Die erste Bundestagsabgeordnete aus Haltern Renate Diemers kämpfte für die Rechte der Frauen

Halterns erste Bundestagsabgeordnete Renate Diemers kämpfte für Frauenrechte
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Politik betrieben in Haltern und auch anderswo lange hauptsächlich Männer im gesetzten Alter. Frauen kamen als aktive politische Kraft eher nicht in Betracht. In Haltern änderte sich das erst 1969. Mit Carola Tochtrup (CDU) gehörte erstmals eine Frau dem Halterner Stadtrat an. Sie war allein unter allen Männern. Halterns erste Frau im Bundestag war Renate Diemers, die damals in Lippramsdorf und heute an der Ostsee wohnt.

Im ersten Deutschen Bundestag 1949 waren von den 404 Abgeordneten 27 Frauen (6,7 Prozent). Als Renate Diemers, seit 1963 hauptamtlich für die CDU tätig, 1990 in den zwölften und ersten gesamtdeutschen Bundestag gewählt wurde, lag der Anteil schon bei 20,5 Prozent. Die Lippramsdorferin war dann zwölf Jahre als Bundestagsabgeordnete in Berlin, sie folgte Agnes Hürland aus Schermbeck nach. Zum ersten Mal war eine Halternerin im Bundestag vertreten. Ihr Wahlkreis umfasste die Städte Haltern, Datteln, Dorsten, Heiden, Marl, Oer-Erkenschwick und Reken.

Gruppenbild mit Dame: Die erste Ratssitzung nach der Kommunalwahl 1969 mit Ratsfrau Carola Tochtrup und (v.l.) Heinz Overhaus, Josef Wessel und Gerhard Itjeshorst.
Gruppenbild mit Dame: Die erste Ratssitzung nach der Kommunalwahl 1969 mit Ratsfrau Carola Tochtrup und (v.l.) Heinz Overhaus, Josef Wessel und Gerhard Itjeshorst. © Archiv Tochtrup

Für die Lippramsdorferin war es wichtig, dass Frauen in den Parteien zum Zuge kommen und neue Ideen einbringen konnten. Renate Diemers war dazu nicht nur gleichzeitig auf örtlicher Ebene politisch aktiv, sie gehörte auch dem Landesvorstand der Frauen Union an und war stellvertretende Landesvorsitzende des Frauenrates NRW.

Frauen sozial absichern

Zu ihren Zielen befragt, sagte sie einst im Gespräch mit der Halterner Zeitung: „Mein Hauptziel war stets die Wahlfreiheit, das heißt, dass sich die Frau bei ihrem Wunsch Familie und/oder Beruf frei entscheiden kann und der Staat Sorge für sie trägt. Dass die Frau unabhängig von ihrer Wahl wirtschaftlich und sozial abgesichert ist.“ Der Staat müsse deshalb durch ausreichende Betreuungsangebote und vernünftige Arbeitszeiten für eine familienfreundliche Arbeitswelt sorgen. Das sei im Übrigen für Frauen und Männer gleichermaßen wichtig.

Politische Weggefährten sagten über Renate Diemers, sie sei eine verlässliche Politikerin, die sich nicht von populistischen Strömungen beeinflussen lasse. Und statt sich mit Augenblickserfolgen zu begnügen, verfolgte sie langfristig und ausdauernd ihre Ziele. Dazu gehörte auch, nach der Wiedervereinigung ihren Beitrag zu leisten für die wirtschaftliche und soziale Einheit Deutschlands.

Der Umzug von Bonn nach Berlin hat ihr zunächst nicht behagt. Bei der Abstimmung über die neue Hauptstadt Deutschlands stimmte Renate Diemers für Bonn, weil sie einen Umzug für zu früh empfand. In den Übergangsquartieren an der Spree sei vor allem Improvisationstalent gefragt gewesen, sagte sie später.

Am 6. Februar 1919, traten die ersten demokratisch gewählten 423 Abgeordneten im Nationaltheater in Weimar zusammen. Unter ihnen waren 41 Frauen. Die Entwicklung zur politischen Gleichberechtigung wurde 1933 mit dem Ende der Weimarer Republik durch die nationalsozialistischen Machthaber abgebrochen. Das passive Wahlrecht war den Frauen versagt.

Als nach Kriegsende 1945 politische Parteien zunächst verboten waren, sollten nach dem Willen der britischen Militärregierung sogenannte Verwaltungsbeiräte nach der Stunde Null das kommunale Leben wieder in Gang bringen. Doch schon im Spätsommer 1945 hatten in Haltern SPD und KPD ihre Parteien wieder aufgebaut, und auch die christlichen Demokraten etablierten sich als neue Partei. Sowohl in den Parteien als auch in den Beiräten waren wieder Frauen vertreten, die aufgrund einer Forderung der Briten benannt wurden. Das Stadtparlament nach den Kommunalwahlen 1948 war jedoch wieder eine reine Männergesellschaft.

Es dauerte noch gut 20 Jahre, bis nach der Kommunalwahl am 9.11.1969 die erste Frau in ein Halterner Stadtparlament einzog. Es war Carola Tochtrup, geb. Geesmann, die für die CDU im Wahlkreis 7 ein Direktmandat errang. Bei den ersten Wahlen nach der kommunalen Neuordnung am 4.5.1975 war es Meta Rentzsch, die für die SPD als einzige Frau ins Stadtparlament gewählt wurde. In den 20 Wahlbezirken der neuen Stadt errang keine einzige Frau ein Direktmandat.

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