Sabrina Husmann aus Haltern leidet an Vitiligo. Man sagt dazu auch Weißfleckenkrankheit.

© Sonja Lipka

Sabrina Husmanns seltene Hauterkrankung: „Die Flecken gehören zu mir!“

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Als Sabrina Husmann 20 Jahre alt war, hat sie die Diagnose Vitiligo bekommen. Während es anfangs schwierig war, damit und den Blicken anderer zu leben, ist sie heute stolz auf ihre Flecken.

Haltern

, 12.06.2022, 14:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Bevor sich eine neue weiße Stelle bildet, juckt es. Dann weiß Sabrina Husmann genau: Wenn sich links ein Fleck bildet, dauert es nicht lang, bis er rechts auf der gleichen Höhe auch erscheint. Ihre Flecken treten symmetrisch am ganzen Körper auf.

Es fing an mit einem winzigen Fleck unterm Arm. Bestimmt eine kleine Narbe vom Rasieren, dachte sich Sabrina Husmann zuerst. Der nächste Fleck tauchte am Auge auf, dann hier und da an anderen Stellen ihres Körpers. Als die Halternerin damit schließlich zum Hausarzt ging, war für ihn die Diagnose schnell klar: Vitiligo, auch Weißfleckenkrankheit genannt.

Die betroffenen Hautstellen verteilen sich symmetrisch über Sabrina Husmanns Körper.

Die betroffenen Hautstellen verteilen sich symmetrisch über Sabrina Husmanns Körper. © Sonja Lipka

Bei Vitiligo handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung. Ihr Körper greift die eigenen Farbzellen der Haut an und zerstört diese. Ausgebrochen ist die Hauterkrankung, als Sabrina Husmann 20 Jahre alt war. „Ich bin jetzt im zwölften Jahr“, sagt sie. Seit den ersten weißen Flecken sind weitere dazugekommen. „Und es wird noch mehr werden“, sagt die 32-Jährige.

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Die betroffenen Hautstellen setzen sich nicht nur farblich vom Rest des Hautbildes ab, sie sind auch empfindlicher als „normale“ Haut. Ohne Sonnenschutz auf der Haut kann Sabrina Husmann das Haus nicht verlassen. „Im Sommer habe ich trotzdem jeden Tag Sonnenbrand“, sagt sie. Auch reizt heißes Wasser die betroffenen Stellen an den Händen schnell.

Sabrina Husmann erinnert sich an Anfangszeit mit Vitiligo zurück

In ihrem Alltag schränkt Vitiligo die 32-Jährige sonst nicht ein. Trotzdem war der Umgang mit der Erkrankung anfangs schwierig. „Am Anfang habe ich mich mit Make-Up zugekleistert, weil ich die Flecken nicht sehen wollte“, erinnert sich Sabrina Husmann zurück. Besonders schlimm waren die Sprüche und Blicke der Anderen. „Viele Leute sprechen mich nicht an, sondern glotzen, als wäre ich ein Tier im Zoo“, sagt die Halternerin. „Ich habe auch schon Sprüche kassiert, wie: Kannst dich zu den Kühen auf die Weide stellen.“

In den vergangenen Jahren hat Sabrina Husmann verschiedene Behandlungsmöglichkeiten ausprobiert in Form von Salben und Bestrahlung. Eine „Heilung“ gibt es aber nicht und die Therapien lassen die Flecken nur teilweise „verschwinden“.

Bevor sich ein neuer Fleck bildet, juckt es.

Bevor sich ein neuer Fleck bildet, juckt es. © Sonja Lipka

Heute steht sie dazu. „Das bin ich“, sagt Sabrina Husmann stolz. „Die Flecken gehören mittlerweile zu mir.“ Die 32-Jährige möchte auch anderen Vitiligo-Erkrankten Mut machen. Deswegen hat sie angefangen, ein öffentliches Instagram-Profil zu erstellen. „Ich bin laut für die, die es nicht sind.“

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Auslöser war ein Restaurant-Besuch mit ihren Freunden. Als Sabrina Husmann ihre Rechnung bezahlen wollte, hat der Kellner sich geweigert, ihr das Bargeld aus der Hand zu nehmen. Er dachte, ihre Hauterkrankung sei ansteckend. Danach wusste die 32-Jährige: Punkt aus, jetzt ist Schluss.

Sabrina Husmann nutzt Instagram zur Aufklärung über Erkrankung

Auf ihrem Instagram-Profil (@voll.mama_vitiligo) klärt sie über Vitiligo auf und nimmt ihre Follower mit durch ihren ganz normalen Alltag. Sie will zeigen, dass die Social-Media-Welt nicht so perfekt ist, wie sie manchmal auf den makellosen Bildern anderer Influencer scheint. „Wir sind alle anders.“

Über Instagram bekommt sie viel Rückmeldung. Sowohl von anderen Betroffenen, mit denen sie sich austauschen kann. Und auch von Fotografen. „Anfangs habe ich noch gezögert“, erinnert sich Sabrina Husmann. „Es ist doch was anderes, wenn jemand professionelle Fotos von einem macht. Ich habe dann aber relativ schnell gemerkt, dass die Bilder gar nicht so hässlich sind, wie ich mich an manchen Tagen fühle.“ Neben ihrem Job in einer Arztpraxis modelt Sabrina Husmann mittlerweile sogar und steht gerne vor der Kamera.

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Das Risiko besteht, dass Vitiligo an die Kinder vererbt wird. „Davon wollte ich mein Familienglück aber nicht abhängig machen“, sagt Sabrina Husmann. „Es bringt einen nicht um.“ Trotzdem wünscht sie ihrem Sohn, dass, sollte er die Krankheit bekommen, diese so spät wie möglich ausbricht. „Ich möchte ihn beschützen. Das Umfeld macht es einem manchmal nicht leicht.“

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