Pascal Sparenberg kümmert sich ehrenamtlich um die IT und den Bereich Fernerkennung der DLRG Ortsgruppe Haltern am See.

Pascal Sparenberg kümmert sich ehrenamtlich um die IT und den Bereich Fernerkennung der DLRG Ortsgruppe Haltern am See. © Benjamin Kübart

Lebensgefahr: Pascal Sparenberg warnt vor dem Schwimmen in Kanal und Lippe

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Die Temperaturen steigen, schwimmen gehen kühlt ab. Doch im Stausee, Silbersee II, Wesel-Datteln-Kanal oder in der Lippe lauern Gefahren. DLRG-Mitarbeiter Pascal Sparenberg warnt.

Haltern

, 17.07.2022, 05:00 Uhr

Abkühlung im Sommer – das bedeutet für viele Menschen einen Ausflug ins Schwimmbad. In Haltern sind die Bademöglichkeiten noch vielfältiger, zum Beispiel an den Seen und in der Lippe. Doch nicht in allen Bereichen ist das Schwimmen erlaubt und je nach Gewässer gibt es Gefahren, die Besucherinnen und Besucher beachten sollten.

Rettungsschwimmer der DLRG überwachen den Badebetrieb an den ausgewiesenen Badestellen am Stausee oder dem Silbersee II. Der Wesel-Datteln-Kanal ist hingegen gesperrt. „Schwimmen ist hier verboten, doch gerade Brückenspringer begeben sich am Kanal in Gefahr“, sagt Pascal Sparenberg, der seit 15 Jahren bei der DLRG mitarbeitet.

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Kanal nur drei Meter tief

Mit „Brückenspringern“ meint Sparenberg Menschen, die beispielsweise von der Überführung am Flaesheimer Damm ins Kanalwasser springen – aus einer Höhe von mehreren Metern. Wer erwartet, nach dem Sprung in tiefes Gewässer abzutauchen, liegt falsch: „Der Kanal ist nur drei Meter tief.“

Wer trotzdem im Kanal schwimmen geht oder bei der Fahrt auf dem Kanal aus seinem Sportboot fällt, kann ein paar Dinge beachten: „Theoretisch ist der Kanal ein stehendes Gewässer. Da kann nicht viel passieren“, erklärt Sparenberg, „aufpassen muss ich trotzdem an Bauwerken, wie Schleusen, und bei Schiffen.“ Grund dafür ist die Sogwirkung: Die Schraube eines Schiffs zieht Schwimmende in Richtung Bordwand und zur Schraube hin. Bauwerke wie Brückenpfeiler oder Bojen, welche in eine Strömung gebracht werden, erzeugen denselben Effekt.

Gefährliche Strömung im Fluss

Auch in der Lippe ist das Schwimmen meist verboten, zum Beispiel innerhalb der Naturschutzgebiete. Doch das ist abhängig vom konkreten Abschnitt des Flusses. Die natürliche Strömung wird in Flüssen zur Gefahr, erklärt Johannes Wintz, der ebenfalls bei der DLRG arbeitet: „Personen treiben einfach weiter, dagegen anschwimmen ist nicht möglich. Die beste Methode ist: Seitlich raus und nicht in Verästelungen geraten.“

Besonders riskant können Hindernisse im Fluss werden, so Sparenberg: „Wenn ich mit der Strömung treibe, plötzlich runtergedrückt werde und ein Hindernis vor mir habe, darf ich nie darunter her tauchen. Ich muss immer versuchen, über das Hindernis zu kommen.“ Ein umgestürzter Baum, der im Wasser liegt, könne sonst zur Falle werden, aus der sich ein Schwimmer nicht selbstständig befreien kann.

Die DLRG überwacht den Badebetrieb im Seebad am Halterner Stausee.

Die DLRG überwacht den Badebetrieb im Seebad am Halterner Stausee. © Benjamin Kübart

Doch auch überwachte Badezonen am Silbersee II oder dem Stausee bergen Risiken. Im Allgemeinen sollten sich Schwimmer immer an die grundlegenden Baderegeln halten, erklären die beiden DLRG-Rettungsschwimmer. „Zum Beispiel vor dem Schwimmen nicht zu viel und nicht zu wenig essen – außerdem keinen Alkohol trinken“, sagt Wintz. Das schadet der eigenen Kondition.

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„Zudem sollte man sich vor dem Schwimmen abkühlen“, sagt Wintz. „Wenn sich der Körper stark abkühlt, ziehen sich Muskeln und Blutgefäße zusammen.“ Passiert das ganz plötzlich – zum Beispiel beim Sprung ins Nass – ist man erschöpft. Dabei könne es auch zum Herzinfarkt kommen, so Wintz.

Erschöpfung im Wasser

Schwimmer im Badesee sollten immer versuchen, ein Gefühl für Distanzen zu behalten. Wintz: „Das passiert recht häufig, gerade am Silbersee. Die Menschen denken sich: ‚Zu der Boje schwimmen, das schaff‘ ich noch!‘ Aber den Weg müssen sie ja auch wieder zurückschwimmen.“ Dabei kommen sie an ihre körperlichen Grenzen. Ein ähnliches Problem ergibt sich, wenn Menschen auf aufblasbaren Matratzen auf den See hinaustreiben.

Besonders gefährlich seien die Abbruchkanten im Silbersee II, sagt Pascal Sparenberg.

Besonders gefährlich seien die Abbruchkanten im Silbersee II, sagt Pascal Sparenberg. © Friedemann Vogel / RVR (A)

Ist ein Schwimmer sichtbar erschöpft oder leidet unter Krämpfen, kann die DLRG eingreifen. „Unsere Rettungsschwimmer sind darauf geschult, erschöpfte Schwimmer zu erkennen. Wir achten unter anderem auf die Technik. Dann fahren wir mit einem Boot raus und fragen, ob derjenige Hilfe braucht“, so Wintz. „Die meisten nehmen das Angebot an.“

„Schwimmflügel und -reifen trügen“

Besonders Eltern mahnt Sparenberg zur Vorsicht: „Eine Familie, die baden geht, zieht ihrem Kind Schwimmflügel an und lässt es im Wasser spielen. Währenddessen sollten die Eltern nicht aufs Handy starren, sondern das Kind immer im Blick behalten.“ Kinder könnten die Hilfsmittel besonders schnell verlieren. „Schwimmflügel und -reifen trügen. Wenn das Kind im Wasser seine Arme in die Höhe streckt, flutschen die Flügel im Wasser davon.“

Im Silbersee II riskieren besonders Nichtschwimmer ihr Leben. Durch die sogenannten Abbruchkanten aus dem Quarzbergbau nimmt die Wassertiefe plötzlich drastisch zu, erklärt Sparenberg: „Etwa fünf bis zehn Meter vom Ufer kann ich noch entspannt mit den Füßen auf dem Boden stehen, danach geht es plötzlich fünf Meter in die Tiefe.“

Doch die Helfer der DLRG retten Menschen nicht nur aus dem Wasser: „Knapp 90 Prozent der Dinge passieren an Land“, sagt Sparenberg. Dazu zählen Verletzungen durch Scherben und Muscheln sowie Sonnenbrand und Hitzeschlag. „Im Wasser arbeiten wir präventiv“, ergänzt Wintz. „Wenn wir da eingreifen müssen, dann ist es meist richtig ernst.“