
Nach seiner Fahrt mit der S-Bahn landete Karl die Krabbe in der Obhut von Bundespolizei und Tierrettung Essen. © Tierrettung Essen e.V.
Krabbe „Karl“ fährt Zug von Haltern nach Hagen – Bundespolizei greift ein
Tierrettung
Am Mittwoch fuhr eine Krabbe mit der S-Bahn Rhein-Ruhr, die auch in Haltern stoppte. Das Krustentier beschäftigte die Passagiere, den Zugbegleiter und die Bundespolizei.
Die letzten Tage des Neun-Euro-Tickets sind fast gezählt, die Auslastung der Deutschen Bahn war insbesondere in der Ferienzeit hoch. In der Regel nutzen Menschen das Angebot des ÖPNV – doch am Mittwoch, 25. August, reiste ein besonderer Passagier mit der S9 in Richtung Hagen: eine Krabbe.
Das Tier befand sich im Zug, der um 17.33 Uhr am Bahnhof in Haltern am See abfuhr. Die S-Bahn war zu dieser Zeit nicht besonders voll, sagt Reporterin Nora Varga, die das Krustentier in Aktion beobachten konnte. „Die Krabbe ist durch die Gegend gelaufen, ein Kontrolleur hat sie mit seinem Fahrkartenlesegerät angestoßen und davon abgehalten, weiter durch den Zug zu krabbeln. Dann hat sie sich irgendwann unter ein paar Sitze gelegt.“

Krabbe Karl saß in der S-Bahn Rhein-Ruhr auf dem Trockenen. © Nora Varga
Dort versorgte ein Mädchen den Krebs mit Wasser aus der eigenen Trinkflasche. In einer kleinen Pfütze konnte das tellergroße Tier wieder mit seinen Kiemen atmen, kleine Blasen bildeten sich vor dem Mund der Krabbe. Währenddessen telefonierte der Zugbegleiter mit der Bundespolizei in Gelsenkirchen und wies Fahrgäste, die neu zustiegen, auf den ungewöhnlichen Mitfahrer hin („Da können Sie sich nicht hinsetzen, da ist eine Krabbe!“).
„Eine Krabbe am Hauptbahnhof“
„In Essen haben die Kollegen das Tier am Gleis abgeholt und zur Wache gebracht“, erklärt die Pressestelle der Bundespolizei. „Danach haben wir die Tierrettung informiert.“ Stephan Witte, der Einsatzleiter der Tierrettung Essen e.V., erinnert sich an den Anruf der Polizei. „Wir haben gedacht, man will uns auf den Arm nehmen“, sagt Witte. „Eine Krabbe am Hauptbahnhof, wo kein Gewässer ist!“

Bei "Karl" könnte es sich um eine chinesische Wollhandkrabbe handeln, sagt der Tierrettung Essen e.V.. © Tierrettung Essen e.V.
Gegen 18.40 Uhr trafen die Tierretter mit einem Rettungswagen am Essener Hauptbahnhof ein. „Es war tatsächlich eine dicke Krabbe“, stellte Witte fest. Die Helfer gaben dem Tier dem Namen „Karl“ und erkannten, dass dieser dringend Wasser benötigte. „Wir haben ihn dann direkt in eine Schale mit Wasser gesetzt. Er hat sofort geblubbert, also geatmet, und es ging ihm sichtlich besser“, so Witte. Im RTW der Tierrettung ging es für „Karl, die Krabbe“ direkt zur Essener Tierklinik.
Nach Recherchen der Tierrettung Essen handelt es sich bei „Karl“ um eine chinesische Wollhandkrabbe. Wie das Tier genau in den Zug gekommen ist, können weder Polizei noch Tierrettung erklären. Witte spekuliert, dass sich das Tier womöglich am Rucksack eines Anglers festgekrallt haben könnte – „vielleicht wollte er aber auch mit dem Neun-Euro-Ticket nach Sylt, zu den anderen Krabben.“
Geboren im Ruhrgebiet, kann auch die B-Seiten auf „4630 Bochum“ mitsingen. Hört viel Indie-Rock. Hat das Physikstudium an der Ruhr-Uni durchgespielt und wurde Journalist. Liebt tiefe Recherchen, Statistiken und „The Big Lebowski“. Sieht lokale Geschichten im großen Kontext und erzählt sie in Schrift, vor dem Mikro und der Kamera.
