Renate Walter (87) tauscht Blumenbilder gegen Spende Dankbar für gefundenes Glück

Renate Walter und Lambertusstift tauschen Blumenbilder gegen Spende
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Ihr Leben war nicht nur von Glück begleitet, erzählt Renate Walter. „Aber jetzt bin ich frei und fühle mich wohl.“ Bei der Suche nach einem Altenheimplatz tauchte auf ihrem Handy zufällig auch das Lambertusstift in Lippramsdorf auf.

„Manch einer aus meinem Umfeld hat versucht, mir auszureden, von Essen nach Haltern zu ziehen.“ Aber Renate Walter hat sich in ihrer Entscheidung nicht erschüttern lassen. Sie ist angekommen an einem Ort, an dem sie sich wunderbar wohlfühlt und nun mit einer Bilderausstellung für ein wenig Aufsehen sorgt.

Die 87-Jährige stellt im Erdgeschoss des Seniorenwohnheimes an der Dorstener Straße eine Auswahl ihrer Bilder aus. Renate Walter hat sie dem Lambertusstift überlassen mit der Bitte, diese gegen eine „angemessene Spende“ an Interessierte weiterzugeben. Von dem Erlös soll die Heimleitung den Bewohnerinnen und Bewohner etwas Schönes wie zum Beispiel einen Ausflug ermöglichen.

Zur Vernissage floss der Sekt, alle kamen in festlicher Kleidung, es gab eine Eröffnungsrede und eine Führung durch die Ausstellung. „Das hat mir so viel Spaß gemacht“, erzählt Renate Walter, obwohl ihr die Nervosität einen Tag zuvor auf den Magen geschlagen war.

„Die Schmetterlinge sind am schönsten“, findet Mitbewohnerin Anna Rott. Die Entwicklung der Kunstschaffenden lassen sich daran, aber vor allem an den Blumenbildern ablesen.

Eine Malvenblüte auf Leinwand
Renate Walter malte atmosphärisch dicht und vermittelt mit ihren Bildern Freude an der Natur. © Elisabeth Schrief

Renate Walter besuchte, als sie ihre Leidenschaft für das Malen entdeckte, Fortbildungen auf der Zeche Katharina in Essen-Kray. Zog sie zunächst akkurat jeden Pinselstrich, rückte sie mit den Jahren von der gegenständlichen Malerei ab und näherte sich der expressionistischen Ausdrucksweise.

Die Motive stammten überwiegend aus ihrem 1000 Quadratmeter großen Garten, in dem es grünte und blühte. Sie fotografierte, was ihr in dieser üppigen Natur gefiel und übertrug es mit Öl auf Leinwände. „Ich schaue immer zuerst auf die Farbe, dann auf die Form“, sagt die 87-Jährige. „Ich konnte mich immer schlecht von Zwängen befreien“, sagt Renate Walter. In der Kunst ist ihr das gelungen.

Die Blüte einer Amaryllis entfaltet auf der Leinwand ihre Pracht.
Die Blüte einer Amaryllis entfaltet auf der Leinwand ihre Pracht. Sie gehört zu den Lieblingsblumen von Renate Walter. © Elisabeth Schrief

Die Staffelei hat sie mit ins Altenheim gebracht, aber inzwischen verschenkt. Mittlerweile sei das Malen zu anstrengend geworden, außerdem fehle der Platz. „Meine Bilder berühren mich immer noch sehr“, erzählt die Seniorin, die gebürtig aus Preußisch-Oldendorf stammt. Deshalb wäre sie glücklich, wenn sie anderen Menschen künftig eine ebenso große Freude machen wie ihr. Besucherinnen und Besucher sind willkommen, sich die Ausstellung anzusehen und Bild gegen Spende einzutauschen.

Häkeln mit YouTube gelernt

Ihre Zeit in Haltern will sie nutzen und sich in Bewegung halten. „Es mag vielleicht nicht mehr lange möglich sein.“ Sie erkundet - soweit ihre Gesundheit das zulässt - ihre neue Umgebung, wobei sie allerdings gerne einmal einen Einkaufsbummel in der Innenstadt machen würde.

Ansonsten hat sie nach dem Malen ein neues Hobby für sich entdeckt. Die 87-Jährige häkelt inzwischen mit großer Leidenschaft und ebenso großem Ehrgeiz. Über YouTube hat sie die wichtigen Grundlagen dafür gelernt. Inzwischen ist sie sehr geübt. Kissen, Kragenschals, Umhängetaschen und vieles mehr will sie auf dem nächsten Winterbasar verkaufen.

Ein Obst-Potpourri besticht durch seine leuchtenden Farben.
Ein Obst-Potpourri besticht durch seine leuchtenden Farben. Mit diesem Bild löste sich Renate Walter von detailgetreuer gegenständlicher Malerei. © Elisabeth Schrief

Das Team und die Bewohnerschaft sind stolz auf Renate Walter und das, was sie geschaffen hat. „Alle Bilder sind es wert, gezeigt zu werden und nicht in einem Keller zu verstauben“, heißt es auf einer Tafel am Eingang des Lambertusstiftes. Die Blumenbilder bleiben bis zum 30. Juni hängen.

Öl-Bild von Schmetterlingen
Schmetterlinge, die durch ihren großen Garten flatterten, fing Renate Walter ebenfalls auf der Leinwand ein. © Elisabeth Schrief

Der Zuspruch, die schöne Atmosphäre und gute Fürsorge im Lambertusstift überzeugen Renate Walter, die gelernte kaufmännische Angestellte, von Tag zu Tag mehr, den richtigen Ort fürs Älterwerden gefunden zu haben. Haltern kannte sie durch Ausflüge und einen Aufenthalt auf einem Bauernhof während des Krieges. Ihrem Sohn und den sechs Enkeln hat sie gesagt, wie bestärkt sie sich in ihrer Lebensentscheidung fühlt und wie glücklich sie ist. Und das macht wiederum ihre Familie glücklich.

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