Kochkünste, starke Frauen, „Legalize it“ und Angst vorm Klimakollaps

Robin Conrad - Bundestagskandidat der Grünen im Wahlkreis 122 - Mit Video

Robin Conrad liebt es, in fremde Kulturen einzutauchen – und das auch kulinarisch. Sein indisches Curry ist ein Gedicht und, wie man es von einem Grünen erwarten mag, natürlich vegan.

Herten

, 01.09.2021, 09:00 Uhr
Robin Conrad (24), Bundestagskandidat der Grünen, ist Vegetarier und hat Spaß am Kochen.

Robin Conrad (24), Bundestagskandidat der Grünen, ist Vegetarier und hat Spaß am Kochen. © Privat

Am Sonntag, 26. September, wird der neue Bundestag gewählt. Gerade mal 24 Jahre alt ist Robin Conrad, Student der Politikwissenschaften aus Oer-Erkenschwick, der im Wahlkreis 122 und somit für die Städte Marl, Herten, Oer-Erkenschwick, Haltern und Datteln als Bundestagskandidat der Grünen antritt. Da möchte man doch gleich fragen: Hat man in diesem Alter keine anderen Hobbys als Politik? Doch, die hat Robin Conrad. Und er weiß das Leben durchaus zu genießen. Er hat aber vor allem auch sehr konkrete Ziele und den dringenden Wunsch, die Zukunft Deutschlands und der Region mitzugestalten. Wer, wenn nicht ein junger Mensch mit reichlich Fachwissen in Sachen Klimawandel, sollte hochgradig interessiert daran sein, das Ruder rumzureißen, um die Umwelt für sich und folgende Generationen zu schützen?

Faszination für Reiseberichte bekannter Journalisten

Die Faszination für fremde Kulturen hat der literaturbegeisterte Robin Conrad sich angelesen. „Mich haben als Schüler besonders Reiseberichte bekannter Journalisten wie Peter Scholl-Latour oder Gabriele Krone-Schmalz in ihren Bann gezogen“, erzählt er. „Damals wäre ich am liebsten Journalist geworden.“

Keine Angst vor starken Frauen

Reisen – ein großes Hobby, das er seit Kindesbeinen mit seiner Mutter Gabriele Langemeier-Conrad teilt. „Wir sind mit dem Campingbus wochenlang quer durch ganz Europa getourt“, erzählt er. Apropos Mutter: Der 24-Jährige hat keine Angst vor starken Frauen, dafür aber jede Menge Respekt für solche, die wissen, was sie wollen. Denn genau so eine ist Gabriele Langemeier-Conrad, die im Rathaus der Heimatstadt Oer-Erkenschwick das Amt der ersten Beigeordneten bekleidet. „Sie stammt aus einer Bergmannsfamilie, hat sich hochgekämpft“, sagt er.

Wie es sich für einen Grünen gehört, ist Robin Conrad häufig mit dem Fahrrad unterwegs.

Wie es sich für einen Grünen gehört, ist Robin Conrad häufig mit dem Fahrrad unterwegs. © Privat

Und wenn’s um Frauen von Format geht, sind wir auch schon bei der Kanzlerinnenfrage. Dass es richtig war, Annalena Baerbock für die Grünen ins Rennen zu schicken, stellt der Master-Student nicht infrage. Klar, man hätte sich auch für Robert Habeck entscheiden können – aber nun ist es halt Baerbock, die Frauenquote sei schließlich auch ein wichtiges Argument. „Die Arbeitskultur ist einfach besser, wenn die Geschlechter gemischt sind. Und Gleichberechtigung erzielt man leider nur durch die Quote.“

E-Mobilität gibt das Studenten-Salär nicht her

Zurück an den Herd. Seit seinem neunten Lebensjahr ist Robin Conrad Vegetarier. Er kauft Bio soweit das karge Studenten-Salär es zulässt, hat Spaß am Kochen und zaubert neben dem eingangs erwähnten indischen Curry eine Gemüse-Lasagne, die auch vegane Freunde begeistert. Für Elektro-Mobilität in Form eines entsprechenden Autos oder Fahrrads reicht sein Geld definitiv (noch) nicht. Und so fährt er am Studienort Münster einen alten Drahtesel. Zu Hause in Oer-Erkenschwick teilt sich die Familie einen Kleinwagen.

Wie kam denn nun der Sinneswandel vom Journalismus hin zur Politik? „Ein Praktikum beim Bundesumweltministerium hat den Ausschlag gegeben“, sagt er. „Ich bin ein großer Europa-Freund, wollte EU-Beamter werden, um etwas zu verändern.“ Im Ministerium wurde dann schnell klar, dass es politischer Entscheidungen bedarf, um wirklich was zu bewegen. Also stand der Wunsch, politisch zu arbeiten. Dass er sich 2019 für die Grünen entschied, war klar. Seit 2020 sitzt er für seine Partei im Rat der Stadt Oer-Erkenschwick.

