Bis jetzt haben die Mitglieder des Hegerings Haltern mit ihren Drohnenflügen schon mehr Rehkitze gerettet als im vergangenen Jahr. Und die Setzzeit des Rehwild ist noch nicht zu Ende. Allein am Mittwoch bewahrten die Jäger sechs Kitze und ein Fasanengelege vor dem Tod durch die Mähmaschine.
Ende April haben die Halterner Jäger mit der Kitzrettung begonnen. Bis Anfang Juni konnten sie bereits 32 Rehkitzen das Leben retten. Im vergangenen Jahr waren es insgesamt 21, aber die Setzzeit ist noch nicht zu Ende und die Jäger sind mit ihren Drohnen noch bis Ende Juni im Einsatz.
Die Ricken setzen ihre Jungen im hohen Gras ab, kommen in regelmäßigen Abständen zurück, um sie zu füttern. Das Kitz hat einen Tarnreflex, es flüchtet nicht, wenn sich eine landwirtschaftliche Maschine nähert - mit dann oft grausigen Folgen.
Zwei Drohnen im Einsatz
Wenn ein Rehkitz in einen Häcksler oder eine Mähmaschine gerät, wenn Gliedmaßen abgetrennt sind oder der Körper aufgeschlitzt wird - das sind Bilder, die die Jäger in Haltern dazu bewogen haben, sich in der Kitzrettung zu engagieren. Deshalb haben sie 2022 mit Hilfe von Sponsoren zwei Drohnen mit Wärmebildkameras angeschafft.
Wenn Landwirte ihre Wiesen mähen wollen, informieren sie vorher die Jäger, die zwei Teams zusammenstellen können, die vor der Mahd über das Gelände fliegen und Kitze ausfindig machen können. Diese werden dann in Kisten gelegt und an den Feldrand gestellt. Nachdem der Bauer sein Feld gemäht hat, werden die Kitze, die nicht mit der Hand berührt werden dürfen, wieder freigelassen.

„Die Zahl der Einsätze hat sich 2023 deutlich erhöht, weil immer mehr Landwirte auf unsere Kitzrettung aufmerksam werden“, sagt Christopher Schwazcowski, einer der Drohnenpiloten beim Hegering. „Inzwischen haben sich die Abläufe eingespielt und die Landwirte wissen, was wir machen. Dadurch hat sich nach und nach ein vertrauensvolles Verhältnis eingestellt.“
Kitze nicht freilassen
Leider kommt es gelegentlich vor, dass Passanten die Rehkitze wieder aus ihren Boxen freilassen. „Das geschieht aus Unwissenheit oder auch Fahrlässigkeit“, sagt Reinhold Bergjürgen, der Vorsitzende des Hegerings Haltern. „Das Kitz läuft dann wieder ins Feld - und das ist dann doch sein Todesurteil.“

Deshalb warnen die Jäger dringend davor, die Boxen zu öffnen und die Kitze laufen zu lasen. „Das tun wir selbst, nachdem der Landwirt mit dem Mähen fertig ist“, so Reinhold Bergjürgen. Aus diesem Grund bringen die Jäger inzwischen Aufkleber auf den Wildboxen an mit der Aufschrift: „Bitte nicht öffnen! Ich werde nachher freigelassen!“
Wecker klingelt um 4 Uhr
Für die Kitzretter ist die Setzzeit des Rehwilds von Anfang Mai bis Ende Juni eine anstrengende Zeit. Christopher Schwazcowski ist zurzeit fast täglich im Einsatz. Sein Wecker klingelt morgens um 4 Uhr, denn die Kitzrettung muss in den frühen Morgenstunden geschehen, solange es noch kühler ist und die Wärmebildkamera die Umrisse des Kitzes gut erfassen kann.

„Ich habe mir Urlaub genommen, andere Kollegen fangen später an zu arbeiten und bleiben dafür länger“, sagt Schwazcowski. „Das ist auch ein erheblicher Zeitaufwand für uns.“
Diesen nehmen sie aber gern auf sich, um möglichst vielen Kitzen das Leben zu retten. „Die sind jetzt zum Teil schon sehr mobil, wenn sie älter sind, aber es gibt auch immer wieder Jungtiere, die gerade erst geboren worden sind“, sagt Christopher Schwazcowski. „Deshalb werden wir noch rund vier Wochen mit dem Einsatz weitermachen.“
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