
Ulrich Wessel, Schulleiter des Joseph-König-Gymnasiums, setzt sich für die Digitalisierung der Lehre ein. Im Februar sprachen die Schulleiter der weiterführenden Schulen mit der Stadtverwaltung. Der Plan: iPads für Schülerinnen und Schüler. © Jürgen Wolter
iPad-Pflicht für Schulen in Haltern: Schulleiter Ulrich Wessel spricht über den Plan
Digital im Klassenzimmer
Seit Monaten diskutieren Halterner Schulen über iPads im Unterricht. Bald könnten die Pläne konkret werden. Eine Förderung erhält die Stadt allerdings nicht, Eltern werden selbst zahlen müssen.
Das Schulbuch als E-Book und eine Datei für die Hausaufgaben. Wenn es nach den weiterführenden Schulen in Haltern geht, könnte ein Tablet im Unterricht noch im nächsten Jahr zum Standard werden. „An einer Digitalisierung des Unterrichts kommt man nicht vorbei“, sagt Ulrich Wessel, Schulleiter des Joseph-König-Gymnasiums. „Es gibt Schüler, die sich schon freiwillig Endgeräte angeschafft haben.“
„Wir suchen den breiten Konsens“
Im Februar besprachen sich die Schulleiter der weiterführenden Schulen in Haltern mit der Stadtverwaltung. Das Ziel: Die Digitalisierung in den Schulen vorantreiben, indem langfristig jede Schülerin und jeder Schüler ein eigenes iPad nutzen kann. „Noch sind das nur Pläne, keine Beschlüsse“, erklärt Ulrich Wessel. Diese Pläne sollen zunächst in Lehrerkonferenzen, Schul- und Klassenpflegschaften besprochen werden. „Wir suchen den breiten Konsens.“
So müssten die Gremien zum Beispiel über die genaue Verwendung der Tablets beraten, sagt der Schulleiter. „Ende Januar bis Anfang Februar steht die Beschlussfassung an“, sagt Wessel. Die ersten Klassen könnten im darauffolgenden Sommer mit den Tablets ausgestattet werden.
Apple-Gerät statt Android-System
Warum sollten die Schulen zu iPads greifen? Wessel: „iPads haben gegenüber Android-Geräten den Vorteil, dass sie zentral aufgesetzt werden können.“ So könnte die Stadt bestimmte Apps auf die Geräte laden, die für den Unterricht relevant sind.
Nach aktuellem Planungsstand würden die Klassen der Jahrgangsstufe sieben auf allen drei weiterführenden Schulen in Haltern mit den iPads starten. „Wir entscheiden uns da bewusst für, weil in Klassen fünf und sechs noch Grundlagen geschaffen werden müssen“, sagt Wessel.

So könnte der Mathematikunterricht in Haltern aussehen, wenn dabei iPads zum Einsatz kommen. (Symbolbild) © picture alliance/dpa
Zeitgleich mit den siebten Klassen würde auch die Oberstufe des Gymnasiums iPads erhalten. In den Folgejahren könnten die Endgeräte dann sukzessive bei jeder nachrückenden Klasse eingeführt werden. „Wenn die Schulkonferenzen den Beschluss tätigen, sollen die iPads verpflichtend eingeführt werden“, erklärt Wessel. In diesem Fall müssten alle Schülerinnen und Schüler Zugriff auf ein Gerät haben, um am Unterricht teilnehmen zu können.
Keine Förderung vom Land NRW
Und wer bezahlt die Geräte? „Leider gehört Haltern am See nicht zu den berechtigten Gemeinden, die über das sogenannte 2. Ausstattungsprogramm des Landes Fördermittel erhalten, um die Schülerinnen und Schüler mit iPads ausstatten zu können“, erklärt die Pressestelle der Stadt Haltern. Nach dieser Richtlinie will das Land NRW berechtigte Schulen an sozial benachteiligten Standorten die vollständige Ausstattung aller Schülerinnen und Schüler mit personalisierten und technisch schulgebundenen mobilen Endgeräten zu ermöglichen.
„Da unterscheidet das Land zwischen finanzschwachen und finanzstarken Gemeinden“, sagt Schulleiter Ulrich Wessel. Während Schulen in Gelsenkirchen über die Förderung mit iPads ausgestattet würden, sei das in Haltern nicht möglich. Eltern müssten also eine Ratenzahlung oder die sofortige Anschaffung der Geräte tragen, so Wessel. Dafür könnten Schülerinnen und Schüler die Geräte dann auch privat und nicht nur für die Schule benutzen, ergänzt die Pressestelle der Stadt Haltern.
Zwar gibt es eine Tendenz zum iPad, welche Modelle die Schüler genau benutzen könnten, ist aber noch nicht geklärt. Darüber sollen auch die Gremien diskutieren. Ein iPad der neunten Generation aus dem Jahr 2021 mit 64 Gigabyte Speicher kostet im Neupreis etwa 350 Euro. Modelle mit besserer Ausstattung – beispielsweise die Pro-Variante (2021) mit 128 Gigabyte Speicher, liegen bei etwa 1000 Euro. Beim Basis Modell wäre eine Ratenzahlung „irgendwo im Bereich von 20 Monatsraten á 20 Euro“ denkbar, sagt der Schulleiter.
Geboren im Ruhrgebiet, kann auch die B-Seiten auf „4630 Bochum“ mitsingen. Hört viel Indie-Rock. Hat das Physikstudium an der Ruhr-Uni durchgespielt und wurde Journalist. Liebt tiefe Recherchen, Statistiken und „The Big Lebowski“. Sieht lokale Geschichten im großen Kontext und erzählt sie in Schrift, vor dem Mikro und der Kamera.
