
Ralf Heßling-Mecking (l.) der technische Leiter der Stadtentwässerung, steht zusammen mit Christian Hovenjürgen, dem Leiter der Wirtschaftsbetriebe, vor einer Starkregenkarte für Haltern. Die Stadt will im Kreis Recklinghausen weiter Vorreiter bleiben, wenn es um Starkregenschutz geht. © Nora Varga
Ein Jahr nach der Flut: Ralf Heßling-Mecking erklärt, wie Haltern das Wasser bekämpft
Starkregen
Am 14. Juli 2021 schockierte die Flut ganz Deutschland. Ein Jahr später haben wir mit Ralf Heßling-Mecking von der Stadtentwässerung gesprochen. Er gibt Tipps für Hausbesitzer in Haltern.
Die Bilder von weggeschwemmten Häusern, verschlammten Straßen und zerstörten Existenzen haben uns vor einem Jahr aus dem Ahrtal erreicht. Nachdem der erste Schock sich gelegt hat, haben sich viele Hausbesitzer die Frage gestellt: Könnte mir das auch passiert?
Ralf Heßling-Mecking ist der technische Leiter der Stadtentwässerung Haltern. Er erklärt im Gespräch, dass es zwei verantwortliche Parteien gibt, wenn es um Starkregen geht: Hauseigentümer und die Stadt.
Wer in der Verantwortung steht, hängt mit dem Starkregenindex zusammen. Je schlimmer der Regen, desto höher die Skala. Während es bei Stufe 1 „nur“ ordentlich schüttet, ist Stufe 10 das Extrem. Das Hochwasser, das 2016 in Lippramsdorf Freiheit gewütet hat, war ein Starkregen der Stufe 10.

Zahlreiche Häuser wurden nach der Hochwasserkatastrophe zerstört. Tagelang waren die Einwohner von Mayschoß an der Ahr nach der Flut von der Außenwelt abgeschnitten. © picture alliance/dpa
Für die Erlebnisse im Ahrtal sei aber auch die Skala nicht mehr genug gewesen, erklärt Ralf Heßling-Mecking: „Das war jenseits von Gut und Böse.“
Experte: „Wir sitzen da alle in einem Boot“
Bis zur Stufe 5 muss die Stadt für die Entwässerung sorgen. Die Kanalisation oder Regenrückhaltebecken müssen die Wassermassen bis dahin aufhalten. Ralf Heßling-Mecking: „Ab dann gibt es eine Sorgfaltspflicht der Eigentümer.“ Natürlich wolle man die Hauseigentümer aber nicht allein lassen, verspricht Heßling-Mecking: „Das ist eine kommunale Gemeinschaftsaufgabe. Wir sitzen da alle in einem Boot.“
Ob man überhaupt in einem gefährdeten Bereich lebt, können die Halterner mit der interaktiven Starkregenkarte online nachschauen. Die Karte hat zwei Modi. Einer zeigt die Wassermassen bei Stufe 6, also ab der Stufe, ab der Hauseigentümer in der Pflicht sind. Die zweite Einstellung stellt die Entwicklung bei einem Starkregenereignis der Stufe 10 dar.

Die Hochlandrinder an der Lippe haben sich beim letzten großen Regen auf ihre Hochwasserinsel zurückgezogen. © Jürgen Wolter (A)
Kleine Maßnahmen können eine große Wirkung haben
Stellt ein Halterner fest, dass sein Haus an einer gefährdeten Stelle steht, kann er selbst entscheiden, ob er vorsorgen will. Das können ganz einfache Dinge sein. Christian Hovenjürgen, der Leiter der Wirtschaftsbetriebe, hatte in seinem Keller mehrfach Wasser stehen: „Ich habe dann um die Kellerfenster eine kleine Mauer gebaut. Das hat um die 200 Euro gekostet und ist eine ziemlich simple, aber effektive Maßnahme.“
Ralf Heßling-Mecking gibt Tipps für die Lagerung im Keller: „Wenn ich weiß, dass ich Dinge von Wert in meinem Keller lagere, dann könnte man die zum Beispiel auf Podeste stellen.“ Aber sich auch auf den Ernstfall vorzubereiten, ist wichtig: „Man kann beispielsweise schonmal ein paar Sandsäcke in den Keller legen und wenn in den Nachrichten Starkregen angekündigt wird, seine Kellerfenster und Türen damit absichern.“
Eigenbetrieb Stadtentwässerung Haltern am See
- Rund um das Thema Grundstücksentwässerung: Franz-Josef Zimmermann (02364/933 370) Mail: Franz-Josef.Zimmermann@Haltern.de
- Für den Betrieb und Unterhaltung: Simon Lange (02364/933 344) Mail: Simon.Lange@Haltern.de
- Wenn es um Planen und Bauen geht: Felix Böhne (02364/933 345) Mail: Felix.Boehne@Haltern.de
- Der technische Leiter des Betriebes: Ralf Heßling-Mecking (02364/933 347) Mail: Ralf.Hessling-Mecking@Haltern.de
Für alle, die wissen wollen, welche Maßnahmen sinnvoll sind und welche Maßnahmen an ihrem Haus infrage kommen, bietet die Stadt Beratung an. Christian Hovenjürgen: „Wir kommen dann bei den Menschen vorbei und schauen uns das draußen vor Ort an.“
Fluttore könnten Wasser an A43-Unterführungen aufhalten
Aber nicht nur die Bürgerinnen und Bürger können sich auf den Starkregen vorbereiten. Auch die Stadt schaut ständig, wo sie sich weiter gegen Starkregen wappnen kann. Gerade prüft sie beispielsweise Fluttore für Unterführungen, die sich bei Wassermassen automatisch schließen. Ralf Heßling-Mecking: „Das ist noch nicht sicher, aber wir untersuchen das gerade.“
Allein wird es auf jeden Fall nicht gehen, da ist sich Ralf Heßling-Mecking sicher. Wenn zum Beispiel ein neuer Spielplatz gebaut wird, muss direkt mitgeschaut werden, ob es Möglichkeiten für Starkregenprävention gibt. Heßling-Mecking: „Wir haben eine Arbeitsgruppe gegründet, weil das eine Aufgabe ist, bei der viele Akteure zusammenarbeiten.“
Jahrgang 2000. Ist freiwillig nach Castrop-Rauxel gezogen und verteidigt ihre Wahlheimat gegen jeden, der Witze über den Stadtnamen macht. Überzeugte Europäerin mit einem Faible für Barockmusik, Politik und spannende Geschichten.
