Patrick Schürhoff von der Schreurs Consulting Group betreibt das Testzentrum am Westuferpark. Er ist unzufrieden mit der neuen Testverordnung.

Patrick Schürhoff von der Schreurs Consulting Group betreibt das Testzentrum am Westuferpark. Er ist unzufrieden mit der neuen Testverordnung. © Anne Schiebener (A)

Plötzliches Ende kostenloser Corona-Tests: „Das ist eine einzige Frechheit“

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Das Aus der kostenlosen Coronatests kam über Nacht. Halterner Teststellenbetreiber müssen ihre Arbeitsweise in wenigen Stunden anpassen. Sie äußern harte Kritik.

Haltern

, 30.06.2022, 05:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Ab Donnerstag müssen die meisten Bürgerinnen und Bürger für Corona-Schnelltests zahlen. Erst am Mittwoch veröffentlichte die Bundesregierung die neue Testverordnung, die binnen eines Tages von den Testzentren umgesetzt werden sollte. „Das ist eine einzige Frechheit“, sagt Patrick Schürhoff. Er betreibt die Teststelle der Schreurs Consulting Group am Westuferpark.

Das Unternehmen müsste das Buchungssystem für Termine sowie die Dokumentation über Nacht ändern, so Schürhoff. „Testunternehmen sind ernstzunehmende Betriebe mit über 100 Mitarbeitern, viele in Vollzeit.“ Auch Honorarärzte sind in Schürhoffs Unternehmen angestellt.

Nach der neuen Testverordnung kann man sich nicht mehr einfach ohne Grund testen lassen. In dem Fall muss der Bürger die Kosten für den Test vollständig selbst tragen.

Kostenlos bleiben die Tests beispielsweise für Personen, die schwanger sind, an Studien teilnehmen oder mit einer infizierten Person im selben Haushalt leben. Auch Freitestungen sind weiterhin kostenlos.

„Selbstauskunft“ vor dem Test

Unter anderen Gründen betragen die Eigenkosten 3 Euro. Zum Beispiel, wenn der Kunde eine Veranstaltung in einem Innenraum besuchen will, wenn er Kontakt zu einer Person im Alter von über 60 Jahren oder mit einem erhöhten Risiko haben will – oder wenn die eigene Corona-Warnapp ein erhöhtes Risiko anzeigt. Den Grund für seinen Test muss der Bürger dem Personal der Teststelle in einer sogenannten „Selbstauskunft“ erklären.

Schürhoff äußert seine Bedenken: „Die Frage ist: Müssen die Teststellen haften? Können wir überhaupt überprüfen, ob die Selbstauskunft stimmt? Wie sieht es mit dem Datenschutz aus?“ Auch beim Kassieren sieht der Betreiber ein Problem, da die Zentren das Geld in bar annehmen müssen. „Die Mitarbeiter wollen das nicht, das ist eine starke Infektionsquelle.“

Apotheker Dr. Philipp Schulte-Mecklenbeck kritisiert die neue Testverordnung. Er führt die Teststelle vor der Bären-Apotheke an der Rekumer Straße.

Apotheker Dr. Philipp Schulte-Mecklenbeck kritisiert die neue Testverordnung. Er führt die Teststelle vor der Bären-Apotheke an der Rekumer Straße. © Jürgen Wolter (A)

Todesstoß für die Testungen

Der Halterner Pharmazeut Dr. Philipp Schulte-Mecklenbeck betreibt den Teststand vor der Bären-Apotheke an der Rekumer Straße. Das Testaufkommen werde massiv einbrechen, sagt er. Ab dem 4. Juli will er die Öffnungszeiten seiner Testhütte anpassen. Sie hat dann nur noch vier Stunden am Vormittag und drei Stunden am Nachmittag geöffnet.

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„Lauterbach hat den Testungen den Todesstoß versetzt“, erklärt Schulte-Mecklenbeck. Besonders dramatisch sei dies vor dem Hintergrund der steigenden Infektionszahlen. „Seit Februar und März zählen nur noch positive PCR-Tests in die Berechnung der Inzidenz, keine Schnelltests. Hier liegt eine enorme Dunkelziffer vor, die tatsächlich Inzidenz ist um ein vielfaches höher.“

Sascha Parras und sein Team wollen die Arbeit im Testzentrum am Galen-Park fortsetzen.

Sascha Parras und sein Team wollen die Arbeit im Testzentrum am Galen-Park fortsetzen. © Benjamin Kübart

Sascha Parras vom Teststand am Kardinal-Graf-von-Galen-Park schließt sich den Einschätzungen an: „Das läuft in die total falsche Richtung.“ Doch die Öffnungszeiten seiner Teststellen will er vorerst nicht ändern. „Nicht mehr jeder wird kommen. Wer sich testen muss, kommt weiterhin.“