Kaplan Jan Tasler geht auf eigenen Wunsch Seelsorger vom Priesteramt entpflichtet

Kaplan Jan Tasler auf eigenen Wunsch vom Priesteramt entpflichtet
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Seine Entscheidung löste in der Pfarrei St. Sixtus vielerorts Bedauern aus: Kaplan Jan Tasler wurde auf eigenen Wunsch und aus persönlichen Gründen von Bischof Felix Genn von seinem Priesterdienst entpflichtet. Der Kaplan war sehr beliebt bei den Gemeindemitgliedern. Er galt als ruhig und bedachtsam und als ein Priester, der auch gern einmal Gottesdienste anders feierte.

Jan Tasler, der aus Coesfeld stammt, war 2020 zum Priester geweiht worden. Seitdem war er Kaplan in Haltern, St. Sixtus. Bereits 2022 hatte er sich mit 50 Prozent zum Lehramtsstudium freistellen lassen.

Bischof Genn hat jetzt seinem Wunsch zur vollständigen Entpflichtung zum 30. September entsprochen, teilt das Bistum Münster mit. „Jan Tasler wird aus dem Dienst des Bistums Münster ausscheiden und seine priesterlichen Tätigkeiten mit dem Datum der Entpflichtung beenden“, heißt es in der Pressemitteilung weiter. Insgesamt sind im vergangenen Jahr drei Priester auf eigenen Wunsch aus dem Amt ausgeschieden, teilt das Bistum mit.

Mit einer persönlichen Erklärung, die auf der Homepage der Pfarrei St. Sixtus einsehbar ist, hat sich Jan Tasler von seiner Gemeinde verabschiedet. Für diesen Schritt gebe es mehrere Gründe, schreibt Jan Tasler dort.

„Nicht meine Berufung“

„Im Kern steckt darin die Erfahrung, dass der priesterliche Dienst in den derzeitigen Strukturen und unter den geltenden Bedingungen nicht meine Berufung ist. Und würde ich ihn fortsetzen, könnte ich am Ende nicht mehr so Priester sein, wie ich es gerne sein will“, begründet Jan Tasler seinen Schritt.

Bereits vor einem Jahr, als er sich entschlossen hatte, mit einer halben Stelle ein Lehramtsstudium in Geschichte und Religion aufzunehmen, hatte Jan Tasler sich nachdenklich und kritisch mit der Situation und Struktur der katholischen Kirche auseinandergesetzt.

Kein Zukunftsentwurf

Schon damals fehlte ihm der große Zukunftsentwurf: „Wir kommen nicht weiter, wenn wir nur an straffer, traditioneller Organisation arbeiten.“ Kirche müsse veränderungsbereit sein. Wenn sie nur auf sich selbst schaue, mache sie sich überflüssig, so Tasler in der Halterner Zeitung.

Jan Tasler in der Sixtuskirche
2020 hatte Jan Tasler seinen Dienst in St. Sixtus angetreten. © Elisabeth Schrief

Was ihn ebenso nicht zur Ruhe kommen ließ, waren die Tiefschläge mit Missbrauch, der ungelösten Frage der Beteiligung von Frauen oder die priesterliche Lebensform im Zölibat. Insgesamt sei seine Entscheidung keine Abkehr vom Glauben, aber von der Kirche in ihrer heutigen Form. „Meine Lebensperspektive soll nicht sein, die Fassade zu flicken, während das Haus von innen längst zusammenbricht.“

In seinem Abschiedsbrief bedankt sich Jan Tasler jetzt ausdrücklich für die Zusammenarbeit in St. Sixtus. „Wir haben miteinander gelacht, manchmal auch geweint, oft auch nach dem richtigen Weg gesucht. Und das miteinander zu tun und dabei die Frage zu stellen: ‚Was hat Gott mit mir/uns vor?‘, das macht für mich Kirche ganz wesentlich aus. Im Leben bleiben wir auf dem Weg und sind nie am Ziel.“

Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 25. September 2023.

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