Beängstigendes Gutachten zum Klimawandel

Im Umweltministerium war Robin Conrad in der Klimaanpassung gelandet und befasste sich mit einem Gutachten zum Klimawandel und dessen Folgen. „Das war beängstigend und mir war klar, dass wir verdammt spät dran sind.“ Damals wurde die Bewegung „Fridays for future“ groß. „Aktiv bin ich da nicht, war aber bei einigen Demos dabei.“ Auch an Aufmärschen gegen Nazis hat er sich beteiligt.

Zu seinen Idealen zählen soziale Gerechtigkeit und Tierschutz – drum wurde er auch Vegetarier. Die Westfleisch-Fabrik in seiner Heimatstadt ist Conrad natürlich ein Dorn im Auge. Das Argument der Arbeitsplätze lässt er nicht gelten: „Die Arbeitsplätze dort sind schlecht. Die Pandemie hat gezeigt, dass die Menschen unter miserablen Bedingungen schuften.“

„Ja“ zum Tempolimit auf Autobahnen

Der Grünen-Kandidat steht für die Verkehrswende, will die Gleichberechtigung aller Verkehrsteilnehmer auf den Straßen fördern. Er sagt „Ja“ zu einem Tempolimit auf den Autobahnen und freut sich über positive Beispiele für die Entwicklung neuer Energien, wie sie im H2-Wasserstoffzentrum in Herten betrieben wird. Atomkraft ist ihm natürlich ein Dorn im Auge. „Viel zu riskant und problematisch – auch wegen der Endlagerung.“

Um erneuerbare Energien in ausreichender Menge zu produzieren, sollten alle öffentlichen Gebäude mit Solarplatten ausgestattet und bei Neubauten Pflicht werden. „Außerdem müssen die Abstandregeln für Windkraftanlagen geändert werden.“ Aktuell gelten tausend Meter Abstand zur Wohnbebauung. Das sei zu viel und behindere den Ausbau unnötig.

Cannabis? Legalize it!

Wer wie Robin Conrad einen Teil seines Studiums in Holland absolviert hat, der hat gewiss auch Erfahrungen mit Cannabis gesammelt und dazu eine Meinung? „Ich konsumiere es selbst nicht, bin aber für die Legalisierung“, sagt er. „Es ist absurd, junge Leute deshalb in die Kriminalität zu drängen. Das zerstört Lebensläufe.“

Überhaupt sei das Leben für viele junge Menschen in Zeiten der Pandemie kein Zuckerlecken. Er selbst hat seine Masterarbeit im Homeoffice gemacht. „Für Studienanfänger ist es besonders hart. Wie sollen die Freunde finden?“

Wenig Verständnis für Impfgegner

Er hofft, dass die Zeiten des harten Lockdowns sich nicht wiederholen und hat sich gleich impfen lassen, als es möglich war. „Für Impfgegner habe ich ehrlich gesagt wenig Verständnis.“ Dennoch findet er, dass Schnelltests weiterhin kostenlos hätten sein sollen. „Es ist falsch, dass sie ab Oktober kostenpflichtig werden. Die Tests haben uns wichtige Einblicke in die Pandemieentwicklung verschafft.“

Robin Conrad will auf den Master noch einen Doktor draufsetzen, wenn er nicht in den Bundestag gewählt wird. Er hat Platz 52 der Reserveliste von Bündnis 90/Die Grünen ergattert. „Wenn 27 Prozent der Wähler in NRW uns ihre Stimme geben, komme ich in den Bundestag.“ Und wenn‘s nicht klappt? „Dann kandidiere ich bei der nächsten Wahl wieder.“ Wenn er es tatsächlich in den Bundestag schafft, wünscht Conrad sich eine Koalition von Rot-Rot-Grün. „Schwarz-Grün wäre schwierig und nicht meins.“

Unangenehme Hetzerei im Internet

Vorerst denkt der 24-Jährige positiv, flitzt von Termin zu Termin, bringt Plakate rum und pflegt seine Social-Media-Accounts. Den Stress verpackt er gut, unangenehm findet er die Hetzerei im Internet. „Ich bin dazu übergegangen, so was nicht mehr zu lesen.“

Robin Conrad mit dem Berner Sennenhund eines Freundes.

Robin Conrad mit dem Berner Sennenhund eines Freundes. © Privat

Was die Menschen an seiner Person interessiert, verwundert ihn zuweilen. „Man sollte meinen, die Aussagen zum Klimawandel sind von Interesse. Stattdessen werden die Bilder mit Hund am meisten geklickt.“ Der Berner Sennenhund auf dem Foto gehört übrigens einem Freund. „Irgendwann lege ich mir auch einen zu – wenn ich Zeit dafür habe.“ Das kann dauern.