Auf Stippvisite in der Heimatstadt Haltern: Soufjan Ibrahim im Café Extrablatt.

© Jürgen Wolter

Gesang, Tanz, Schauspiel: Halterner macht seine Leidenschaft zum Beruf

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Von der Musical- und der Theater-AG des Halterner Gymnasiums zum Musical-Studium nach Berlin: Soufjan Ibrahim macht seine Leidenschaft zum Beruf.

Haltern

, 28.09.2021, 17:05 Uhr / Lesedauer: 3 min

Die Musical AG des Joseph-König-Gymnasiums hat mit ihrem Stück „Der kleine Horrorladen“ wieder für Furore gesorgt. Und das war bei den vergangenen Produktionen oft so. Einige der ehemaligen Darstellerinnen und Darsteller haben danach den Sprung auf größere Bühnen gewagt und machten Musical, Tanz und Schauspiel zu ihrem Beruf. Wir stellen einige von ihnen in den nächsten Wochen vor. Den Anfang macht heute Soufjan Ibrahim.

Dass er heute auf der Bühne steht, unter anderem in Berlin, und auch schon auf der Leinwand und im TV zu sehen war, das verdankt Soufjan Ibrahim auch seinen Erzieherinnen im Marienkindergarten in Haltern. Die wurden nämlich zuerst auf das Talent des damals Sechsjährigen aufmerksam. Heute studiert der Halterner an der Universität der Künste in Berlin im Studiengang Musical / Show.

„Als ich sechs Jahre alt war, fanden meine Erzieherinnen, dass ich ein Talent für Musik und Schauspiel hatte“, erinnert er sich bei einem Besuch in Haltern. „Sie sprachen meine Eltern darauf an und ich ging danach zunächst mal in die musikalische Früherziehung in der Musikschule.“

Theater- und Musical AG am Gymnasium

Anschließend wechselte er in die Musikschule von Horst Kilp, wo er Gesangs- und Klavierunterricht nahm. Mit acht Jahren stand er das erste Mal auf der Bühne, nach seinem Wechsel aufs Joseph-König-Gymnasium wirkte er an drei Willkommensshows für die jeweils neuen Schüler mit. Und er merkte, wie viel Spaß es ihm macht, auf der Bühne zu stehen. Klar, dass er dann auch in der Theater AG und der Musical AG des Gymnasiums dabei war.

In der Musikschule von Horst Kilp hat Soufjan Ibrahim während seiner Schulzeit Klavier- und Gesangsunterricht genommen.

In der Musikschule von Horst Kilp hat Soufjan Ibrahim während seiner Schulzeit Klavier- und Gesangsunterricht genommen. © Daniel Winkelkotte (Archiv)

„Mit dem Literaturkurs haben wir ‚Der Theatromat‘ aufgeführt und dann war ich im Musical ‚Annie‘ 2017 dabei“, erinnert er sich. Sein Abi baute Soufjan 2017. Vorher hatte er aber noch auf einer anderen Bühne gestanden: Im Alter von 13 Jahren hatte er sich bei der Castingshow „The Voice Kids“ beworben. Dort kam er bis ins Halbfinale und sang im Fernsehen vor einem Millionenpublikum. „Das war eine aufregende Zeit, in der ich vor allem viel gelernt habe“, sagt er heute.

Als es um das Thema Berufswahl ging, traute er dem Braten „Showgeschäft“ aber anfangs noch nicht so ganz. „Ich habe erstmal angefangen‚ etwas Anständiges‘ zu studieren“, sagt er schmunzelnd. Er schrieb sich an der Uni Bochum für Englisch und Erziehungswissenschaften ein. Aber dort blieb er nicht lange.

„Es war mir zu trocken, zu wissenschaftlich“, sagt er. Soufjan folgte seinem Gefühl und bewarb sich an der Universität der Künste im Studiengang Musical / Show - und wurde zur Aufnahmeprüfung zugelassen.

Zwei Wochen Aufnahmeprüfung

Und die hatte es in sich. Vier Monate bereitete er sich intensiv darauf vor, nahm sich aber auch vor, sich auszuprobieren und dabei Spaß zu haben. „Die Prüfung dauerte zwei Wochen, bestand aus Vorsprechen, Vortanzen und vielen einzelnen Castings“, erinnert er sich. In jeder Runde kamen einige Studienanwärter weiter, andere mussten gehen. Soufjan blieb und konnte im Oktober 2018 das Studium beginnen.

Soufjan beim Bundesgesangswettbewerb in Berlin.

Soufjan beim Bundesgesangswettbewerb in Berlin. © Thomas Koy

Und auch da wurde und wird ihm viel abverlangt: morgens Tanz, nachmittags Gesang, abends Schauspiel. Das Studium umfasst gleich drei darstellerische Schwerpunkte und das macht es besonders anspruchsvoll, aber auch vielseitig. „Es sind aber manchmal schon ziemlich lange Tage“, sagt Soufjan.

Auch die Coronapandemie ging an den Studierenden nicht spurlos vorüber. Ihre erste erarbeitete Bühnenproduktion konnten sie nie aufführen. Erst das Abschlussstück (Ein Abend für Deutschland) wurde jetzt vor Publikum präsentiert. „Davon haben wir inzwischen 22 Shows gespielt“, sagt der Halterner, der in diesem Jahr beim Bundesgesangswettbewerb mit einem Förderpreis ausgezeichnet wurde.

„Ich möchte die unterschiedlichsten Typen spielen“

Soufjan lebt heute in Berlin. Eine spannende, einerseits anonyme, aber auch sehr offene Stadt, findet er. „Sehr Multikulti, da fällt einer wie ich gar nicht auf.“ Soufjans Eltern stammen aus Ägypten und Marokko. Darin sieht er auch eine Chance für seinen späteren Beruf. „Ich möchte die unterschiedlichsten Typen spielen“, sagt er. „Und ich mag es sehr, Geschichten zu erzählen, in andere Rollen zu schlüpfen und dadurch den Menschen etwas zu vermitteln.“

Das hat er in einigen TV- und Filmproduktionen bereits getan. In einer kleinen Rolle war er in einer Folge der RTL-Serie „Der Lehrer“ zu sehen und auch in dem Kinofilm „Zu weit weg“. Hauptrollen spielte er im Pilotfilm zur Serie „Emmas Vorstadtidylle“ und in dem Kurzfilm „Zimmer 111“ von Absolventen der Filmhochschule Ansbach.

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Welche Produktionen nach seinem Studium auf ihn warten, das ist noch offen. „Ich möchte gern auf der Bühne stehen, aber auch weiter drehen“, sagt Soufjan. Nach Haltern ist er gekommen, um sich die aktuelle Produktion der Musical AG „Der kleine Horrorladen“ anzusehen.

Soufjan auf der Neuköllner Opernbühne beim Abschlussstück der Studierenden der Universität der Künste.

Soufjan auf der Neuköllner Opernbühne beim Abschlussstück der Studierenden der Universität der Künste. © M.ZALEWSKII

„Das war schon ein sehr emotionaler Moment für mich, wieder in der Aula zu sein und die Bühne zu sehen, auf der alles angefangen hat“, sagt er. Besuche in Haltern bei der Familie und Freunden plant er aber weiterhin regelmäßig ein. „Hier kann ich entspannen, das fühlt sich einfach gut an“, sagt Soufjan Ibrahim.