„Wir kommen an unsere Grenzen“ Halterner Steuerberater zur Personalsituation

„Wir kommen an unsere Grenzen“: Steuerberater suchen Mitarbeiter
Lesezeit

Auf den meisten Homepages von Steuerberatungskanzleien gibt es sie: Stellenangebote für Steuerfachangestellte, Steuerassistenten oder Steuerberater. Die Branche sucht Personal. „Auch wir kommen an unsere Grenzen“, sagt der Halterner Steuerberater Martin Rekewitz.

Aktuell ist seine Kanzlei noch voll besetzt mit vier Vollzeit- und fünf Teilzeit-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeitern sowie einer Auszubildenden. „Für eine Mitarbeiterin, die in Mutterschutz gegangen ist, habe ich schnell Ersatz gefunden, aber das war auch ein Glücksfall“, so Rekewitz.

Insgesamt fehlt den Steuerberatern aber Personal, weiß der Halterner. „Inzwischen versuchen schon Headhunter Mitarbeiter aus Kanzleien abzuwerben. Manche Steuerberater veröffentlichen die Durchwahlnummern und Namen ihrer Mitarbeiter nicht mehr auf der Homepage, damit diese nicht abgeworben werden“. Seit knapp zwei Jahren habe sich die Lage verschärft.

Immer weniger Auszubildende

„Auch wir suchen ständig 5 bis 10 Leute“, sagt Phil Feldmann, geschäftsführender Gesellschafter bei der Steuerberatungsgesellschaft Team Confides, die mit 80 Mitarbeitern an drei Standorten im Kreis Recklinghausen vertreten ist, unter anderem in Haltern.

„Gute Mitarbeiter stellen wir immer ein“, sagt Feldmann. „Aber sie sind immer schwerer zu finden, die Zahl der Auszubildenden nimmt ab.“ Digitalisierungsprozesse seien zwar auf dem Weg, bräuchten aber noch einige Zeit, bis sie zur wirklichen Entlastung werden könnten, so Feldmann. „Und sie erfordern verstärkte Mitwirkung der Mandanten.

Phil Feldmann vom Team Confides plädiert für Kooperationen unter Steuerberatern.
Phil Feldmann vom Team Confides plädiert für Kooperationen unter Steuerberatern. © Jürgen Wolter

Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass Mandanten teilweise keine Steuerberater mehr finden „Bei uns stellen wir eine verstärkte Nachfrage fest“, sagt Martin Rekewitz. „Noch haben wir niemanden abgelehnt. Aber bei aufwändigen Fällen beginnt man schon zu überlegen, ob das noch zu schaffen ist.“

Schon heute sei unter Steuerberatern mehr Kooperation als Konkurrenz gefragt, sagt Phil Feldmann. „Auch mit Halterner Kollegen arbeiten wir zusammen, um die Mandate nach den jeweiligen Schwerpunkten besser zu verteilen.“

Beruf im Umbruch

Martin Rekewitz möchte eine Lanze für den Beruf brechen „Es ist ein moderner Beruf im Umbruch. Mit dem verstaubten Image des Sachbearbeiters, der mit Ärmelschonern Aktenberge wälzt, hat das überhaupt nichts mehr zu tun.“

Zu den Aufgaben eines Steuerberaters oder Steuerfachangestellten gehören neben dem Erstellen der Steuererklärung auch Jahresabschlüsse, Buchführung, Kommunikation mit Finanzämtern, Beratung von Existenzgründern, Finanzplanungen und vieles mehr.

Eine Frau steht an einem Dokumentenscanner
Steuerbelege werden inzwischen digital erfasst, demonstriert Petra Kampmann, Mitarbeiterin der Steuerberatungskanzlei Rekewitz. © Jürgen Wolter

„In allen Bereichen ist die Digitalisierung auf dem Vormarsch. Das mittelfristige Ziel ist die rein digital erstellte Steuererklärung“, sagt Martin Rekewitz. „Schon heute finden Sie kaum noch Aktenordner bei uns in der Kanzlei.“ Ein neuer Dokumentenscanner sorgt inzwischen für die digitale Erfassung von Steuerbelegen.

Schwierige Ausbildung

„Außerdem muss über die Bezahlung von Steuerfachangestellten nachgedacht werden. Die Ausbildung ist schwierig, immer neue Gesetzeslagen müssen berücksichtigt werden,“ so Phil Feldmann. „Auch da muss etwas passieren, um dem Beruf attraktiver zu machen.“

„Insgesamt sind die Tätigkeiten des Steuerberaters, Steuerfachangestellten, verschiedener Fachassistenten oder des Steuerfachwirts aber abwechslungsreiche Berufe mit guten Zukunftsperspektiven“, findet Martin Rekewitz.

Es gibt drei Wege, Steuerberater zu werden:

  • Ausbildung in einem Steuerbüro zum Steuerfachangestellten (in der Regel drei Jahre, Voraussetzung: Realschulabschluss, Fachabi oder Abitur). Später Weiterbildungsmöglichkeiten bis zum Steuerberater.
  • Wirtschafts- oder rechtswissenschaftliches Fachhochschulstudium und Eintritt in eine Kanzlei als Steuer-Assistent mit der Möglichkeit, später die Steuerberaterprüfung abzulegen.
  • Studium an der Fachhochschule für Finanzen in Nordkirchen und später Wechsel in eine Steuerberatungskanzlei. Weitere Informationen gibt es hier: https://www.steuerberaterkammer-westfalen-lippe.de/

Mysteriöses Brummen in Haltern ist wieder da: Lavesumerin klagt: „Ich kann nicht mehr“

Ausverkauftes Haus beim Sunset Beach Festival 2023: Veranstalter ziehen Bilanz

2000 Grad heiße Gase werden gekühlt: Firma KSK aus Haltern baut innovative Anlage