Es ist ein sensibles Thema: Darf ein Mitarbeiter eines Kindergartens oder ein Begleiter einer Jugendfreizeit es zulassen, dass sich ein Kind auf seinen Schoß setzt? Und wie können und sollen Mitarbeiter mit solchen Situationen umgehen? Die evangelische Gemeinde Haltern hat deshalb ihr Gewaltpräventionskonzept umfassend überarbeitet.
„Das sind Situationen, die haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter immer wieder verunsichern“, sagt Diakonin Karolin Wengerek. „Deshalb war es notwendig, ein Konzept zu erstellen, dass den Rahmen des Möglichen absteckt und auch Ansprechpartner aufzeigt“, ergänzt Presbyter Klaus Tykwer.
„Das Konzept beschäftigt sich nicht ausschließlich mit dem Bereich der sexualisierten Gewalt“, so Pfarrerin Merle Vokkert. „Hintergrund der Überarbeitung ist auch ein neues Gesetz, das auf der Ebene der Evangelischen Landeskirche von Westfalen beschlossen worden ist.“
Team aus der Gemeinde
„Das Thema stand in unserer Gemeinde schon seit vielen Jahren auf der Tagesordnung“, sagt Klaus Tykwer. „Die Entwicklung des Konzepts der Gewaltprävention nach Kirchenrecht ist jetzt aber auch Teil eines umfassenden Ansatzes zur Bekämpfung von Gewalt in kirchlichen Einrichtungen.“
Ein halbes Jahr lang hat ein Team aus der Gemeinde an der Ausarbeitung gearbeitet, dem unter anderem die Kindergartenleiterinnen Anja Hardes und Alina Moors, Pfarrerin Merle Vokkert, Diakonin Karolin Wengerek und Presbyter Klaus Tykwer angehörten.
„Erste Neuerung ist, dass jetzt alle Mitarbeitenden eine Ethikvereinbarung unterschreiben, mit der sie sich verpflichten, auf Fälle von Gewalt und sexualisierter Gewalt ein besonderes Augenmerk zu haben. Und es gibt eine Reihe von Ansprechpartnern, an die man sich im Zweifelsfall wenden kann“, so Klaus Tykwer.
Weiterhin werden regelmäßige Schulungen durchgeführt, deren Inhalte laufend angepasst werden. Kindergärten stehen zwar bei dem Konzept besonders im Fokus, aber es gilt grundsätzlich für alle Einrichtungen der evangelischen Gemeinde Haltern, sowohl im Jugend- als auch im Erwachsenenbereich.

„Wichtig ist, die Kinder zu stärken, ihnen zu vermitteln, dass sie nicht allein sind, dass sie Rechte haben“, sagt Anja Hardes, Leiterin des Anne-Frank-Kindergartens. In den vergangen 20 Jahren habe es in ihrer Einrichtung vier Fälle von Gewalt gegeben, mit denen sich das Leitungsteam beschäftigen musste.
„Das Konzept verfolgt vor allem einen präventiven Ansatz“, sagt Klaus Tykwer. „Durch die Sensibilisierung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter soll erreicht werden, dass Probleme bereits im Vorfeld erkannt werden und es erst gar nicht zu solchen Vorfällen kommt.“
Gewaltausbrüche
Es geht nicht nur um sexualisierte Gewalt. Auch unter den Kindern und Jugendlichen sind Gewaltausbrüche möglich. „Wir müssen bedenken, dass heute auch viele Kinder mit traumatisierenden Kriegserfahrungen unsere Einrichtungen besuchen“, sagt Klaus Tykwer.
Zweite zentrale Komponente des Konzepts ist es deshalb, auf allen Ebenen, von der Gemeinde bis zur Landeskirche in Bielefeld, Ansprechpartner zu nennen, an die man sich im Zweifel oder auch bei Verdachtsmomenten wenden kann. „Jeder kann überall Hilfe finden“, so Klaus Tykwer.
Hierhin können sich Ratsuchende bei Fällen von (nicht nur sexualisierter) Gewalt in den evangelischen Einrichtungen wenden:
- EkvW (Evangelische Kirche von Westfalen) Fachstelle: Jelena Kracht, Tel. 0521594-381
- Präventionsbeauftragter Kirchenkreis Recklinghausen: Frank Knüfken, Tel. 02361 206-504
- Gemeindepfarrerin: Merle Vokkert, Tel. 02364 9529551
- Diakonin: Karolin Wengerek, Tel. 02364 5095413
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