Die Zahl der Kirchenaustritte ist im Kreisdekanat Recklinghausen noch einmal gestiegen. Das Bistum Münster veröffentlichte nun Zahlen für 2022: 3.490 Katholiken im Kreisdekanat haben der Kirche demnach im vergangenen Jahr den Rücken gekehrt, 466 von ihnen kommen aus Haltern.
Bei Pfarrer Michael Ostholthoff macht sich Ernüchterung breit. Zugleich ist er entsetzt. „Da bin ich bestürzt“, sagt er. „Es bedrückt mich, dass wir so viele Menschen aus Haltern nicht erreichen.“
Der Leitende Pfarrer der Pfarrei St. Sixtus kann sich die Austritte dennoch erklären, nennt in dem Zusammenhang die Missbrauchsskandale der katholischen Kirche und die „defizitäre Aufarbeitung“.
Was ihn aber als Pfarrer in Haltern nicht kalt lasse, sind die Austritte aus der Pfarrgemeinde vor Ort: „Dass sich so viele Menschen nicht zugehörig fühlen.“

Er verliere trotz allem nicht den Mut und möchte weiterhin zeigen, dass sich die Kirche mit dem Leben der Halterner beschäftigt. „Wir sind eine lebendige Gemeinde“, betont Michael Ostholthoff. „Und sind für alle Menschen aus Haltern Ansprechpartner.“
Eheschließung vorm Altar
2022 lebten 19.816 Katholiken in Haltern. Ein Jahr zuvor waren es noch 20.376. Doch das Bistum Münster hat nicht nur Austritte zu verzeichnen. Die Anzahl der Taufen, Trauungen oder Gottesdienstteilnehmerinnen und -teilnehmer hat sich im letzten Jahr erhöht.
So haben sich 45 Paare in Haltern getraut und in der Kirche das Ja-Wort gegeben. 2021 waren es noch 21 Brautpaare weniger. Darüber hinaus wurden 182 Kinder getauft, 179 gingen zur Erstkommunion. Zum Vergleich: 2021 waren es 141 Taufen und 165 Erstkommunionen. Die Zahl der Firmungen lag im letzten Jahr bei 92 und ist damit zurückgegangen.
Ein Halterner hat sich für eine Wiederaufnahme entschieden. Hinzu kommen zwei Eintritte aus anderen christlichen Konfessionen. Die Zahl der Bestattungen ist mit 244 angestiegen. 2021 waren es noch 212 Bestattungen.
Gottesdienste häufiger besucht
Die Teilnahme an den Gottesdiensten hat sich erhöht. 866 Halterner haben 2022 die Messe besucht. Das sind 144 mehr als im Vorjahr. Das freut Pfarrer Michael Ostholthoff. Doch dafür gebe es auch eine Erklärung: Corona.
„Wir müssen das nüchtern betrachten. Es ist das erste Jahr nach Corona“, so Ostholthoff. Die Menschen dürfen sich normal treffen, aufgeschobene Trauungen werden nachgeholt. Dennoch sei die Kirche an bestimmten Feiertagen besonders gefragt.
„Dann versuchen wir, den Menschen zur Seite zu stehen und einen Ort für die Feiern oder die Trauer zu schaffen.“ Zurzeit bietet die Gemeinde einige Open-Air-Veranstaltungen an. „Aus der Kirche raus und rein in den Sommer“, so der Pfarrer.
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