberteil komfortabler ist, dann soll das so sein“, sagt Timo Deitmer, Geschäftsführer vom Verein Freibad Sythen. „Als Betreiber haben wir damit kein Problem.“
In vielen Bädern müssen Personen, die von der Badeaufsicht als Frau identifiziert und ohne Brustbedeckung gesichtet werden, mit einem Rauswurf rechnen. Zu so einer Situation kam es bisher in Haltern allerdings noch nicht.
„Wir können uns diesbezüglich an keine strittige Auseinandersetzung erinnern“, sagt Deitmer. „Wegen des Badens oder Sonnen ohne Oberbekleidung wurde in unserem Bad noch nie eine Person vom Platz verwiesen.“
Gelassenheit auch am Silbersee. „Wir haben keine explizit formulierte Bekleidungsvorschrift“, sagt Marvin Gedenk, Projektleiter des zuständigen Sicherheitsdienstes am Silbersee ll.
Insgesamt bietet das Areal 90.000 Quadratmeter Liegefläche und ist somit weitläufiger als in herkömmlichen Schwimmbädern. „Wenn man sich gestört fühlt, ist es bei uns einfacher, Abstand zu haben“, so Gedenk.
Es gibt kaum Beschwerden
Die Stadtwerke Haltern betreiben das Seebad sowie das Freizeit- und Hallenbad Aquarell. „In unserer Badeordnung verlangen wir eine ‚angemessene Badebekleidung‘“, erklärt Pressesprecher Thomas Liedtke. Diese ziemlich allgemeine Formulierung setze auf Eigenverantwortung und Toleranz der Badegäste.
Beschwerden gab es diesbezüglich nur selten, berichten die Betreiber vom Sythener Freibad und vom Silbersee. „Wir versuchen dann eine individuelle Lösung zu finden und der Situation entsprechend zu handeln“, sagt Marvin Gedenk. Mit diesem liberalen Umgang seien sie bisher immer gut gefahren.
Bei den Stadtwerken kam es bisher noch zu keiner Beschwerde: „Wir hoffen, dass das so bleibt. Sollten solche Fragestellungen in Zukunft auftauchen, werden wir uns damit weiter beschäftigen“, so Liedtke.
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