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Haltern hat 20 Kindergärten – Nur einer bekommt bislang Lüftungsgeräte
Coronavirus
Ob die Luft in Halterner Kindertagesstätten gefiltert wird, entscheiden die jeweiligen Betreiber. Fördermittel gibt es dafür seit Kurzem vom Bund. Nur ein Träger hat die Geräte bestellt.
Die Delta-Variante des Coronavirus könnte dafür sorgen, dass auch Kindertagesstätten nach den Ferien irgendwann wieder schließen müssen. Die als ansteckender und gefährlicher geltende Delta-Variante ist bundesweit bereits in einigen Kitas vermutet oder nachgewiesen worden. Auch in Haltern erreicht die Debatte um Luftreinigungsgeräte endgültig die Kleinsten.
Stadt Haltern beobachtet das Infektionsgeschehen
Seit dem 11. Juni 2021 können Halterner Kitas beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) Fördermittel beantragen. Mit dem bis Ende 2021 befristeten Förderprogramm möchte der Bund einen Beitrag zur aktuellen Pandemiebekämpfung leisten.
Über die Höhe der Förderung schreibt das BAFA in seinem Programm: „Gefördert werden die Investitionsausgaben sowie die Ausgaben für Planung und Montage in Höhe von bis zu 80 Prozent der förderfähigen Ausgaben.“
Für die städtischen Kindertagesstätten Kita Conzeallee, Kita Holtwick und die Kita Sythen plant der Betreiber, die Stadt Haltern, bislang nicht auf das Förderprogramm zurückzugreifen. „In den Kitas sitzt man nicht ständig auf den Plätzen. Die Kinder sind immer in Bewegung und es wird viel raus gegangen“, sagt Stadtsprecherin Sophie Hoffmeier.
Deswegen seien Kindertagesstätten nicht mit den Halterner Schulen zu vergleichen, an denen es in manchen Räumen bereits Luftfilter gibt. Aktuell beobachtet die Stadtverwaltung das Infektionsgeschehen und will erst reagieren, wenn es nötig wird.
„Im Moment sieht es gut aus, aber wir haben das Geschehen ständig im Blick und werden auch frühzeitig reagieren“, sagt Sophie Hoffmeier. Dafür halte die Stadt „ständig“ Rücksprache mit den Kindergärten.
Konzept für evangelische Kitas nach den Sommerferien
Die beiden evangelischen Kindertagesstätten, Anne Frank an der Heinrich-Rumpf-Straße und Martin Luther am Hennewiger Weg, werden in Sommer ebenfalls nicht mit Luftfiltern ausgestattet. Für Pfarrerin Merle Vokkert sind Geräte zum Filtern der Luft „erst ein Thema, wenn es Richtung Winter geht“.

Merle Vokkert und die evangelische Kirchengemeinde arbeiten an einem Konzept für nach den Sommerferien. © Jürgen Wolter
Auch der evangelische Träger setzt also erst mal auf Zeit. Alles dem Zufall überlassen möchte Merle Vokkert aber nicht: „Wir sind dabei, ein Konzept für nach den Sommerferien zu entwerfen“, so die Pfarrerin.
Kita Lohausstraße bekommt Lüftungsgeräte
An der Lohausstraße steht die einzige von der Arbeiterwohlfahrt (AWO) betriebene Kindertagesstätte in Haltern. Das ist nicht die alleinige Besonderheit. Denn in den Räumlichkeiten der Kita soll die Luft schon bald gefiltert werden.
„Wir haben mobile Lüftungsgeräte für alle Gruppen bestellt“, bestätigt Sandra Schubert vom AWO-Unterbezirk Münsterland-Recklinghausen. Zusätzlich soll in der Kita Lohausstraße „auf die bewährten Hygienekonzepte“ gesetzt werden, erklärt die Pressesprecherin.
DRK behält sich Maßnahmen vor
Auch die vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) geführten Kindertageseinrichtungen Familienzentrum Sythen, Kreuz und Quer, Juniorkita und DRK Lippramsdorf, setzen erst mal nur auf Hygienekonzepte.
„Die Anschaffung von Belüftungssystemen oder mobilen Luftfiltern ist derzeit nicht vorgesehen. Dies auch, weil alle Räumlichkeiten der KiGä ausreichend gelüftet werden können“, sagt der Vorsitzende vom DRK Kreisverband Recklinghausen, Michael Vaupel.
Die Vergangenheit habe gezeigt, dass sich in den DRK-Einrichtungen weder Kinder noch Personal angesteckt hätten. In den Kitas wurden die Kinder strikt getrennt in Gruppen betreut, auch das Personal wurde nicht gruppenübergreifend eingesetzt. „Ansteckungen erfolgten ausschließlich in der Freizeit“, hält der DRK-Vorsitzende fest.
Viel problematischer ist es für Michael Vaupel, wenn Kinder von verschiedenen Gruppen gleichzeitig von Erziehungsberechtigten abgeholt werden oder Kinder, die getrennt betreut wurden, nachmittags zusammen spielen. „Wozu hat man dann eigentlich den ganzen Tag getrennte Betreuung durchgeführt, wenn diese nachmittags konterkariert wird?“, so der DRK-Vorsitzende.
Sollte sich eine sogenannte vierte Welle im Herbst oder Winter entwickeln, behält sich das DRK jedoch vor, „entsprechende Maßnahmen“ zu ergreifen.
Kirchengemeinde St. Sixtus prüft Anschaffung von Lüftungssystemen
Die Kirchengemeinde St. Sixtus ist Träger der meisten Kindertagesstätten in Haltern. In den Kitas St. Andreas in Hullern, St. Antonius in Lavesum, St. Joseph in Sythen, St. Lambertus in Lippramsdorf, St. Maria-Magdalena in Flaesheim, Heilig Kreuz in Hamm Bossendorf, St. Laurentius I (Familienzentrum), St. Laurentius II, St. Marien und St. Sixtus in Haltern-Mitte, werden noch keine Belüftungssysteme genutzt.

Die Ausstattung mit Hygieneprodukten an der St. Antonius Kita beurteilt die Kirchengemeinde St. Sixtus als „sehr gut“. © privat
Die Ausstattung mit Hygieneprodukten sei aber „sehr gut“, hieß es auf Anfrage der Redaktion aus der Verbundleitung von Iris Hillenbrand und Cordula Borgsmüller. Beide bestätigen außerdem, dass die Arbeit „entsprechend den offiziellen Hygieneempfehlungen“ durchgeführt werde.
Da der Schutz der Kinder und aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein „dringendes Anliegen“ sei, werde zurzeit über den Einsatz von Luftfiltern beraten. „Die Frage der Bereitstellung von Lüftungssystemen oder Luftfiltern ist zurzeit in Bearbeitung. In Bezug auf die Finanzierung werden wir die Maßgaben des Bundesförderprogrammes berücksichtigen“, so die Verbundleitung.
Bis es so weit ist, bleibt die Kindertagesstätte auf der Lohausstraße die einzige von Halterns 20 in Frage kommenden Kitas, die ihre Luft demnächst filtert.
Anm. d. Red.: Haltern hat eigentlich 21 Kindergärten. Der Alltag im Naturkindergarten „Die Glückspilze“ spielt sich allerdings ganzjährig überwiegend draußen in der Natur an der frischen Luft ab.
Ist passionierter und aktiver Sportler aus dem schönen Bergischen Land und seit 2011, ursprünglich wegen des Studiums, im Ruhrgebiet unterwegs. Liebt die Kommunikation mit Menschen im Allgemeinen und das Aufschreiben ihrer Geschichten im Speziellen.
