Barbara Bücker-Ruttert, Lehrerin an einer Förderschule in Gelsenkirchen, sammelte mit ihren Schülerinnen und Schülern Spenden und packt auf dem Prickings-Hof kräftig mit an.

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Unglaublich und emotional: Prickings-Hof-Hilfsaktion sprengt Erwartungen

rnKrieg in der Ukraine

Magna Kadell „feiert“ ihre Überstunden, die sie im Krankenhaus gemacht hat, zurzeit auf dem Prickingshof ab. Sie sortiert und verpackt mit vielen Anderen Spenden für die Ukraine.

Haltern

, 04.03.2022, 17:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Auf dem Prickings-Hof in Sythen ist die Gastronomie gerade zur Nebensache geworden. Vor dem Steakhaus türmen sich Spenden, die von freiwilligen Helferinnen und Helfern ausgepackt und sortiert werden. Drinnen ist das Mobiliar ausgeräumt, stattdessen reihen sich Kartons an Kartons. Der Spendenaufruf von Thomas Döpper und Marcel Nolte hat so große Wirkung gezeigt, dass am Montag zwei 40-Tonner zur polnisch-ukrainischen Grenze fahren.

Elke Osterkamp und Magna Kadell aus Sythen sortieren die Spenden und verpacken sie geordnet in Kartons.

Elke Osterkamp und Magna Kadell aus Sythen sortieren die Spenden und verpacken sie geordnet in Kartons. © Schrief

Diese sind voll bepackt mit Hilfsgütern: Babynahrung, haltbare Lebensmittel, zwölf Tonnen Mehl, Hygieneartikel, Medikamente oder Wasser hat Rafael Knossalla (37) bereits auf seinen LKW geladen. Der Spediteur aus Dorsten mit Firmensitz in Recklinghausen wird selbst am Steuer sitzen, außerdem organisiert er einen zweiten Lkw. Die Spritkosten trägt Prickings-Hof-Chef Thomas Döpper, der Rest ist Rafael Knossallas Sache. Er ist gebürtiger Pole und hat noch etliche Verwandte in Polen. „Sie alle helfen gerade, wo sie können. Auch ich freue mich, dass ich mich für die Menschen in der Ukraine einsetzen kann“, sagt der zweifache Familienvater beim Gespräch auf dem Parkplatz am Steakhaus. „Ich finde die Aktion hier einfach unglaublich.“

Gelsenkirchener Förderschüler sammeln für Halterner Hilfsaktion

Magna Kadell und Elke Osterkamp füllen derweil im Steakhaus Kartons mit Hilfsgütern. Jeder Pappkarton wird in Deutsch und Polnisch beschriftet, alle Sachen sind fein säuberlich sortiert. „Das Schicksal der Ukrainer berührt mich sehr“, sagt Magna Kadell, für sie sei es selbstverständlich, zu helfen.

Für Lehrerin Barbara Bücker-Ruttert gilt das genauso. Die gebürtige Halternerin, die jetzt in Seppenrade wohnt, sammelte mit ihren Schülerinnen und Schülern einer Gelsenkirchener Förderschule durch kleine Aktionen Spenden, kaufte davon Hygieneartikel und brachte sie nach Sythen. Als sie sah, dass zunächst wenige Helferinnen und Helfer ganz viel Arbeit stemmten, entschloss sie sich, vor Ort in Sythen mit anzupacken. Ihr Mann kam ebenfalls dazu.

Im Steakhaus werden die Spenden in Kartons verpackt, diese sind in deutscher und polnischer Sprache beschriftet.

Im Steakhaus werden die Spenden in Kartons verpackt, diese sind in deutscher und polnischer Sprache beschriftet. © Schrief

Thomas Döpper, Manuela Nolte und ihr Sohn Marcel sind überwältigt. Sie hatten nicht gewagt, an eine so große Hilfsbereitschaft zu denken. Auch das erleben sie: Menschen kommen vorbei, sehen den Berg an Arbeit und fragen, wo und wie sie Einsatz leisten können.

Eine ältere Dame mit Rollator hat zwar keine Kraft zu körperlicher Arbeit mehr, aber sie bringt spontan 250 Euro, weil sie aus eigener Erfahrung noch weiß, wie schrecklich ein Krieg ist. Es gibt unglaublich emotionale Momente während der langen Schicht von morgens bis abends spät. Und immer wieder fließen Tränen.

Zwei Tage wird der Hilfstransport unterwegs sein

Von den Geldspenden kaufen Thomas Döpper und Marcel Nolte Medikamente. „Wir investieren allen Ehrgeiz, nutzen jegliche Kontakte, um eine professionelle Hilfe zu organisieren“, betont Marcel Nolte. „Diese viele spontane Hilfe, die wir erfahren dürfen, das ist der Wahnsinn.“ Seit dem 2. März, dem Beginn der Prickings-Hof-Hilfsaktion, telefoniert er mehr als 100 Mal am Tag und koordiniert mit Ruhe und Geduld den Transport.

Spediteur Rafael Knossalla stellt einen 40-Tonner zur Verfügung und organisiert einen zweiten. Marcel Nolte ist dankbar für die großartige Unterstützung.

Spediteur Rafael Knossalla stellt einen 40-Tonner zur Verfügung und organisiert einen zweiten. Marcel Nolte ist dankbar für die großartige Unterstützung. © Schrief

Zwei Tage - unter Berücksichtigung der gesetzlich vorgeschriebenen Ruhezeiten - werden die Lkw unterwegs sein. Am Dienstag erreichen sie die Grenze. Wactaw aus Polen, der seit 20 Jahren auf dem Prickings-Hof arbeitet, wird als Dolmetscher mitfahren. „In welchen Ort wir die Hilfsgüter bringen, werden wir vor Ort je nach Bedarf flexibel entscheiden“, erklärt Marcel Nolte.

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Bis Sonntag (6. März) werden noch Spenden auf dem Prickings-Hof gesammelt. Es sollten bitte keine Kleidungsstücke abgegeben werden, vielmehr vor allem Kindernahrung, Hygieneartikel und haltbare Lebensmittel.

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